Heimkehr zu den Dakota
sie.«
»Auch ’ne Beschäftigung für einen jungen Mann. Zweiundzwanzig wird er jetzt, wie? So alt wie ich war, als ich vor zehn Jahren mit euch hier anfing. Es ist alles kolossal sinnvoll, wirklich!« Red Jim spuckte aus.
Der Zug in der Ferne fuhr langsam wieder ein Stück weiter.
»Jede Wette«, meinte Jim, »daß wir beide genug sein würden, du und ich, um das ganze Geld der. Passagiere einzukassieren.«
»Kann sein. Aber wozu?«
»Wozu! Top, du wirst mich noch rasend machen mit solchen Ansichten. Wozu? Ja, wozu wohl! Triffst du dich gar nicht mehr mit Harry?«
»Von Zeit zu Zeit.«
»Wann und wo habt ihr euch das nächstemal verabredet?«
»Sobald der Mond noch zweimal gewechselt hat, beim Blockhaus des zahnlosen Ben.«
»In zwei Monaten erst hm ja mag angehen. Was machen wir beide bis dahin?«
»Wir beide? Willst du bei mir bleiben, Jim?«
»Oder du bei mir?«
»Wo haust du, Jim?«
»Überall und nirgends. Aber zur Zeit ist es mir im Freien ohne Zelt zu ungemütlich. Hast du noch kein Rheuma?«
»Nein.«
»Aber bei mir fängt es schon an.« Red Jim trank einen Schluck aus einer Feldflasche. Es roch nach Brandy. Er reichte die Flasche dem Indianer. »Da, halt mit! Stammt aus Bens Giftküche.«
Mattotaupa setzte an und trank mehr als einen Schluck.
»Halt, halt! Laß mir auch noch einen Drink auf unser Wiedersehen! Das Weitere dann im Blockhaus des zahnlosen Ben …«
»Mary ist weg«, sagte Mattotaupa.
»Ja, fort ist sie, ich weiß. Die Jenny auch. Ben muß wieder allein wirtschaften. Ein paar alte Gefährten könnten wir aber bei ihm treffen. Du wolltest in zwei Monaten sowieso dorthin!«
»Nicht in das Blockhaus zu Ben. In der Nähe will ich mich mit meinem Sohn treffen.«
»Doch ganz egal. Im Blockhaus ist’s jedenfalls warm.«
Der Zug fuhr wieder ein Stück. Das Pfeifen der Lokomotive war meilenweit zu hören.
»Einen Lärm machen die!« maulte Red Jim. »Als ob ihnen die Prärie gehörte. Aber so weit ist es noch immer nicht. Obwohl sie mehr Militär einsetzen wollen.«
»Gegen wen?«
»Gegen deine Stammesbrüder. Die sollen bald auf die Reservation getrieben werden.«
Als es Morgen wurde, betrachteten die beiden Männer sich im Tageslicht. Sie hatten sich jahrelang nicht gesehen.
»Bist du alt geworden!« sagte Jim zu dem Indianer und dachte sich dabei: Er muß zuweilen toll gesoffen haben. »Mag Harry immer noch nicht, daß du Brandy trinkst?« forschte er.
»Immer noch nicht.«
»Komm, reiten wir zu Ben, solange Harry noch nicht da ist.«
Das Blockhaus
Zwei Monate waren seit diesem Zusammentreffen vergangen. Der Winter hatte seine Herrschaft noch immer nicht ganz abgetreten.
Es war früher Nachmittag. Der Wind pfiff eisig.
In einem der Wellentäler der Prärie nordöstlich des Niobrara stand ein falber Mustang mit dunkler Mähne und dunklem Schweif. Ein schwarzer, magerer Wolfshund saß bei ihm. Der Hengst war nicht festgemacht, bewegte sich aber trotzdem nur in einem kleinen Kreis, innerhalb dessen er alle Gräser abweidete. Wenn sich der geringste Laut vernehmen ließ, spitzten er und der Hund die Ohren, und jetzt, als Hufschlag laut wurde, hoben beide aufmerksam den Kopf und witterten. Gleich darauf tauchte der Herr der beiden Tiere auf einer Schimmelstute auf. Zwischen Schneeflecken und braunem Gras waren der Schimmel und der braunfarbene Indianer in der Lederkleidung gut getarnt.
Der falbe Hengst und der Hund begrüßten den jungen Reiter freudig.
Stein mit Hörnern sprang ab. Er trug seine alten, mit Skalphaaren besetzten Leggings, Pelzmokassins und den Büffelpelzrock. Er strich dem falben Mustang über das Fell, vielleicht, um die Begrüßung zu erwidern, vielleicht auch nur, um vor sich selbst Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
Es war der Tag, an dem sich Stein mit Hörnern mit seinem Vater treffen wollte. Schon am frühen Morgen war er zu dem verabredeten Platz gekommen, und da er den Vater nicht vorfand, hatte er den Falben und den Hund als Zeichen für ihn zurückgelassen und war auf der Schimmelstute umhergeschweift, um zu kundschaften. Westwärts, in einer Bauminsel am Niobrara, hatte er ein Spähernest der Dakota entdeckt und den Sohn von Alte Antilope aus der Bärenbande als einen der Kundschafter erkannt. In der Koppel bei dem Blockhaus stand der Mustang Mattotaupas; Stein mit Hörnern hatte das Tier gesehen. Der Vater befand sich aller Vermutung nach im Blockhaus.
Die Abrede war jedoch, daß Vater und Sohn sich in der Prärie
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