Hei hei er und dann
gehen.
„Rina Lowell, kommen Sie sofort da raus“, ertönte Emmas Stimme von der anderen Seite.
„Was für eine Kupplerin!“, meinte Colin trocken.
Rina fasste an den Türknauf. „Ich gehe vor. Dann hast duZeit, dich ein wenig abzukühlen“, fügte sie hinzu.
„Sehr witzig“, murmelte Colin, aber er widersprach nicht und ließ sie gehen.
„Emma! Was ist los?“
Die alte Dame wedelte ihr mit der Floristenkarte vor der Nase herum. „Jetzt versucht es dieser Kerl also bei Ihnen“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Was meinen Sie?“, fragte Rina unschuldig. „Die Blumen sind von Stan. Ich hab’ Ihnen doch gesagt, er ist ein Lüstling. Eben noch behauptet er, an mir interessiert zu sein, und kurz darauf überschüttet er Sie mit Rosen.“
„Es sind Wildblumen, keine Rosen.“ „Das macht keinen Unterschied.“ „Preislich schon“, entgegnete Rina. „Und Sie haben spioniert.“ Sie riss Emma die Karte aus der Hand.
„Und Ihr Lippenstift ist verschmiert, was bedeutet, dass Sie herumgeknutscht haben. Mit wie vielen Männern spielen Sie eigentlich?“ Emma rümpfte die Nase, und Rina musste ein Lachen unterdrücken.
Sie legte den Arm um Emmas Schultern und führte sie an ihren Schreibtisch zurück. „Emma Montgomery, Sie sind eifersüchtig, weil Stan für jemand anderes Interesse zeigt, nachdem Sie ihn abgewiesen haben.“
„Lächerlich.“ „Genau“, bestätigte Rina. „Und Sie wissen sehr wohl, dass Stan ein kluger Mann ist. Er weiß, dass Sie mit mir im selben Raum arbeiten und sehr neugierig sind. Also schickte er mir Blumen, damit Sie sich aufregen. Was ja auch wunderbar funktioniert hat.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Ts, ts, Emma. Sie sollten nicht so vorhersehbar sein. Männer wollen unberechenbare, impulsive Frauen.“ Sie konnte sich das Lachen nun nicht mehr verkneifen. „Kommen Sie, Emma. Nun gehen Sie schon mit dem Mann aus.“
„Und wenn es eine Falle ist?“
Rina verstand. Was, wenn Emmas Sohn, der berüchtigte Richter Montgomery, seinen Freund Stan gebeten hatte, Emma auszukundschaften? Und was, wenn Emma sich von ihrer kapriziösesten und launischsten Seite zeigte und ihr Sohn es gegen sie verwandte? „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Sohn so grausam sein könnte. Außerdem würde Logan das nicht zulassen.“ Sie tätschelte Emmas Hand, „Der Mann ist ein einsamer Witwer. Und auch Sie können Gesellschaft gut gebrauchen. Geben Sie Stan eine Chance.“
„Aber nur, wenn Sie es auch tun“, erwiderte Emma herausfordernd.
„Wie? Ich soll auch mit ihm ausgehen?“ „Sie wissen schon, was ich meine. Sie geben Colin ebenfalls eine Chance, und ich gehe mit Stan aus. Wenn Sie Vertrauen zeigen, tue ich es auch.“
Colin wählte genau diesen Moment, um in die Redaktion zurückzukehren. Rina spürte, wie sie augenblicklich vor Erregung rot wurde, und Emma wandte sich schmunzelnd zum Gehen.
Bei einem weiteren Versuch, die „Ashford Times“ zu retten, saß Colin in Logans Büro, von dem man einen atemberaubenden Blick aufs Meer hatte.
„Tut mir leid, ich musste noch telefonieren“, sagte Logan, als er ins Büro trat. „Wie geht es dir?“
„Ich beiße mich durch“, erwiderte Colin, schüttelte die ausgestreckte Hand und ließ sich wieder in den Sessel sinken.
„Meine Sekretärin sagte mir, es sei ein geschäftlicher Termin. Was kann ich für dich tun?“ Anstatt sich hinter den Schreibtisch zu setzen, nahm Logan neben seinem Freund in einem der Sessel Platz.
Hinter ihm stand auf der Konsole ein gerahmtes Foto seinerFrau Cat, seines Sohnes Ace und der kleinen Tochter Lila. „Du bist ein echter Glückspilz, alter Junge“, meinte Colin mit Blick auf das Bild.
„Finde die richtige Frau, und du bist es auch“, entgegnete Logan.
Colin rutschte auf dem Sessel hin und her. Er war nicht in der Stimmung, über Frauen zu reden – nicht, wenn er kurz davor war, diejenige zu verletzen, die ihm am meisten bedeutete. Neulich im Treppenhaus hatte er gefühlt, wie erregt Rina gewesen war. Er hatte sich gewünscht, in sie einzudringen und sie beide von der ungeheuren Spannung zu erlösen, die sich bei jeder ihrer Begegnungen aufbaute. Er hatte sich gewünscht, in Rinas Augen den ergreifenden Anblick von Vertrauen und Hingabe zu erblicken. Zum Glück hatte sie das Ganze abgebrochen, ehe es zu brenzlig wurde. Jetzt, zwei Tage später, war ihm immer noch ganz elend, da er hin und her gerissen war zwischen geschäftlicher Verpflichtung und einem ständig wachsenden Gefühl
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