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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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hüten, und war er mit all den anderen Buben zusammen, so suchte er gleich eine Hecke oder einen Busch auf, um sich dahinter zu verstecken. Da saß er meistens zitternd vor Furcht, denn er hörte wohl, wie die anderen Buben ihn mit großem Geschrei suchten, daß er bei den Spielen mitmachte, die sie spielen wollten.
    Diese Spiele endeten aber immer mit vielem Prügeln, und das traf regelmäßig den This am stärksten, da er sich nicht wehrte und auch nicht wehren konnte gegen die viel Stärkeren. So verkroch er sich, sobald er konnte, und inzwischen liefen seine Kühe, wohin sie wollten und fraßen auf der Weide der Nachbarn. Das gab dann großen Ärger, und jeder fand, der This sei zu dumm, um nur die Kühe zu hüten, und keiner stellte ihn mehr an. Ebenso ging es bei den Arbeiten auf dem Feld, wenn die Buben zum Jäten auf die Kartoffelfelder gehen sollten. Da warfen sie sich mit Vorliebe die Knollen der Kartoffelblüten an den Kopf, schon damit die Zeit etwas schneller vergehe. Und jeder gab dem anderen reichlich zurück, was er empfangen hatte. Der This gab aber nichts zurück, sondern scheu und furchtsam schaute er nach allen Seiten, von woher er getroffen werde. Das war gerade, was die anderen gern wollten. Und so flogen ihm unter vielem Lachen von allen Seiten die Knollen an den Rücken und an den Kopf.
    Während aber die anderen Zeit hatten, dazwischen zu arbeiten, versuchte der This nur immer auszuweichen und sich hinter den Kartoffelstauden zu verstecken. So war es auch mit dieser Arbeit nichts, und jung und alt waren sich einig, der This sei zu aller Arbeit zu dumm und aus dem This könne nie etwas werden. Weil er nun gar nichts verdienen und ja auch nie etwas werden konnte, so wurde er auch von der Frau des Hälmli-Sepp demgemäß behandelt. Wenn schon die eigenen vier kleinen Kinder kaum genug zu essen hatten, so geschah es meistens, daß für den This gar nichts mehr übrigblieb und es dann hieß: “Du wirst wohl etwas finden, du bist groß genug.” Wie der This eigentlich ernährt wurde, wußte niemand, auch die Frau des Hälmli-Sepp nicht, aber irgendwie lebte er doch immer.
    Dem schmalen, mageren Buben gab schon hier und da eine gute Frau einen Brocken Brot oder eine Kartoffel, wenn er still an ihrer Tür vorbeiging. Betteln ging der This aber nicht. Satt hatte er sich in seinem Leben noch nie gegessen. Aber das war ihm nicht so schrecklich wie die Verfolgungen und das Auslachen der Buben, vor denen er immer scheuer wurde und sich immer mehr versteckte.

2. Kapitel
Bei der Schwemmebachsennhütte
    An einem lieblichen Sommerabend, als in der blauen, sonnigen Luft alle Mücken tanzten, trafen sich am Bergabhang alle Hüterbuben und—mädchen. Sie mußten heute etwas Besonderes zu verhandeln haben. Der Jopp, von allen der Größte, war der Leiter der Versammlung. Und als alle nun auf einem Haufen beisammen waren, zeigte er an, daß man jetzt zur Schwemmebachsennhütte hinaufgehe, denn heute sei der Käsfischtag. Nun müsse aber vor allem ausgemacht werden, wer dableiben und die Kühe hüten solle, während die anderen sich zu dem Festmahl begeben würden. Das war nun eine schwierige Frage, denn nicht ein einziger hatte Lust, sich für die anderen aufzuopfern und dazubleiben. Da kam der schlaue Uli auf den Gedanken, man könnte einmal den dummen This zwingen, auf die Kühe acht zu geben. Und damit er’s nicht vergesse, könnte man ihn im voraus ein wenig durchprügeln. Der Vorschlag fand Anklang, und schon wollten mehrere von den Anführern der Schar den This holen, als das Lisi mit lauter Stimme dazwischenrief: “Das ist gar nichts Gescheites, was der Uli erfunden hat. So bekommen wir nur alle den Lohn dafür, wenn wir wieder zurückkommen und die Kühe sich verlaufen haben. Ihr werdet doch nicht glauben, daß der This, wenn er zu dumm ist, zwei Kühe zu hüten, auf einmal zwanzig hüten kann. Man muß losen, und drei müssen bei den Kühen bleiben, sonst ist’s nichts.” Lisis Erklärung machte Eindruck, der neue Rat wurde angenommen. Drei aus der Schar wurden durch das Los zum Dableiben verurteilt, ausgerechnet der Uli war unter diesen drei. Murrend und knurrend kehrte er der siegreichen Schar den Rücken und setzte sich auf den Boden neben seine beiden Leidensgenossen. Mit lautem Schreien und Jauchzen stürzte nun die ganze Kinderschar den Berg hinauf, dem unvergleichlichen Genuß entgegen.
    Der Käsfischtag wurde immer von Franz Anton den Buben angezeigt, die es nie unterließen, ihn daran zu

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