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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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nichts.«
    »Haben wir ein anderes Universum durchquert?«, fragte Leander.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Charles. »Es hat etwas mit Veränderungen unserer Geometrie zu tun, einer Änderung in den Abgrenzungen von Bosonen. Von Photonen, die eine leichte Masse angenommen haben.«
    »Wie ist das zu verstehen?«, fragte Leander.
    Charles zuckte die Achseln.
    »Haben wir Schaden genommen? Ich meine, auf Dauer?«, fragte Leander weiter. Er wusste, welche Fragen er Charles, unserem Orakel, dem Sprachrohr des QL-Denkers, stellen musste. Ich hielt den Mund und hörte zu. Galena schien zu schlafen. Hergesheimer hing in einem Scheitelpunkt der sternförmigen Kabine und war von meinem Platz aus nur halb zu sehen. Seine Füße drückten leicht wie Kiesel auf den Boden. Die Augen des Astronomen wirkten teilnahmslos, halbtot.
    »Photonen sind durch Materie gestoßen, allerdings nicht tief. Nur einige der Photonen haben Masse angenommen. Nicht alle.« Charles sah erst mich direkt an, dann Leander. »Der QL versteht es nicht. Ich verstehe es nicht. Ich glaube, wir sollten darauf jetzt keine Zeit verschwenden. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Leander, schob sich näher an ihn heran und musterte ihn forschend.
    »Weil der QL Angst bekommen hat«, erwiderte Charles. »Er wird sich nicht wieder mit solchen Dingen befassen.«
    Wir wischten, so gut wir konnten, die Blutstropfen auf und fertigten neue Kleidungsstücke an. Währenddessen arbeitete Hergesheimer allein an seinen Instrumenten. Im Tunnel zum Shuttle-Landeplatz hielt ich Leander an und fragte ihn: »Wissen Sie, was mit Galena los ist? Sie schläft immer noch.«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Wird sie sich erholen?«
    »Ich hoffe es.«
    »Glauben Sie, dass wir es schaffen?«
    »Fragen Sie doch Hergesheimer«, sagte Leander schnippisch. »Ich mache mir Sorgen um unsere Rückkehr. Charles ist erschöpft. Wir sind alle mit den Nerven am Ende. Und es sind schon vier Stunden vergangen.« Er versuchte, sich von meiner Hand loszureißen, aber ich hielt ihn wie mit Krallen fest. Er verzog das Gesicht.
    »Es ist alles aus und vorbei, nicht wahr?«, sagte ich. »Wir können den Mars nicht quer durchs All bewegen.«
    Er schluckte und schüttelte den Kopf, er wollte das Offensichtliche nicht wahrhaben. »Charles behauptet, es werde kein zweites Mal auftreten.«
    »Aber das Risiko, Stephen!«
    »Es ist erschreckend«, gab er zu und wandte den Blick ab. »Zutiefst erschreckend.«
    »Haben Sie etwas ähnliches erwartet?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Hergesheimer hangelte sich durch den Tunnel. »Nicht dass es jetzt noch viel bedeutet«, sagte er. »Aber dieses gottverdammte System ist ideal. Es ist genau das, was wir erwartet haben. Die Planeten stecken voller Mineralien, einer hat die Größe der Erde und eine annehmende Atmosphäre, aber kein höheres Leben … Reif fürs Terraformen. Zwei erstklassige Gasriesen. Hübsche junge Asteroiden. Der Stern ist eine Langzeit-Variable, wie die Sonne. Keine Spur von intelligentem Leben im ganzen System – kein Radiogeschwätz. Wunderschön!«
    Auf seinem Kom zeigte Hergesheimer mir Bilder, Graphiken und Zahlenreihen. Einen schlammigbraunen Planeten von Erdengröße, sehr unappetitlich. Mächtige blaugrüne Gasriesen mit orangefarbenen und gelben Streifen, reich an Wasserstoff und Deuterium. Hergesheimer hatte die gesamte Masse frei zugänglicher Mineralien, der Kohleverbindungen und flüchtigen Substanzen des Gürtels abgeschätzt und hochgerechnet. Tatsächlich alles in Hülle und Fülle. Er schaltete das Kom unvermittelt aus. »Zum Teufel damit.«
    »Sie sind fertig?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, aber die wesentliche Arbeit läuft jetzt automatisch und müsste in wenigen Minuten abgeschlossen sein.«
    »Wie ist die Fehlermarge?«, fragte ich.
    »Gewissheit auf breiter deskriptiver Grundlage. Alles eingelöst, was wir erwarten konnten«, antwortete er. »Spielt das überhaupt noch eine Rolle, Casseia? Werden wir jemals wiederkommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Machen Sie es trotzdem richtig.«
    »Galena ist wach«, sagte er. »Sie benimmt sich aber merkwürdig.«
    »Wie bitte?«
    Er schwenkte die Finger vor seinem Gesicht, starrte mich mit hervorquellenden Augen vorwurfsvoll an und sagte: »Sie verhält sich überhaupt nicht zu irgendwem oder irgendwas. Sie ist völlig teilnahmslos.«
    »Haben Sie gesehen, was mit ihr passiert ist?«, fragte Stephen.
    »Sie war in der Aussichtskuppel.

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