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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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diesen Deskriptor noch einmal antasten?«, fragte ich.
    »Das werden wir nicht tun. Falls wir es täten, würden wir ein weiteres unbegreifliches Universum erhalten, das ebenfalls wieder in seinen früheren Zustand zurückkehren würde. Das Problem ist für uns derzeit nicht lösbar. Die Regeln, nach denen unser Universum funktioniert, haben sich aufgrund unzähliger Kombinationen und unzähliger Versuche, die scheiterten, herausgebildet. Das ist das Wesen von Evolution. Wir müssten lernen, wie man alle Regeln so aufstellt, dass sie miteinander in Wechselwirkung stehen und sinnvoll sind, sich nicht widersprechen. Das könnte Jahrhunderte dauern. Wir wissen überhaupt noch nichts darüber, wie man ein lebendes Universum vom Zeichenbrett aus entwirft.«
    »Aber wir könnten es eines Tages schaffen?«
    »Es wäre denkbar«, antwortete Charles.
    Die Art, in der er mich ansah und mit mir sprach – zögernd, voller Angst, er könne mir weh tun oder mich enttäuschen –, gab mir den Rest, falls das überhaupt noch möglich war. Ich sah mich genau in dem Moment, als ich dachte, ich sei über die Sorge um mein persönliches Schicksal hinaus, mit einer neuen, unvorstellbar schrecklichen Sache konfrontiert.
    Ich fragte mich, was geschehen wäre, wenn wir vor Rückkehr des Universums zu den alten Regeln gestorben wären.
    Plötzlich kam mir Charles unsagbar fremdartig vor: Er war kein Mensch, er war ein intellektuelles Monster. »Können wir den Heimweg antreten?«, fragte ich.
    »Ich werde mich in einigen Minuten wieder einklinken. Bis dahin müsste die Übersetzung fertig und der QL wieder selbst-koordiniert sein. Es tut mir leid, Casseia.«
    Ich starrte ihn an, meine Nackenhärchen hatten sich aufgestellt. »Warum musst du dich immerzu bei mir entschuldigen?«
    »Weil ich dir ständig größere Probleme aufhalse. Obwohl es mir ausschließlich darum geht, es dir einfacher zu machen. Ich möchte mich um dich kümmern …«
    »Herrgott noch mal, Charles!« Ich streckte mich und versuchte, mich abzustoßen, aber Charles fuhr seine Hand wie eine Katze ihre Krallen aus und packte meinen Knöchel, so dass ich unsanft zu Boden ging. Ich schlug auf dem Fußboden auf. Aber Charles hatte mich immerhin vor einem ernsthaften Zusammenstoß mit der Zimmerdecke bewahrt.
    Mit einem Widerwillen, der mich wie eine Gänsehaut überfiel, riss ich mich los. Gleich darauf schämte ich mich für mein Verhalten.
    Charles wich mit zusammengekniffenen Augen zurück. Er ging zu seinem Sessel und befestigte die Lichtleiterverbindungen an seinem Kopf. Inzwischen war er Experte darin und brauchte keine Hilfe mehr.
    Charles brachte uns nach Hause. Er versetzte Phobos in seine alte Umlaufbahn um den Mars, als sei nichts geschehen. Via Direktverbindung wurde uns ein neuer Landeplatz bei Perpetua zugewiesen, fünfhundert Kilometer östlich vom Auftakt- Projekt, unterhalb des Kaibab-Plateaus.
    Charles forderte ärztliche Hilfe für Galena Cameron an und deaktivierte in Vorbereitung auf unseren Abschied von der alten Phobos-Siedlung die Tweaker-Ausrüstung.
    Immer noch beschämt über den Vorfall, half ich Charles die Kabel zu lösen und den Denker samt Übersetzung zum Shuttle zu tragen. Wir sprachen nur wenig. Galenas Augen konzentrierten sich auf mich, als Leander und ich ihren schlaffen Körper zum Shuttle brachten. Sie versteifte sich leicht, als wir sie auf ihrer Liege festschnallten, und fragte: »Haben meine Augen die Farbe gewechselt?«
    Ich konnte mich an ihre Augenfarbe gar nicht recht erinnern, aber verneinte. »Alles in Ordnung«, versicherte ich ihr.
    Sie zitterte. »Ist Doktor Hergesheimer noch am Leben?«
    »Uns allen geht es gut, Galena«, sagte Leander.
    Hergesheimer, der an der Decke der Passagierkabine baumelte, beugte sich über ihre Liege. »Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht.«
    »Ich glaube, ich bin noch nicht lange wieder hier«, sagte sie. Sie zitterte immer noch. »Ich weiß, dass ich nicht geschlafen habe. Haben wir irgend etwas erreicht?«
    »Wir haben das erreicht, was wir erreichen wollten«, erwiderte Hergesheimer und fügte, während er mich ansah, hinzu: »Es ging ab wie die wilde Jagd. Wir können nicht dahin zurück.«
    »Wegen mir?«, fragte Galena bedrückt.
    »Nein, meine Liebe«, antwortete ich. »Nicht wegen Ihnen.«
    Ti Sandra und ihr Tross – alle, die in unsere Pläne eingeweiht waren – kamen zum Auftakt nach Kaibab. Im Anbau des Labors gaben Charles, Leander, Hergesheimer und ich unsere persönlichen Eindrücke

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