Heimkehr
GEGENSEITIGEN VERTRAUENS HINTER UNS HABEN , JAHRE , IN DENEN WIR DEN CHARAKTER DES PARTNERS , MIT DEM WIR ES ZU TUN HABEN , KENNENGELERNT HABEN ! ICH WEISS , ES IST IN ORDNUNG , WENN DU TUST , WAS DU FÜR RICHTIG HÄLTST , DENN DEINE AUFFASSUNG DARÜBER , WAS RICHTIG IST , STIMMT MIT MEINER WEITGEHEND ÜBEREIN !«
Der Entsafter macht nicht nur Krach, er ist auch blitzschnell. Das zweite Glas war voll, und ich schaltete das Gerät aus.
»Bist du mit mir einer Meinung?« fragte sie in die Stille hinein, die plötzlich eingetreten war.
»Nein.« Ich trank meinen Karottensaft schlückchenweise. »Es ist immer in Ordnung, daß wir tun, was wir für richtig halten. Ausnahmslos.«
Sie lachte über meine Antwort, und ich mußte selbst ein wenig lächeln.
»Wäre durch dieses Geheimnis deine erste Ehe gerettet worden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Es war zu spät. Wenn man durch eine Ehe entmenschlicht wird, ist es an der Zeit, sie zu beenden. Sie und ich hatten so konträre Auffassungen, daß wir nicht mehr jene waren, die wir sein wollten. Wir hörten nicht nur einfach auf, uns zu lieben, wir konnten es tatsächlich nicht mehr ertragen, uns im selben Zimmer aufzuhalten. Dagegen hilft kein Mittel.«
»Ich erinnere mich an Zeiten, wo du und ich auch nicht im selben Raum sein konnten«, scherzte sie. Sie hatte den Deckel von der Bratpfanne gehoben und probierte erneut das Essen mit ihrem Löffel. »Glaubst du, wir hätten miteinander Schluß machen sollen?«
»Du bist hungrig, nicht wahr?« fragte ich.
Sie nickte, und ihre Augen waren weit geöffnet. »Scharf…«
»Es ist in einer Minute fertig.« Schnell stellte ich die Flamme ab. »Du warst anders, Wookie. Selbst als ich damals furchtbar wütend auf dich war, konnte ich nicht vergessen, wie toll du gleichzeitig warst. Manchmal wollte ich ausziehen und war völlig verzweifelt, weil du nicht verstandest, wer ich war oder was ich dachte oder was ich empfand. Ich rief im Wagen beim Wegfahren: Lieber Gott, wie kannst du von mir erwarten, daß ich mit Leslie Parrish weiter zusammenlebe? Es ist unmöglich! Es kann nicht sein! Und sogar in jenem Moment wußte ich: Du warst so verdammt nett und immer noch so schön, daß es mich schmerzte. Die Scheidung war unvermeidlich, aber ich liebte dich trotzdem. Ist das nicht seltsam?«
Ich stellte die Pfanne auf den Tisch und servierte das ›Vejiwheat‹ für zwei.
»Oh, Richard, die Scheidung war nie unvermeidlich«, sagte sie. »Es war ein verzweifelter Gedanke.«
Schnee von gestern zu verteidigen, ist kein Zeichen von Klugheit, dachte ich. Unvermeidlich oder nicht – wir hatten uns jedenfalls nicht scheiden lassen.
Wenn wir uns von Ehefrau oder Ehemann trennen müssen, werden wir eine unglückliche Verbindung los, und wir finden zu uns selbst. Doch was für ein schönes Abenteuer beginnt – mit Stürmen und allem anderen –, wenn eine Ehe zwischen zwei Menschen zustande kommt, die bereits zu sich selbst gefunden haben!
»Sobald ich nicht mehr von dir erwartet habe, daß du mich immer verstehst – als ich lernte, daß es völlig in Ordnung ist, wenn du und ich ganz verschiedene Ideen haben und unterschiedliche Schlußfolgerungen ziehen; seit ich weiß, daß es in Ordnung ist, wenn jeder von uns tut, was er tun muß, hat sich für uns ein Weg aus der Sackgasse geöffnet. Ich fühlte mich nicht mehr durch deine Schlußfolgerungen und du dich nicht mehr durch meine konträren Auffassungen eingeengt.«
»Das stimmt«, sagte sie. »Und danke für das Essen. Es schmeckt vorzüglich.«
»Habe ich es nicht zu stark gewürzt? Du hast gesagt, es sei scharf.«
»Es ist jetzt besser.« Sie nippte am Karottensaft. »Und Dickie wird vielleicht doch nicht nach der Ehe fragen.«
»Er wird. Er wird fragen: Wozu sind wir deiner Meinung nach hier? Und ich werde ihm antworten, ich denke, wir sind hier, damit wir Liebe zum Ausdruck bringen, damit wir uns einer Million verschiedener Prüfungen unterziehen, um festzustellen, ob wir Liebe zeigen können, einer weiteren Million Prüfungen, wenn wir versagen, und einer weiteren Million, wenn wir bestehen. Und nirgendwo in der Welt werden mehr Prüfungen auferlegt, und zwar Minute um Minute und Tag für Tag, als in den Jahren innigen täglichen Zusammenlebens mit einer anderen Seele.«
»Das ist reizend«, sagte sie. »Ich habe nicht gewußt, daß du die Ehe für so wichtig hältst.«
»Nicht die Ehe, die Liebe ist so wichtig.«
»Ich freue mich, daß du das sagst. Ich denke, du bist
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