Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

einen geschäftlichen Durchbruch bedeuten würde. Was immer die beiden bei ihrem ersten Dinner besprochen haben, ist bald unwichtig. Denn sie merken, dass sie gut miteinander reden können. Sie entdecken ihre Gemeinsamkeiten. Heidi mag die Aura von Reichtum und Einfluss, den Briatore verströmt. Für Heidi ist es wichtig, dass ein Mann etwas darstellt, dass er es im Leben zu etwas gebracht hat. Männer, für die sie sich interessiert, sind Erfolgstypen, die fleißig und unbeirrt an einer Karriere arbeiten. Dafür nimmt sie es in Kauf, dass diese Männer wenig Zeit haben, dass sie etwas zu sehr von sich eingenommen sind – und dass sich diese Männer auch gerne mal mit Frauen schmücken. Briatore ist außerdem 23 Jahre älter als Heidi. Das ist aber für sie kein Hindernis. Sie war zeit ihres Lebens mit älteren Männern zusammen. Sie steht auf reifere Persönlichkeiten. Dazu passt, dass sie den jungen Models in ihrem Buch, das ja zugleich Liebesratgeber ist, rät, sich in Bezug auf ihre Partnerwahl kritische Fragen zu stellen. Eine davon lautet: „Wieso muss ich mir immer einen Typen aussuchen, der mindestens 10 Jahre älter ist als ich?“
    Hier sei die Frage erlaubt: Tja, warum eigentlich? Heidis Partner sind immer deutlich älter als sie. Bei Ric Pipino sind es 13 Jahre, bei Anthony Kiedis 11 Jahre, bei Flavio Briatore 23 Jahre und bei Seal 10 Jahre. Vielleicht ist es Heidi selbst, die sich diese Frage stellen sollte? Die Antwort darauf kann nur vermutet werden. So fällt auf, dass zwei ihrer Partner auch äußerlich eine große Ähnlichkeit mit Günther Klum aufweisen. Ric wird zwar aufgrund seiner Gesichtshaare in der Presse gern „König Drosselbart“ genannt, ähnelt aber mit seinen langen grauen Haaren und dem immer braun getönten Gesicht dem Vater des Topmodels. Briatore ist nur vier Jahre jünger als Günther Klum und von Seiten seiner Körpergröße, Figur und Gesichtsform sehr ähnlich. Als er sich beim Bergisch-Gladbacher Karneval im gleichen Clownskostüm neben Klum stellt, könnte man die beiden mit ihren buschigen Augenbrauen und der markanten Nase für Zwillinge halten.
    Erfolg im Beruf misst Heidi vor allem daran, was einer verdient. Wie wichtig ihr Geld ist, bekommt sie in ihrem Leben immer wieder einmal zu hören. Sie ist nicht unbedingt der „Hai“, als den man sie tituliert hat, aber doch jemand, der im Geschäftsleben stark darauf achtet, dass am Ende des Tages auch genug Geld dabei verdient wird. Ihr Leitspruch bei Vanity Fair lautet deshalb auch: „Ich versuche immer, aus allem das Beste zu machen. Ich suche nicht immer das Haar in der Suppe – außer vielleicht, wenn ich Verträge abschließen muss.“ Heidi weiß, dass sich in den Fußnoten von Geschäftsabschlüssen Klauseln verbergen können, die über Armut oder Reichtum entscheiden. Wenn es um Wirtschaftliches geht, macht die fröhliche, etwas unbedarft wirkende Heidi einer kühlen Rechnerin Platz. Das ist nur legitim für jemand, der so hart an einer Sache arbeitet wie sie. Heidi ist nicht nur sparsam, sondern auch bestrebt, ein eindrucksvolles Vermögen aufzubauen und verhandelt deshalb bei finanziellen Angelegenheiten genauso hart wie ihr Vater. Diese Charaktereigenschaft setzt sie auch bei einem möglichen Partner einfach voraus. Man erkennt das in ihrem Ratgeber an einer Stelle, an der Heidi erkennen lässt, dass sie eventueller Reichtum eines möglichen Partners nicht kalt lässt. Im spöttischen Tonfall stellt sie klar: In einer Beziehung kann die Frage, wie viel einer hat, sogar zum entscheidenden Kriterium werden. „Wenn zum Beispiel ein Mann, der nicht viel Geld verdient, für dich ein Versager ist … dann solltest du vielleicht davon absehen, Freitag und Samstag abends mit deinen Dichter-Tänzer-Origamilehrer-Freunden von Kneipe zu Kneipe zu ziehen.“ Wir erkennen: Für Träumer hat Heidi nur Verachtung übrig. Man wird diese Haltung später auch in ihren Fernsehshow „Germany's Next Topmodel“ immer wieder aufblitzen setzen. Der unbedingte Wille zum Erfolg ist bei ihr aber letztendlich das Streben nach Besitz. Wer diesen Kampf so erfolgreich führt wie Briatore, darf dabei ruhig graue Haare haben.
    Heidi ist dafür bekannt, die Menschen, die ihr nahe sind, zum Karnevalszug in Bergisch-Gladbach einzuladen und auf ihren Wagen zu bitten. Schon am 2. März 2003, wenige Wochen nach ihrem ersten Date, stellt sich zu diesem Termin Flavio Briatore ein. Er geht mit der Familie Klum bereits so vertraut um, als würde er