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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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sagte der Doktor: »Dem ist wohler als dem anderen, der ihn zusammenschlagen wollte.«
    Vom Joggi wurde eine traurige Geschichte umhergeboten, die alle Buben in der Schule beschäftigte und in große Teilnahme versetzte. Auch Otto brachte sie nach Hause und mußte sie jeden Tag ein paarmal wiederholen, denn jedesmal, wenn er daran dachte, machte sie ihm aufs neue einen großen Eindruck. Als man den Joggi an dem Abend lachend ins Armenhaus gebracht hatte, da war er aufgefordert worden, sein Goldstück abzugeben an einen seiner Führer, den Sohn des Friedensrichters. Joggi aber klemmte seine Faust noch besser zusammen und wollte nichts hergeben. Aber die beiden waren stärker als er; sie rissen ihm mit Gewalt die Faust auf, und der Friedensrichterssohn, der manchen Kratz von dem Joggi erhalten hatte während der Arbeit, sagte, als er das Goldstück endlich in Händen hatte: »So, jetzt wart nur, Joggi, du wirst schon deinen Lohn bekommen. Wart nur, bis sie kommen; sie werden dir’s dann schon zeigen.«
    Da hatte der Joggi angefangen furchtbar zu schreien und zu jammern, denn er glaubte, er werde geköpft, und seither aß er nicht und trank nicht und stöhnte und jammerte fortwährend, denn die Furcht und Angst vor dem Köpfen verfolgte ihn beständig. Schon zweimal war der Präsident und der Gemeindammann bei ihm gewesen und hatten ihm gesagt, er solle nur alles sagen, was er getan habe, er werde nicht geköpft. Er wußte nichts zu sagen, als er habe beim Andres ins Fenster geschaut, und der sei am Boden gelegen; er sei zu ihm hineingegangen und habe ihn ein wenig gestoßen, da sei er tot gewesen. Da habe er etwas glänzen sehen in einer Ecke und habe es geholt, und dann sei der Müllerssohn gekommen und dann noch viele. Hatte der Joggi so viel gesagt, so fing er wieder zu stöhnen an und hörte nicht mehr auf.
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Siebentes Kapitel.
Wie es dem Kranken und jemandem besser ging.
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    Seit dem Tage, da der Oberst den Andres besucht hatte, blieb seine Frau auch nicht mehr draußen in der Stube, wenn sie kam, um nach dem Kranken zu sehen. Täglich ging sie nun zu ihm hinein, setzte sich eine Weile lang an sein Bett hin zu einer gemütlichen kleinen Unterhaltung und freute sich jedesmal über die Fortschritte der Genesung. Zweimal schon waren auch Otto und Miezchen dagewesen und hatten ihrem Freunde allerlei Stärkungen zugetragen, und Andres sagte ganz gerührt zu der Trine: wenn selbst ein König krank wäre, man könnte ihm nicht mehr Teilnahme zeigen. Der Doktor war sehr zufrieden mit dem Verlaufe der Sache, und als er eben einmal beim Herauskommen auf den hereintretenden Oberst traf, sagte er zu ihm:
    »Es geht vortrefflich. Deine Frau kann nun ihre Trine wieder heimnehmen, die hat gute Dienste geleistet. Nur sollte für eine kleine Zeit noch jemand da sein, oder etwa herkommen; der arme verlassene Kerl muß doch essen und hat keine Frau und kein Kind und gar nichts. Vielleicht weiß deine Frau Rat.«
    Der Oberst richtete seinen Auftrag aus, und am folgenden Morgen setzte seine Frau bei ihrem Besuch sich zurecht am Bette des Andres und sagte:
    »Jetzt muß ich etwas mit Euch reden, Andres; ist es Euch recht?«
    »Gewiß, gewiß, mehr als recht«, erwiderte er und stützte seinen Kopf auf den Ellbogen, um recht zuhören zu können.
    »Ich will nun die Trine wieder heimkommen lassen, weil es so ordentlich geht«, fing die Oberstin an.
    »Ach, Frau Oberst, glauben Sie mir«, fiel der Andres ein, »ich wollte sie jeden Tag heimschicken; ich weiß ja wohl, wie sie Ihnen mangeln mußte.«
    »Ich hätte sie nicht hereingelassen, wenn sie Euch gefolgt hätte«, fuhr die Frau Oberst fort; »aber jetzt ist es anders, da der Doktor sie entläßt. Er sagte aber, was ich auch längst dachte, jemand solltet Ihr haben, wenigstens noch für ein paar Wochen, der Euch das Essen bereitet oder doch bei mir holt, und für allerlei kleine Hilfsleistungen. Ich habe nun gedacht, Andres, wenn Ihr für diese Zeit das Wiseli zu Euch nehmen würdet.«
    Kaum hatte der Andres den Namen aussprechen gehört, als er von seinem Ellbogen auf und in die Höhe schoß.
    »Nein, nein, Frau Oberst, nein, sicher nicht«, rief er und wurde ganz rot vor Anstrengung; »so etwas können Sie nicht denken. Ich sollte hier drinnen im Bett liegen, und draußen in der Küche sollte das schwache Kindlein für mich arbeiten! Ach um’s Himmels willen, wie dürfte ich noch an seine Mutter unter dem Boden denken, wie würde sie mich ansehen, wenn sie so etwas

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