Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
Vom Netzwerk:
stillem Glück in seinem Herzen: »Jetzt weiß es die Mutter auch und hat eine Freude.«
    Dann sagte auf einmal das Wiseli:
    »Jetzt muß ich Euch gewiß etwas kochen, es ist schon über Mittag. Was muß ich kochen?«
    »Koch du nur, was du willst«, sagte der Andres. Aber dem Wiseli war es darum zu tun, dem Kranken die Sache recht zu machen, und es fragte so lange hin und her, bis es gemerkt hatte, was er essen müsse: eine gute Suppe und ein Stück von dem Fleisch, das im Kasten war, und dann bestand er darauf, das Wiseli müsse noch einen Milchbrei für sich kochen. Es wußte recht gut Bescheid in der Küche, denn es hatte wirklich etwas gelernt bei der Base, wenn auch unter harten Worten; das konnte es doch nun gut gebrauchen. So hatte es in kurzer Zeit alles bereit gemacht, und der Kranke wünschte, daß es ein Tischchen an sein Bett rücke und neben ihm sitze zum Essen, daß er es auch sehen könne und wisse, daß es noch da sei. Ein so vergnügtes Mittagsmahl hatte Wiseli lange nicht genossen, und auch der Schreiner Andres nicht. Als sie damit zu Ende waren, stand das Kind auf; aber Andres sah das nicht gern und sagte:
    »Wohin willst du, Wiseli? Willst du nicht noch ein wenig dableiben, oder wird es dir ein bißchen langweilig bei mir?«
    »Nein, gewiß nicht«, versicherte Wiseli; »aber nach dem Essen muß man immer aufwaschen und alles wieder sauber auf das Gestell hinaufräumen.«
    »Ich weiß schon, wie man’s macht«, gestand Andres; »ich habe gedacht, heute nur, so zum ersten Male, könntest du ja nur alles zusammenstellen und dann etwa morgen einmal aufwaschen.«
    »Wenn aber die Frau Oberst das sähe, so müßte ich mich fast zu Tode schämen«, und Wiseli machte ein ganz ernsthaftes Gesicht zu seiner Versicherung.
    »Ja ja, du hast recht«, beschwichtigte nun Andres. »Mach nur alles, wie du meinst, und geradeso, wie es dir recht ist.
    «Nun ging das Wiseli an seine Arbeit und putzte und räumte und ordnete, daß alles glänzte in seiner Küche. Dann stand es einen Augenblick still und schaute ringsum und sagte ganz befriedigt: »So, nun kann die Frau Oberst kommen.« Dann kam es wieder in die Stube hinein und warf einen fröhlichen Blick auf das schöne, große Bett auf der Kutsche hinter dem Vorhang, denn der Schreiner Andres hatte ihm gesagt, da müsse es schlafen, und der kleine Kasten in der Ecke gehöre auch ihm, da könne es alles hineinräumen, was ihm angehöre. Es legte nun die Sachen aus seinem Bündelchen alle ordentlich hinein, das war auch sehr bald getan, denn es war wenig darin, und nun ging es und setzte sich voller Freuden wieder an das Bett des Kranken, der schon lange nach der Tür geschaut hatte, ob es noch nicht komme. Kaum war es wieder an dem Bett, so fragte es: »Habt Ihr auch einen Strumpf, an dem ich stricken kann?«
    »Nein, nein«, antwortete Andres, »du hast ja jetzt gearbeitet, und wir wollen nun ein wenig vergnügt zusammen reden über allerlei.«
    Aber Wiseli war gut geschult worden; zuerst in unvergeßlicher Freundlichkeit von der Mutter, und dann von der Base mit Worten, die auch nicht vergessen wurden, vor lauter Furcht, sie wieder zu hören. Es sagte ganz überzeugt:
    »Ich darf nicht nur so dasitzen, weil es doch nicht Sonntag ist, aber ich kann reden und an dem Strumpf stricken miteinander.«
    Das gefiel dem Andres nun auch wieder, und er ermunterte das Wiseli von neuem, nur immer zu tun, was es meine, und einen Strumpf könne es auch holen, wenn es wolle, er habe aber keinen. Nun holte Wiseli den seinigen und setzte sich damit wieder an das Bett hin, und es hatte recht gehabt, es konnte gut reden und stricken miteinander. Der Schreiner Andres hatte aber auch gleich ein Gespräch angefangen, das dem Wiseli das allerwillkommenste war. Er hatte gleich von der Mutter zu reden begonnen, und Wiseli hatte so gern fortgefahren, denn noch nie und mit keinem Menschen hatte es von seiner Mutter reden können, und es dachte doch immer an sie und alles, was es mit ihr erlebt hatte, und nun wollte der Schreiner Andres so gern von allem wissen, immer noch mehr, und das Wiseli wurde immer wärmer und erzählte fort und fort, als könne es nicht mehr aufhören, und so hörte der Andres zu mit gespannter Aufmerksamkeit, und gerade so, als wolle er am liebsten nicht mehr aufhören zuzuhören.
    In dieser Weise verging nun dem Wiseli ein Tag nach dem anderen. Für jeden geringsten Dienst, den es leistete, dankte ihm der Andres, als ob es ihm die größte Wohltat erwiesen

Weitere Kostenlose Bücher