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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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Innerhalb von sechs Monaten lehrte mich Bob Keech das Fliegen. Ich gab das College auf und ging zur Air Force, und den Rest meines Lebens bin ich mit dem Flugzeug in die Lüfte gestiegen. Das Gesetz des Zufalls hatte mein Schicksal bestimmt, aber erst zwanzig Jahre später wußte ich, daß dieses Gesetz tatsächlich existiert.«
    »Wie funktioniert es?«
    »Gleich und gleich gesellt sich gern. Man wundert sich darüber ein Leben lang. Verliebe dich in eine Sache und setze alles daran, deinen Traum zu verwirklichen, und irgend etwas wird geschehen, irgend etwas, was du nicht planen konntest, wird kommen, um gleich und gleich zusammenzubringen, um dich zu erlösen und dir den Weg bis zu deiner nächsten Ziegelmauer freizugeben.«
    »Meine nächste Mauer! Die nächste Mauer?«
    »Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Wir müssen uns nicht anstrengen, um uns selbst in die denkbar schwierigste Lage zu manövrieren… Immer dann, wenn wir unser Zaubermittel vergessen, geschieht das von selbst. Aber wenn wir Spaß an einer Sache haben, geraten wir auch nicht in Schwierigkeiten, sondern überwinden sie. Worauf es ankommt, ist, daß wir uns darauf besinnen, wer wir sind, und daß wir unsere Methoden anwenden können. Wie können wir das lernen, wenn wir sie nicht praktizieren?«
    Zweifelnd seufzte er: »Ich weiß nicht so recht…«
    Ich fragte mich: Wünscht er sich eine Zukunft frei von Schwierigkeiten? Warum sucht er sich die Raumzeit aus, wenn er Schwierigkeiten scheut? »Ein Gedankenexperiment«, sagte ich. »Stell dir vor, du willst in deiner Welt nichts ändern. Sie kann gar nicht besser sein, als sie schon bereits ist.«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Hurra. Das hört sich großartig an!«
    »Okay«, sagte ich. »Nun bleibe einen Monat lang in dieser Welt, zwei Monate, ein Jahr, zwei Jahre oder drei. Wie fühlst du dich dann?«
    »Ich möchte etwas Neues kennenlernen. Ich möchte etwas anderes haben.«
    »Da hast du den Grund für die Welt der Erscheinungen.«
    »Lernen wir gern neue Dinge kennen?«
    »Wir erinnern uns gern an das, was wir bereits kennen. Wenn du deine Lieblingsmusik hörst oder dir einen guten Film immer wieder ansiehst oder deinen Lieblingsroman immer wieder liest, weißt du dann, wie diese Musik klingen wird, wie der Film sein wird und wie die Story ausgehen wird? Das Vergnügen stellt sich dadurch ein, daß man etwas immer wieder erlebt, und zwar sooft, wie man will. So verhält es sich auch mit unseren Kräften. Erst versuchen wir es mit dem Prinzip der freien Wahl, probieren es mit dem Gesetz des Zufalls, mit dem ›Was immer wir im Sinn haben, wird wahr‹ und dem ›Gleich und gleich gesellt sich gern‹ und experimentieren mit dem Gesetz der sich ändernden Erscheinungen, um zu erreichen, daß unsere äußere Welt unsere innere widerspiegelt.«
    »Es ist gruslig.«
    »Und wenn sie sich einmal, dreimal, zehnmal ändert, werden wir ein wenig kühner und selbstsicherer. Die Methoden funktionieren ! Dank der Praxis vertrauen wir ihnen grenzenlos, wir haben uns an alles erinnert, was wir durch sie erlangen können, wir können nach Belieben Erscheinungen verändern und gehen neuen Abenteuern entgegen, wo andere Gesetze gelten.«
    »Erzähl mir über weitere Methoden«, bat er.
    »Wie viele benötigst du? Unsere Herzen sind voller kosmischer Gesetze. Erlerne einfach einige davon, lerne sie gut zu beherrschen, und nichts steht zwischen dir und der Person, die du sein möchtest.«
    »Aber das ist doch der Grund, weshalb ich mit dir rede. Ich bin mir nicht sicher, wer ich sein möchte!«
    Ich runzelte die Stirn. Es war ein Rätsel, das ich nicht lösen konnte. »Das«, erwiderte ich, »kann allerdings zwischen dir und jener Person stehen.«

28
     
    Das geschieht gewiß mit uns allen, dachte ich. Was wir bisher gelernt haben, bewahren wir und lassen das Vertraute hinter uns. Dieses Aussortieren ist keine angenehme Sache, aber irgendwie ahnen wir: Die einzige Sicherheit, die wir je haben werden, besteht darin, das, was sicher war, zu vergessen.
    Wie oft passiert das in unserem Leben? Immer wieder.
    Wir flüchten uns aus dem sicheren Schoß der Familie zu den Fremden auf dem Spielplatz; wir geben die Geborgenheit bei den Freunden aus der Nachbarschaft auf und stürzen uns in den Hexenkessel der Schule; die Sicherheit des Zuhörens tauschen wir gegen den Schrecken, unseren eigenen Vortrag mündlich halten zu müssen. Vom hohen Sprungturm mit seiner friedlichen Stille wagen wir einen

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