Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Vorreiterin bei Victoria’s Secret die Bahn bereitet, indem sie mit ihrem flachen Bauch bewies, dass man nach einer Schwangerschaft als Model zurückkehren kann – und mit dem nächsten Babybäuchlein genauso sexy bleiben kann wie mit flachem Bauch.
    Ihr chamäleonhaften Verhalten hat die Marke Heidi Klum geschaffen und ist die Wurzel ihres finanziellen Erfolgs, und es erklärt, warum Heidi so viele Menschen anspricht. Neben ihrem Fleiß, ihrer Disziplin und ihrem Geschäftssinn hat das Chamäleonhafte dieser Frau sie erst vermarktbar gemacht, sie in das Wesen verwandelt, das alle Phantasien bedient, und die perfekte Projektionsfläche für Sehnsüchte, Hoffnungen und Erwartungen geworden ist.
    Doch was verbirgt sich hinter der Fassade? Ist ihr lächelndes Gesicht denn echt? Kann es sein, dass sie immer munter drauf ist, und das Tag für Tag und Jahr für Jahr? Ist Heidi eine Batterie, die nie leer läuft oder ein Stehaufmännchen, das immer dann, wenn sie im Licht der Öffentlichkeit steht, gute Miene zum bösen Spiel macht?
    Dieses Buch zeichnet ihr bisheriges Leben nach, und stellt sich dabei immer wieder die Frage nach der Heidi hinter dem munteren Lächeln, dessen Bedeutung sie einmal beschreibt als „Ja, bei mir ist immer was Lustiges los!“ Kann es sein, dass sie wirklich prinzipiell versucht, „immer nur das zu tun, zu dem sie Lust hat“, und dass sie dadurch im Laufe weniger Jahre zu einer der Ikonen unserer Zeit geworden ist? Es ist die alte Frage, ob man sein Glück schmieden kann, und ob Heidi so etwas ist wie die aus den Grimmschen Märchen bekannte Goldmarie in der Version des 21. Jahrhunderts. Doch unabhängig davon, wie die Antwort ausfällt: Heidi Klum hat die Zielvorgabe, die sie sich 2004 in ihrem Buch gesetzt hat, längst erreicht. Sie ist die ultimative Frau geworden.
     
     
     
     

Bergisch-Gladbach
     
    In einer amerikanischen Fernsehdokumentation über die Beziehung zwischen Heidi und Seal sieht man zwischendurch einen kleinen, etwas verschwommenen Film in Super 8, mit den ausgewaschenen Farben, wie sie in den Siebziger Jahren üblich waren. Der Film zeigt Heidi als kleines Mädchen an der Hand ihres Vaters. Heidi mag auf den Bildern drei, vier Jahre alt sein. Günther Klum ist ein Mann in seinen Dreißigern, groß, mit breiten Schultern und krausem Haar. Er geht aufgrund seiner Körpergröße leicht gebeugt, und die noch winzige Heidi ganz aufrecht, den Arm zum Vater hoch in die Höhe gereckt. Es ist ein windiger Tag am Meer, beide marschieren barfuß durch den Sand, nahe an den Wellen. Die Aufnahme zeigt einen stolzen Vater, der fürsorglich um sein Kind bemüht ist. Sie zeigen ein Kind, das bereits eine enge, vertrauensvolle Beziehung zu seinem Vater aufgebaut hat.
    Wenn Armin Morbach, Juror der ersten Staffel von Germany's Next Topmodel über dreißig Jahre später anmerkt: „Es gibt keine Heidi ohne Vater und keinen Vater ohne Heidi“, dann ist das etwas, das schon symbolhaft in den Bildern aus den Siebziger Jahren angelegt ist, gleichsam die Vorausprojektion der vor langen Jahren geknüpften Vater-Tochter-Beziehung in die Gegenwart. Diese Liebe ist intensiv und intim und eine perfekte Symbiose. Dass es dazu gekommen ist, ist nicht ganz ungewöhnlich. Väter und Töchter suchen diese Nähe meist instinktiv, und wenn es gelingt, erwächst daraus für beide eine große das Selbstbewusstsein befördernde Kraft. Definiert wird diese Liebe aber vom Stärkeren, der zugleich von der Vitalität des Jüngeren profitiert.
    Wenn man bedenkt, was Heidi in den letzten Jahren ausgemacht hat, dann ist kein Zweifel erlaubt: Ohne diese Vater-Tochter-Beziehung hätte es das Phänomen Heidi Klum nie gegeben. Auf einer Seite findet man hier den gewieften Geschäftsführer der Heidi Klum GmbH , der hart und unbeugsam und unbeirrbar über Jahre hinweg die Interessen seiner Tochter verfolgt hat und dadurch einen großen Teil ihrer Karriere verantwortet. Auf der anderen Seite sehen wir die freundlich strahlende, manchmal hyperaktive, unablässig am Erfolg ihres Familienunternehmens arbeitende Tochter, die ihre Kreativität in den Dienst des Vaters gestellt hat. Dass sie dabei eher darstellerisch tätig ist und sozusagen die Kühlerfigur eines Wagens abgeben darf, unter dessen Haube der Motor eines anderen klopft, gibt ihr die Gelassenheit und Fröhlichkeit, die wiederum Türen öffnet, die einem polternden Firmenchef gemeinhin verschlossen bleiben. Das Doppelmodell Heidi und Günther Klum mag manche