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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Die Aussichten waren dermaßen faszinierend!
    »Wechsel des Bezugsrahmens«, meldete Charles. Das Potential verschwand, ich sah wieder auf eine einfache Darstellung des Mars. Hergesheimer nahm zwei kurze Positionsbestimmungen vor.
    Das tosende Geheul ebbte zu einem schwachen Rauschen ab, das durch die Polsterung der Couch kaum noch zu hören war. Wir waren nicht mehr am selben Ort. Die Erde hatte ihr Angriffsziel verloren.
    »Charles, wie geht’s dir?«, fragte ich.
    »Ganz gut«, antwortete er. »Der QL ist vorhin ein bisschen erschrocken. Die Veränderung der Regeln ist anscheinend genauso verlockend wie Sex. Er fühlt sich dabei ganz in seinem Element.«
    »Lass bloß nicht zu, dass er irgendwelche romantischen Verabredungen trifft«, sagte ich. Der Gedanke an die Ungeheuerlichkeit dessen, was hätte passieren können, wich einem plötzlichen Gefühl von Leichtigkeit.
    »Ich glaube, wir haben’s richtig gemacht«, erklärte Charles. Ich wandte den Blick von den Projektoren und sah zu ihm auf der Couch hinüber. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem kam flach und stoßweise.
    Etwas strich über meinen Arm. Ich drehte den Kopf in die Gegenrichtung und empfand plötzlich solche Erleichterung, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Ich hob den Arm und streckte ihn aus.
    Neben meiner Couch stand Ti Sandra. Sie sah sehr gesund aus, hatte wieder ihr altes Gewicht, ihr breites Gesicht strahlte stolz. Sie trug ihr schönstes Kleid, auf dem winzige, glitzernde Glasperlen aufgenäht waren. Sie streichelte meinen Arm, ihre Berührung war so leicht wie eine sanfte Brise. »Du hast es geschafft«, sagte ich. »Mein Gott, wie schön es ist, dich zu sehen.«
    »Wir haben fünfzig Millionen und zweihundertfünfzigtausend Kilometer in der Umlaufbahn des Mars zurückgelegt«, verkündete Hergesheimer.
    Ti Sandra schüttelte den Kopf. Immer noch strahlte sie mich voller Stolz und Liebe an, so dass sich ihre Augen zu Schlitzen verengten, um die sich Lachfältchen bildeten. Ich wunderte mich über die Leichtigkeit ihrer Berührung.
    »Jetzt kommt der erste große Sprung«, meldete Stephen. »Charles?«
    »Berechne ich gerade.«
    Bei Stephens Worten hatte ich den Blick abgewandt. Als ich wieder hinsah, war Ti Sandra natürlich nicht mehr da. Aber immer noch spürte ich ihre Berührung auf meinem Arm.
    Ich lehnte mich auf der Couch zurück. Mein Mund war so ausgedörrt wie Wüstensand. Wieder sogen sich meine Augen an den Projektoren fest, die mein Blickfeld ausfüllten.
    »Es gibt keine größere Zeitdifferenz, es gibt überhaupt keine Zeitverzögerung«, bemerkte Charles. »Aber es wird uns – dir, mir, dem QL und der Übersetzung – so vorkommen, als würden wir uns längere Zeit in einer Art Leere bewegen. Wir müssen noch eine ganze Menge Übertragungen auf das größere System vornehmen. Deshalb wird es uns so vorkommen, als bewegten wir uns für längere Zeit außerhalb des Status quo.«
    Status quo: Das umfasste alle Dinge, wie sie nun einmal waren. Alles, was uns von Kindheit an vertraut war und unser Denken bestimmte. Heimatboden, Heimaterde, die heimatlichen Gesetze.
    »So lange war der QL wohl noch nie außerhalb des Status quo«, sagte ich.
    »Stimmt«, bestätigte Charles.
    »Bringt ihn in Versuchung.«
    Charles kicherte.
    »Ist es auch für dich gefährlich?«
    »Darauf kannst du wetten«, antwortete er.
    »Wie Sex.«
    »Viel schlimmer, liebe Casseia. Ich bin hier mit dem QL zusammen, halte ihn davon ab fremdzugehen, aber erlebe fast alles mit, was der QL erlebt.«
    »Du hast mir einmal gesagt, du wolltest alles verstehen«, sagte ich.
    »Ich erinnere mich daran.«
    »In der Leere … wollte auch ich herumspielen.«
    »Wenn wir eine Ewigkeit herumspielten, würden wir vielleicht lernen, wie man ein Universum aufbauen kann. Du und ich.«
    »Aber du sagst, dass dabei keine Zeit vergeht.«
    »Ewigkeit bedeutet das Fehlen von Zeit. Eine Unendlichkeit ohne jede Zeit. Ein Zirkel brillanten und endlosen Theoretisierens. Das ultimative Spiel.«
    Leander platzte herein. »Arbeitest du noch daran, Charles?«
    »Immer noch«, antwortete Charles. »Willst du den Stand wissen?«
    »Lass uns nicht im dunkeln tappen, Charles«, sagte Leander.
    »Der QL hat die Berechnungen für den Planeten und die Lokalität abgeschlossen und arbeitet daran, die Buchhaltung in Ordnung zu bringen«, informierte ihn Charles. »Kümmere dich nicht um uns, Stephen.«
    »Bring ihren Kopf nicht allzu sehr durcheinander«, bemerkte Stephen. »Wir

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