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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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Wagen an seinen Platz und Rico wurde vom Kutscher wie eine Feder hinaufgehoben; dann ging’s wieder davon.
    Wenn der Wagen nicht zu rasch fuhr, wollten die Studenten immer gleich Musik haben, und Rico spielte alle Melodien, deren er sich nur erinnern konnte vom Vater her, und zuletzt spielte er noch: »Ich singe dir mit Herz und Mund.«
    An dieser Melodie mußten die Studenten ganz sanft entschlafen sein, denn es war alles still geworden, und nun schwieg die Geige auch, und der Abendwind kam milde herangeweht, und leise stiegen die Sternlein auf am Himmel eins nach dem anderen, bis sie strahlten ringsum, wo Rico hinsah. Und er dachte an Stineli und die Großmutter, was sie nun tun, und es fiel ihm ein, daß um diese Zeit die Betglocke läutete und die beiden ihr Vaterunser beteten. Das wollte er auch tun; es war dann so, wie wenn er bei ihnen wäre, und Rico faltete die Hände und betete unter dem leuchtenden Sternenhimmel andächtig sein Vaterunser.
    ----

Zwölftes Kapitel.
Es geht noch weiter.
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    Rico war auch entschlafen. Er erwachte daran, daß ihn der Kutscher packte, um ihn herunterzunehmen. Nun stieg alles aus und herunter, und die drei Studenten kamen noch auf den Rico zu und schüttelten ihm die Hand und wünschten ihm viel Glück auf seine Reise. Und einer rief: »Grüß uns auch freundlich das Stineli!«
    Dann verschwanden sie in einer Straße und Rico hörte, wie sie noch einmal anstimmten: »Und die Schäflein, und die Schäflein.«
    Nun stand Rico da in der dunkeln Nacht und hatte gar keinen Begriff, wo er war, und auch nicht, was er tun sollte. Da fiel ihm ein, daß er nicht einmal dem Kutscher gedankt hatte, der ihn doch so weit hatte mitfahren lassen, und er wollte es gleich noch tun.
    Aber der Kutscher war mitsamt den Pferden verschwunden, und es war dunkel ringsum: nur drüben hing eine Laterne, auf diese ging Rico zu. Sie hing an der Stalltür, wo die Pferde eben hineingeführt wurden. Daneben stand der Mann mit dem dicken Stock, er schien auf den Kutscher zu warten. Rico stellte sich auch hin und wartete desgleichen.
    Der Schafhändler mußte ihn in der Dunkelheit nicht gleich erkannt haben; auf einmal sagte er erstaunt: »Was, bist du auch noch da, Kleiner, wo mußt du denn deine Nacht zubringen?«
    »Ich weiß nicht, wo«, antwortete Rico.
    »Das wäre der Tausend! um elf Uhr in der Nacht ein solches bißchen von einem Buben wie du, und im fremden Lande –«
    Der Schafhändler mußte seine Worte völlig herausblasen, denn in der Erregung kam er nicht gut zu Atem; er endigte aber seinen Satz nicht, denn der Kutscher kam aus dem Stalle, und Rico lief gleich auf ihn zu und sagte: »Ich habe Euch noch danken wollen, daß Ihr mich mitgenommen habt.«
    »Das ist gerade gut, daß du noch kommst, jetzt hätte ich dich über den Rossen vergessen und wollte dich doch da einem Bekannten übergeben. Eben wollte ich Euch fragen, guter Freund«, fuhr er, zum Schafhändler gewandt, fort, »ob Ihr nicht das Büblein mitnehmen würdet, weil Ihr doch ins Bergamaskische hinabgeht. Es muß an den Gardasee hinunter, irgendwohin; es ist so eins von denen, die so hin und her – Ihr versteht mich schon.«
    Dem Schafhändler kamen allerhand Geschichten von gestohlenen und verlorenen Kindern vor Augen, er schaute Rico im Schein der Laterne mitleidsvoll an und sagte halblaut zum Kutscher: »Er sieht auch so aus, als ob es nicht sein rechtes Futteral wäre, in dem er steckt. Er wird wohl in ein Herrenmäntelchen hineingehören. Ich nehme ihn mit.«
    Nachdem er noch einen Schafhandel mit dem Kutscher besprochen, nahmen die beiden Abschied voneinander, und der Schafhändler winkte Rico, daß er mit ihm kommen solle.
    Nach einer kurzen Wanderung trat der Mann in ein Haus und unmittelbar in eine große Wirtsstube ein, wo er sich mit Rico in einer Ecke niederließ.
    »Nun wollen wir einmal deine Barschaft ansehen«, sagte er zu Rico, »daß wir wissen, was sie erleiden mag. Wohin mußt du unten am See?«
    »Nach Peschiera am Gardasee«, war Ricos unveränderliche Antwort. Er zog nun seine Geldstücke alle hervor, ein artiges Häuflein kleiner Münzen und oben darauf das größere Silberstück.
    »Hast du nur das eine gute Stück?« fragte der Händler.
    »Ja, nur das, von Euch hab’ ich’s«, entgegnete Rico.
    Das gefiel dem Mann, daß er allein ein großes Stück gegeben hatte und daß es der Junge gut wußte; er bekam Lust, ihm gleich noch etwas zu geben. Als nun gerade das Essen vor sie hingestellt wurde, nickte

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