Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen
nichts isst, erzeugen die Darmbakterien pro Tag etwa 50 Gramm Abfall, der ausgeschieden werden sollte. Täglicher Stuhlgang ist gut, jeden zweiten Fastentag ausreichend.
Fastentage
Nach dem Abführen beginnt das Vollfasten mit acht Fastentagen. Lassen Sie sich mit dem Aufstehen Zeit, nehmen Sie den Ingwerkeks ein, bleiben Sie eine Weile liegen.
Ernährung: Ihr »Frühstück« ist Fencheltee und/oder Dinkelkaffee. Die ersten beiden Vollfastentage kann noch normal gearbeitet werden, danach treten Sie kürzer und gönnen Ihrem Körper mehr Ruhe. Mittags und abends trinken Sie in kleinen Schlucken Ihre nicht zu heiße Fastensuppe.
Hilfen: Nach dem Mittag- und Abendessen machen Sie einen Leberwickel und legen sich etwa eine halbe Stunde ins Bett. Für den Leberwickel ein Frotteehandtuch in heißes Wasser tauchen. Leicht auswringen. Auf den Oberbauch legen und noch eine Wärmflasche daraufpacken. Die feuchte Wärme des Wickels unterstützt die Leber, die größte Drüse im menschlichen Körper, bei ihrer intensiven Entgiftungsarbeit. Danach machen Sie einen Verdauungsspaziergang. Hören Sie auf Ihren Körper, und gehen Sie abends rechtzeitig ins vorgewärmte Bett.
Aufbautage
Die Aufbautage sind die drei Tage nach der Fastenwoche, mit denen Sie den Körper wieder an normale Kost gewöhnen. Lassen Sie es gleichfalls mit körperlicher Arbeit langsam angehen.
Ernährung 1. Aufbautag: Ein Bratapfel ist das Frühstück. 1 gewaschener Apfel wird für 30 Minuten bei mittlerer Hitze im Backofen gebacken. Zum Essen kann er mit Zimt bestreut werden. Als Mittag- und Abendessen gönnen Sie sich eine Fastensuppe, aus der Sie die Körner und das Gemüse aber nicht abseihen. Kauen Sie die festen Bestandteile der Suppe sorgfältig durch.
Ernährung 2. Aufbautag: Der Tag beginnt mit dem Aufbau-Frühstück. Dazu etwa 50 Gramm Dinkelflocken mit rund 400 Milliliter Wasser mischen. 1 kleingeschnittenen Apfel, je 1 Prise Galgant, Zimt und Bertram dazugeben. Mit 1 Teelöffel Honig abrunden. Alles zusammen 3 Minuten kochen. Vor dem Essen eventuell noch 1 Esslöffel Flohsamen unterrühren.
Auch mittags steht Dinkel auf dem Speiseplan, als Dinkelreis, -risotto (siehe → Seite 148 ) oder Dinkelsuppe. Sie können aber auch eine Hühnerbrühe zu sich nehmen. Für das Abendbrot bereiten Sie sich ein Dinkelbrot (siehe → Seite 145 ) mit vegetarischem Brotaufstrich und etwas Butter oder mit wenig Hühner- oder Putenfleisch zu.
Ernährung 3. Aufbautag: Jetzt können Sie wieder fast normal essen. Mit Genuss, in aller Ruhe und auf mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt. Verzichten Sie noch einige Zeit auf schwer Verdauliches wie Schweinefleisch, Wurst und stark fetthaltige Nahrung.
Hilfen: Bei leichter Verstopfung in den Aufbautagen bis zu dreimal täglich Flohsamen einnehmen, jeweils 1 Teelöffel mit 1 Glas Wasser oder Tee. Dabei den Flohsamen in den Mund nehmen und sofort mit der Flüssigkeit hinunterspülen. Der Samen benötigt viel Flüssigkeit zum Quellen, deshalb trinken Sie reichlich dazu.
Heilkräuter für ein gesundes Leben
»Die Erde nämlich zeigte mit nützlichen Kräutern den Umgang (infolge) der geistigen Beschaffenheit des Menschen, indem dieser (die Kräuter) unterschied; aber mit unnützen Kräutern zeigt sie die unnützen und dämonischen Charakterzüge (des Menschen).«
Was Hildegard da im Vorwort ihrer »Physica« über die Heilpflanzen schreibt, lässt sich auf die therapeutisch nutzbaren Kräfte der Natur insgesamt übertragen. Jedes Kräutlein hat besondere Eigenschaften und Kräfte – positive wie negative. Die Einteilung nach Vitamingehalt oder Mineralstoffanteil ist nach Hildegard nicht ausreichend. Vielmehr müsse die ganze Pflanze mit ihren sämtlichen Inhaltsstoffen als gesamt wirkendes Medium gesehen werden.
Eine der wenigen Möglichkeiten zur Behandlung von Krankheiten im Mittelalter war die Kräutermedizin der Klöster. Die Heilmittel bestanden hauptsächlich aus pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Stoffen und waren von dem, der sie verabreichte, oft nicht zu trennen. Die Kombination von Heilkraft und Glaube an den Heilsmittler dürfte die Heilwirkung der Salben, Tees, Tinkturen befördert haben.
Weshalb helfen Heilpflanzen?
Hildegard ging davon aus, dass der Mensch die Elemente, aus denen sich sein Körper zusammensetzt, auch in der Natur findet. Ist er krank, kann er seinen Mangel an Kräften mit Hilfe der Natur ausgleichen. Obwohl Hildegard selbst ihre medizinischen Kenntnisse
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