Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen

einläutet. Abschließend folgen drei Aufbautage. Der anschließende Spezialteil stellt Ihnen den Fastenplan für maximal 14 Tage im Detail vor.

Entgiften und Heilfasten nach Plan
    »Wenn manche Menschen auf übertriebene Weise beim Essen enthaltsam sind, so dass sie ihrem Körper die richtige, angemessene Stärkung durch das Essen nicht gewähren …, dann kommt es manchmal vor, dass in ihrem Körper … heftige Unruhen entstehen.«
    So schreibt Hildegard über das unvernünftige Fasten. Aber auch das vernünftige Fasten ist bei ihr mehr als nur eine Entgiftung des Körpers. Es ist eine religiöse Angelegenheit mit dem tieferen Sinn einer Selbst- und Gotterkenntnis. Seit es Menschen gibt, wurde gefastet, meist als natürliche Hygienemaßnahme zur Erneuerung der körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit.
Fastensuppe und -getränke
    Hildegard schlägt eine Fastenzeit von sechs bis zehn Tagen vor. Fasten Sie auf eigene Faust und zu Hause, beträgt die maximale Fastenzeit eine Woche. In dieser Zeit verzichten Sie völlig auf feste Nahrung, trinken aber sehr viel. Unterstützend gibt es ein- bis zweimal täglich diese Fastensuppe:
    1 Tasse Dinkelkörner zusammen mit etwas Suppengemüse, Sellerie, Fenchel und Möhren etwa 30 Minuten leicht kochen lassen. Dann je nach Geschmack Basilikum, Dill, Petersilie und Bertram beigeben. Mit Galgant und 1 Prise Salz würzen. Die Suppe durch ein Sieb in eine große Tasse gießen und warm trinken.
    Fastengetränk ist Fencheltee – aus Fenchelkörnern oder Aufgussbeuteln zubereitet; außerdem abgekochtes, leicht temperiertes Wasser.
Ingwer-Abführkekse und Herzwein
    Das Abführen geschieht bei Hildegard mit Ingwer-Abführkeksen, die aus Ingwer, Dinkelmehl, Zitwer, Süßholz und Wolfsmilchsaft bestehen und die in Drogerien oder Apotheken erhältlich sind. Sollten die Kekse nicht ausreichen, kommt Klistier oder Einlauf zum Einsatz. Diese bekommen Sie heute in praktischen und problemlos anwendbaren Minifertigmischungen in der Apotheke.
    Gegen die bei jeder Fastenkur möglichen Umstellungsprobleme des Kreislaufes hilft der Hildegard-Herzwein:
    Für den Herzwein – auch Petersilienwein – 1 Bund Petersilie (8 – 10 Stengel) 5 bis 8 Minuten in 1 Liter gutem Weißwein kochen. Die Kräuter abseihen, dann 1 bis 2 Esslöffel Weinessig und 250 Gramm Honig zugeben. Das Ganze nochmals kurz erhitzen und 3 bis 4 Minuten kochen lassen, dann heiß in sterile Flaschen abfüllen. Von dem Herzwein zwei- bis dreimal täglich 1 Likörglas trinken.
    Durch das viele Trinken und die Fastensuppe kommt es selten zu einem Hungergefühl; der Körper wird ausreichend mit Spurenelementen versorgt, und der Elektrolythaushalt bleibt im Gleichgewicht.
Das passiert beim Fasten im Körper
    Werden dem Körper keine Nahrungsmittel mehr geliefert, stellt er sich auf eine andere Form der Energiegewinnung um. In den ersten 24 Stunden ohne Nahrungszufuhr greift er seine eingelagerten Reserven an und entzieht den Muskeln und der Leber die dort gespeicherten Glykogenreserven. Glykogene sind leicht in Energie umwandelbare Kohlenhydrate.
    Als Nächstes verbraucht er die Eiweißreserven aus dem Blut, den großen und kleinen Gefäßen, der Leber, der Bauchspeicheldrüse und dem Darm. Nach etwa zweitägigem Fasten werden auch die körpereigenen Fettdepots angegangen und eingeschmolzen. Gewichtsverlust ist das erste sichtbare Resultat.
    Die gesundheitsfördernde Wirkung des Heilfastens besteht vor allem darin, dass der Körper jetzt die Energie, die er sonst zum Verarbeiten der täglichen Nahrung braucht, zum Entschlacken und Entgiften nutzen kann. Leber, Lunge, Nieren, Blase, Darm und Haut scheiden die entstandenen Stoffwechselschlacken aus. Das Blut wird von Giftstoffen und ungesunden Zell-Abbauprodukten gereinigt, die zirkulierende Blutmenge verdünnt sich und verteilt sich besser im Kreislauf. Das Herz arbeitet leichter, Blutstauungen lösen sich auf, niedriger bzw. erhöhter Blutdruck normalisieren sich.
Fastenhilfen
    Fastengruppe: Wer noch nie gefastet hat, sollte die ersten Male in einer Gruppe fasten. Hier können Tiefpunkte oder kritische Momente gemeinsam verarbeitet werden.
    Wärme ist beim Fasten ebenfalls ein wichtiger Faktor, weil der Körper auf »Sparflamme« schaltet. Man friert leichter. Warme Kleidung und eine Wärmflasche sind daher wichtige Fastenutensilien.
    Natürlich Verhalten und tun, wonach der Körper verlangt: Wer müde ist, schläft, wer sich bewegen will, ist in Maßen sportlich.
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