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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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wunderbar, aber manchmal bist du auch der Liebloseste von allen. Ich bin noch nie jemandem begegnet, Mann oder Frau, der so kalt und so wenig fürsorglich sein kann wie du. Dornen in Eis, wenn du dich bedroht fühltest.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich bin also noch nicht am Ziel. Ich sage auch nicht, daß ich meine Prüfungen bestehen werde, aber ich werde mich ihnen stellen. Geduld. Ich werde schon noch zu einem Leben finden, dem Typ ›liebe Seele‹ gemäß, wie ihn bereits viele Leute verkörpern. Derzeit bin ich glücklich, so zu sein, wie ich bin. Mißtrauisch, wie von einem Panzer umgeben, defensiv…«
    »Oh, du bist nicht so schlecht!« sagte sie heiter. »Du warst schon lange nicht mehr mißtrauisch.«
    »Ich bin auf Komplimente aus!« sagte ich. »Weiter so.«
    »Erzähl Dickie, daß du in meinen Augen nicht der schlechteste Mann auf der Welt bist.«
    »Wenn du böse auf mich bist, denkst du aber ganz anders.«
    »Nein! Nicht im entferntesten«, erwiderte sie. »Was wirst du ihm noch über die Ehe erzählen?«
    »Ich werde ihm den Unterschied zwischen Ehe und Zeremonie erklären. Ich werde ihm sagen, daß eine richtige Ehe nicht darin besteht, daß zwei Menschen in Frack und Brautkleid über eine Brücke hasten, sondern daß sie in ihrem Leben eines entdecken: Sie haben diese Brücke zusammen gebaut, mit eigenen Händen.«
    »Sie ließ ihre Gabel sinken. »Richie, das hast du wunderbar formuliert!«
    »Ich sollte mit dir statt mit Dickie reden«, sagte ich.
    »Rede mit uns beiden«, erwiderte sie. »Wenn dich das froh macht, so hat das immerhin zur Folge, daß ich mit einem glücklichen Mann zusammenlebe.«
    »Das werde ich ihm auch sagen. Mann und Frau haben nicht die Macht, einander glücklich oder unglücklich zu machen. Jeder kann nur sich selbst glücklich machen.«
    »In vieler Hinsicht stimmt das, aber wenn du sagst, nichts von dem, was wir tun, habe Auswirkungen auf den anderen, so bin ich ganz anderer Meinung.«
    »Die Auswirkungen«, sagte ich, »sind unsere gegenseitigen Prüfungen. Du kannst beschließen, glücklich zu sein, ganz gleich, was ich tue. Und es kann sein, daß ich mich freue, wenn du glücklich bist. Aber ich bin es, der mich glücklich macht, nicht du.«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte mich nachsichtig an. »Das ist aber eine merkwürdige Betrachtungsweise.«
    Sie dachte, es handle sich um eine Nebensache, um irgendeine Spitzfindigkeit von mir, als wollte ich den Beweis ihrer Liebe abblocken. Ich fühlte mich wie ein Rhinozeros, das sich auf dünnes Eis begibt, aber ich mußte das klarstellen.
    »Wenn du dich nicht wohlfühlst,« sagte ich, »aber du mich glücklich machen willst, indem du etwas für mich kochst oder indem du mit mir ausgehst, erwartest du dann, daß das funktioniert und daß ich glücklich bin, obwohl ich weiß, daß du dich miserabel fühlst?«
    »Ich würde es mir nicht anmerken lassen, daß ich mich miserabel fühle, und ich erwarte tatsächlich, daß du dann glücklich bist.«
    »Aber dann wärst du ja eine Märtyrerin. Du würdest mich nur dadurch glücklich machen, daß du dich aufopferst, daß du mich anlügst, daß du mir zuliebe so tust, als ob du glücklich wärst. Wenn das funktionieren würde, wäre ich nicht glücklich, weil du glücklich bist, sondern weil ich glauben würde, du seist es. Nicht du oder das, was du für mich tust, machen mich glücklich, sondern mein Glauben. Und das, was ich glaube, liegt in meiner Verantwortung, nicht in deiner.«
    »Das hört sich so nüchtern an«, sagte sie. »Wenn das der Fall ist, warum soll ich mir überhaupt Mühe geben, dir Freude zu bereiten?«
    »Wenn du das nicht tun willst, solltest du es nicht versuchen! Erinnerst du dich, als wir diese Unmenge von Arbeit hatten und du täglich achtzehn Stunden im Büro gearbeitet hast?«
    »Unsere Arbeit. Aber habe ich sie überhaupt geleistet?« fragte sie zuckersüß. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Und erinnerst du dich auch, wie dankbar ich dir war?«
    »Natürlich. Du bist mit einem finsteren Gesicht dagesessen, mißmutig und gereizt, als ob du derjenige wärst, der sich da zu Tode schuftet!«
    »Erinnerst du dich, wie lange das so weiterging?«
    »Jahre.«
    »Und waren die Beziehungen zwischen uns deswegen so liebevoll, weil du meine Arbeit mit erledigt hast?«
    »Ich kann mich entsinnen, daß ich dich gegen Ende dieser Periode nicht mehr ausstehen konnte! Während ich von früh bis spät arbeitete, hast du fröhlich verkündet, du würdest fliegen gehen,

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