Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)
sollten.
Ärzte müssten ehrlich zu Patienten sein und ihnen nicht bei einer neuen Krebstherapie, die statistisch nur eine Lebensverlängerung von fünf Wochen – und das womöglich unter stärksten Nebenwirkungen – bringt, größte Hoffnungen machen. Wichtiger ist es zu erkennen, was die Patienten in dieser schwierigen Phase wirklich wollen, statt den Übertreibungen der Pharmaindustrie auf den Leim zu gehen.
Ärzte müssten besser und vor allem leistungsabhängiger bezahlt werden. Wer sich umfassend und intensiv um seine Patienten kümmert, muss mehr verdienen als jemand, der Fließbandmedizin betreibt und bei dem Patienten nach dem Besuch mehr Fragen haben als vorher.
Patienten brauchen mehr Transparenz: Jeder Patient sollte problemlos eine Rechnung über die Leistungen bekommen, die bei ihm abgerechnet wurden. Zudem kann es nicht angehen, dass im Krankenhaus weiterhin alles bezahlt wird, solange ein Schaden nicht erwiesen ist, während ein Nutzen nicht belegt sein muss. Dieser Unterschied zur Praxis, wo nur erstattet wird, wenn ein Nutzen bewiesen wurde, ist absurd.
Den häufigsten medizinischen Kontakt haben die meisten Menschen mit dem Hausarzt. Im Studium kommt die hausärztliche Ausbildung jedoch viel zu kurz und führt ein groteskes Schattendasein. Deshalb muss im Studium wie auch im Gesundheitswesen die Rolle des Hausarztes gestärkt werden.
Die Medizin braucht mehr und bessere Wissenschaft – Evidenz statt Eminenz. Es kann nicht sein, dass ein paar Chefärzte im Seniorenalter Leitlinien und Empfehlungen nach Gutdünken beschließen, während die wissenschaftliche Beweislage längst anders aussieht. Es kann erst recht nicht sein, dass stichhaltige Argumente für oder wider eine Therapie ignoriert werden, weil ökonomische Interessen dagegenstehen.
Her mit der Positivliste! Statt 60000 Medikamenten reichen 1500 für Krankenhaus und Praxis. Die sind notwendig, hilfreich und sicher.
Wir brauchen bessere und dafür weniger Krankenkassen. Viele Kassen sind zu aufgeblähten Bürokratien angewachsen und buhlen um Patienten, indem sie populäre, aber nutzlose Therapien erstatten. So etwas braucht niemand, und auf diese Weise darf das als gesetzlicher Zwangsbeitrag von den Patienten erhobene Geld auch nicht weiter verschwendet werden.
Reformiert das Medizinstudium: Künftige Ärzte müssen besser lernen, wie sie mit Patienten sprechen und wie später der Alltag in der Praxis aussehen könnte. Was gute Medizin ist und wie wissenschaftlich untermauerte Therapieentscheidungen getroffen werden, lernen sie zu wenig. Warum nicht ein Philosophikum statt ein Physikum? Gar nicht vorbereitet werden sie auf die ökonomischen Aspekte der Medizin oder gar die betriebswirtschaftliche Gestaltung einer Praxis.
Mit überflüssiger Medizin muss endlich Schluss sein! In vielen Fachzeitschriften wurden unter dem Titel »Less is more« längst Vorschläge gemacht, wie Patienten besser und zugleich schonender behandelt werden.
Die weitere Industrialisierung der Medizin muss gestoppt werden. Sonst droht das Ende von Fürsorge und Barmherzigkeit.
Es kann nicht sein, dass inzwischen 18 Prozent der deutschen Krankenhausbetten privatisiert worden sind. Damit wird die medizinische Versorgung zum Spielball von Aktionärsinteressen.
Schafft die Private Krankenversicherung ab! Es kann nicht sein, dass sich zehn Prozent der Einkommensstärksten aus dem Solidarsystem verabschieden.
Wenn sich diese Punkte nicht durchsetzen lassen, hat das auch den Grund, dass viele schon lang gehegte Lobbyinteressen dagegenstehen. Sie werden vom Gesundheitsministerium bestens bedient, das längst als eine Art Unterabteilung des Wirtschaftsministeriums fungiert. Deshalb wäre zu fordern:
Weg mit dem Gesundheitsministerium, solange es nicht die Gesundheit der Menschen, sondern die Gesundung der Medizinindustrie im Sinn hat.
Von Rudolf Virchow stammt der Satz: »Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist nichts weiter als Medizin im Großen.« Virchow war nicht nur ein großer und bedeutender Forscher und Arzt, er gehörte auch 40 Jahre lang (1862–1902) als Politiker dem Preußischen Abgeordnetenhaus und 13 Jahre dem Reichstag an. Er setzte sich für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung ein, auf ihn ging wesentlich die Berliner Kanalisation zurück. Er thematisierte immer wieder »die soziale Frage«.
Wer sollte die gegenwärtigen sozialen Fragen und die drängenden medizinischen Probleme am besten erkennen, wenn
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