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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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damals zwar zusammengelebt, doch waren unsere Auffassungen derart auseinandergegangen, daß wir uns heute an verschiedene Vergangenheiten erinnern.
    »Ist dies etwas für Dickie«, fragte sie und blickte mich mit ihren meerblauen Augen an, »oder behalten wir es für uns? Wirst du ihm von unseren Auseinandersetzungen erzählen?«
    »Vielleicht nicht. Vielleicht sollte ich ihm erzählen, daß eine vollkommene Ehe keine Auseinandersetzungen kennt. Vollkommenheit ist dann gegeben, wenn zwei Menschen einander ansehen und sagen: ›Wir haben das alles vor der Ehe gekannt. Keine Streitigkeiten, keine Prüfungen, keiner von uns beiden hat sich in den fünfzig Jahren geändert. Keiner hat etwas gelernt.‹«
    Sie lächelte darüber.  »Entsetzlich dummes Zeug«, sagte sie. »Vermeide Probleme, und du wirst auch nie derjenige sein, der sie überwunden hat.«
    »Er muß es wissen. Wenn ich ihm von Eheerfahrungen erzähle, ist das für mich eine Gedächtnisstütze; Dickie muß sich eine Meinung darüber bilden, sich einige Lehren merken und den Rest vergessen. Ich werde ihm das Beste von dem erzählen, was ich herausgefunden habe: Gehe niemals davon aus, daß deine Frau Gedanken lesen kann, daß sie versteht, wer du bist, oder daß sie weiß, was du denkst und wie dir zumute ist. Wenn du das annimmst, dann bereitest du dir selbst viel Kummer. Sie könnte dich verstehen, sie könnte von Zeit zu Zeit wissen, was du denkst, doch erwarte nicht von ihr, daß sie dich ein bißchen besser versteht als du sie. Beschließe, glücklich zu sein, indem du das tust, was du tun möchtest. Wenn es sie ärgert, daß du glücklich bist, oder wenn du es haßt, daß sie fröhlich ist, dann handelt es sich nicht um eine Ehe, sondern um ein Experiment, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.«
    »Das hört sich so an, als ob die Ehe genau so viel Spaß macht wie der Sprung von einem steilen Felsen. Ist es das, was er deiner Meinung nach denken soll?«
    »Die Ehe ist mit nichts vergleichbar, was du je erleben wirst, werde ich zu ihm sagen. Verwandte Seelen sind durch einen wunderbaren, magnetisierenden, unglaublichen Zufall zusammengeführt worden, haben sich durch einen rätselhaften Zauber gefunden, aber dennoch haben sie noch eine ganze Menge Probleme miteinander zu lösen. Faszinierende Probleme, das stimmt, aber auch gepfefferte Prüfungen, die Jahre dauern. Aber wenn der Zauber verschwindet, wirst du die Kraft verlieren, harte Zeiten zu überstehen und lieben zu lernen — du wirst an der Liebe scheitern. Wenn das geschieht, sind die anderen Prüfungen ohne Bedeutung.«
    »Was wirst du ihm über Kinder erzählen?«
    »Ich bin nicht kompetent genug, ihm darüber irgend etwas zu erzählen«, erwiderte ich.
    »Was meinst du damit, daß du nicht kompetent seist? Du hast Kinder, und bestimmt hast du etwas von ihnen gelernt! Was wirst du ihm erzählen?«
    Mein Schwachpunkt, dachte ich. Ich bin, was dieses Thema betrifft, etwa so nützlich wie ein Amboß in einem Kinderzimmer.
    »Ich werde ihm erzählen, daß nicht nur Erwachsene eine innere Richtschnur brauchen«, sagte ich. »Wir erleben das, was wir unabhängig vom Alter in uns aufnehmen. Das einzige Vorbild, das wir den Kindern liefern, ist unser eigenes Beispiel dieses hochentwickelten menschlichen Wesens, von dem wir wissen, wie es zu sein hat. Kinder können etwas begreifen oder auch nicht. Sie können den Boden verfluchen, auf dem wir gehen und stehen. Aber Kinder sind nicht unser Eigentum und auch nicht dazu da, unter unserer Fuchtel zu stehen, genausowenig wie wir das Eigentum unserer Eltern waren.
    »Kommst du dir nicht vor wie ein Eisberg, wenn du so redest«, fragte Leslie, »oder klingt das nur so kühl wie 40 Grad minus?«
    »Stimmt es etwa nicht, was ich sage?«
    »Was du gesagt hast, mag eine gewisse Berechtigung haben«, seufzte sie. »Sicherlich besitzen wir unsere eigenen Kinder nicht, aber ich vermisse irgend etwas. Könnte es vielleicht ein wenig Zärtlichkeit sein?«
    »Nun ja, natürlich werde ich es ihm mit Gefühl beibringen!«
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Die Ehe ist von mehr als nur einem einzigen Geheimnis umgeben.«
    »Von welchem noch?« Ich kenne nur eins. Sollte sie etwa noch ein anderes kennen?
    »Wenn du uns betrachtest«, sagte sie, »oder wenn du jemand anderen lange betrachtest, so erkennst du, daß wir nur ein- oder zweimal in unserem Leben richtig lieben. Hüte diese Liebe. Das ist mein Geheimnis von der Ehe.«

34
     
    Als das

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