Hei hei er und dann
der Verantwortung gegenüber Rina.
„Ich brauche deinen juristischen Rat“, wechselte er das Thema.
„Schieß los.“
„Wenn ich als Joes Adoptivsohn die Vollmacht anfechte, mit der Joe Corinne die Leitung der ‚Ashford Times‘ übertragen hat, welche Aussichten habe ich?“
Logan seufzte laut auf. „Und was ist mit Joes Wünschen?“ Niemand verstand Colin und dessen Beziehung zu Joe besser als sein ehemaliger Zimmerkollege aus dem College. Diplomatisch wies Logan auf die Möglichkeit hin, dass Joe absichtlich seinen Adoptivsohn übergangen und Corinne als zwischenzeitliche Herausgeberin der Zeitung gewählt hatte.
„Bevor ich etwas anderes höre, gehe ich davon aus, dass Corinne ihn irgendwie beeinflusst hat“, erklärte Colin.
Logan nickte. „Tja, da liegt aber auch schon das grundsätzlichejuristische Problem. Bevor du nicht beweisen kannst, dass Joe die Vollmacht unter Zwang unterschrieben hat oder er aus irgendeinem Grund nicht Herr seiner Sinne war, als er sie unterzeichnete, ist allein sein Wunsch ausschlaggebend.“
„Dann habe ich also keine Chance.“ „Nur wenn du dich auf einen schmutzigen und teuren gerichtlichen Ringkampf mit Corinne einlassen willst.“
„Das kann ich mir nicht leisten.“ Colin fühlte sich niedergeschlagen und spürte allmählich Wut in sich aufkeimen, weil Joe ihn betrogen hatte. Es war eine Wut, die er bisher verdrängt hatte und die er vermutlich nicht würde äußern können, ohne seine Familie zu zerstören.
Colin kämpfte mit dem Wunsch, alles hinzuschmeißen und Corinne allein mit der Sache fertig werden zu lassen. Aber da war auch noch Rina, an die er denken musste …
„Es wäre gut, wenn du mal mit Joe reden würdest. Ist er schon wieder ansprechbar?“, erkundigte sich Logan.
„Nach dem zweiten Schlaganfall wollen sie jeglichen Stress von ihm fern halten. Aber sein Zustand ist stabil, und er sollte bald so weit sein, dass ich mit ihm reden kann.“
„Tja, dann würde ich dir raten, genau das zu tun, sobald der Arzt dir grünes Licht gibt. Ich kenne dich nämlich ganz gut und vermute, dass dich noch etwas ganz anderes beschäftigt als das Schicksal der Zeitung. Etwas Persönliches zwischen dir und Joe.“ Logan hob fragend eine Augenbraue.
Colin sah seinen Freund bestürzt an, weil er ins Schwarze getroffen hatte. „Und ich war immer so froh, dass ich keinen nervigen Bruder hatte.“
Logan lachte. „Dafür hast du mich. Ich will damit nur sagen, dass ich denke, Joes Entscheidung in Bezug auf die Vollmacht macht dir offenbar mehr zu schaffen als Corinnes Änderungen bei der Zeitung.“ Als Colin ihn finster ansah, fügte Logan hinzu: „Oder zumindest macht sie dir genauso viel zuschaffen. Rede mit Joe. Wenn du dann immer noch prozessieren willst, sollst du wissen, dass ich auf deiner Seite stehe. Aber es wird eine schmutzige Angelegenheit, die wahrscheinlich deine Familie zerstört.“
„Danke“, murmelte Colin. Er wusste, dass sein Freund es gut mit ihm meinte. „Und mach dir keine Sorgen wegen Emma. Ich werde mich darum kümmern, dass sie auf jeden Fall einen Job hat – egal, wie das hier ausgeht.“ Er konnte Emma zumindest einen anderen Redaktionsjob anbieten, auch wenn sie ihre Kolumne aufgeben musste.
Logan klopfte ihm auf die Schulter. „Danke. Und wie geht’s Rina?“
„Wem?“, fragte Colin zurück, konnte ein Schmunzeln aber nicht unterdrücken. Es war unglaublich: Diese Frau brachte ihn sogar zum Lächeln, wenn es ihm schlecht ging.
„Aha, ich verstehe. Aber was wird aus ihrer Kolumne, wenn du deine Vorstellungen bei der Zeitung durchsetzt?“
Mit dieser Frage wollte Colin sich allerdings noch nicht auseinander setzen. „Habt ihr am Freitagabend schon etwas vor, Cat und du?“, lenkte er vom Thema ab. „Ihr könntet doch einen Babysitter besorgen und mit Rina und mir tanzen gehen.“
Logan rieb sich die Augen. „Es ist Jahrzehnte her, seit wir ausgegangen sind …“
„Ja, ja, das Familienleben“, meinte Colin. Doch in Wirklichkeit beneidete er Logan genau darum.
Der Tod seiner Eltern hatte Colins Kindheit zerstört. Und obwohl Joe und Neil immer für ihn da gewesen waren, hatte er oft irgendwie das Gefühl gehabt, dass ihm etwas fehlte.
Er war weit gereist, um dieses vermeintlich fehlende Etwas zu finden, aber vergeblich. Nun war er wieder zu Hause und begann zu ahnen, dass dieses Etwas zum Greifen nahe war.
7. KAPITEL
Es war das Wochenende vor Weihnachten, und der Club war brechend voll. Alle Plätze an
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