Heimkehr zu den Dakota
treffen wollten, und Stein mit Hörnern hatte bis jetzt gewartet. Er mußte sich entscheiden, ob er wieder fortreiten oder ob er den Vater im Blockhaus aufsuchen wollte.
Der junge Krieger hatte seinen Entschluß gefaßt.
Er machte die Schimmelstute frei, schwang sich auf seinen Falben, dem er die alte Büffelhautdecke umgeschnallt hatte, und lenkte das Tier durch die Prärietäler zu dem Flusse hin, dessen aufgeschwollene Fluten gelb dahinschwemmten. Um den Dakotaspähern nicht aufzufallen, kreuzte er den Niobrara nicht an der Furt, sondern ein gutes Stück weiter abwärts. Die Mustangs und der Wolfshund fürchteten kein Wildwasser, und der junge Indianer scheute Nässe und Kälte nicht. Eineinhalb Jahre lebte er schon ohne Obdach wie ein Tier in der Wildnis. Er hatte es fast verlernt, mit Menschen zu sprechen. Diejenigen, denen er sich zeigte, waren auch diejenigen, die er tötete. Sonst sah ihn niemand. Über hundert Goldsucher hatte der junge Indianer mit Messer, Tomahawk oder Pfeil lautlos getötet. Red Jim war nicht unter ihnen gewesen. Aber Stein mit Hörnern hatte Jim und Mattotaupa seit dem letzten Mondwechsel beobachtet. Er wußte, daß sie wieder beisammen waren und daß sich im Blockhaus eine Schar von Männern sammelte, darunter einige ihm schon lange bekannte Banditen. Er mußte heute wieder einmal Menschen sprechen. Er wollte seinem Vater eine Frage vorlegen.
So ritt er zu dem Hause, immer in Deckung gegen das Spähernest im Westen. Es waren viele Jahre vergangen, seitdem er bei diesem Blockhause Mattotaupa vor Red Jim gewarnt, seitdem er mit dem Vater zusammen bei Joe Brown Kundschafterdienste angenommen und seitdem der Vater in der Gaststube des zahnlosen Ben das erstemal und dann zum zweitenmal getrunken hatte. Stein mit Hörnern dachte an alles, als er seinen Falben und den Hund in die Koppel brachte und seinen Hengst neben Mattotaupas Schecken stehenließ. Die Schimmelstute lief draußen umher.
Aus dem Blockhaus war noch kein Lärm zu hören, wie er des Abends unter den Betrunkenen zu entstehen pflegte. Nur leise klangen Stimmen heraus. Das Haus hatte keine Fenster, sondern nur Schießscharten. Durch die Ritzen drang Lichtschimmer. Als Stein mit Hörnern die schwere Eichentür öffnete, übersah er den Innenraum mit einem Blick. In der linken hinteren Ecke saß Mattotaupa, allein. An den anderen Tischen hatten sich einige Gäste zusammengefunden; sie tranken und sprachen miteinander. Alle waren wie Jäger, Trapper und Fallensteller gekleidet, und Stein mit Hörnern erkannte unter ihnen den Hahnenkampf-Bill, Tom ohne Hut und Schuhe und einen kleinen schmierigen Kerl, der Josef genannt wurde. Die drei schauten nach dem Eintretenden und schienen unschlüssig, ob sie ihn begrüßen sollten oder nicht. Aber er drehte ihnen mit einer so deutlichen Wendung den Rücken zu, daß sie sich sofort wieder dem Brandy zuwandten. Während Stein mit Hörnern langsam durch den Raum zu dem Tisch in der Ecke ging, lauschte er auf das, was an den anderen Tischen gesprochen wurde, aber was er vernahm, waren nur Belanglosigkeiten, wichtigtuerisch aufgemacht. Bei dem Eintreten des jungen Indianers waren alle anderen Gespräche sofort abgebrochen worden, doch nicht so schnell und nicht so gewandt, daß er es nicht bemerkt hätte.
Stein mit Hörnern setzte sich schweigend seinem Vater gegenüber. Mattotaupa hatte einen leeren Becher vor sich stehen. Ben kam herbei, um diesen leeren Becher abzuräumen und einen vollen hinzustellen. Er versuchte dabei, Stein mit Hörnern zu begrüßen, aber das gelang ihm nicht. Der junge Indianer antwortete ihm nicht, sah den Wirt auch nicht an. Ben dachte jedoch an sein Geschäft und brachte auch für Stein mit Hörnern einen Brandy. Der junge Indianer wies ihn zurück. Er schüttete den Branntwein auf den Boden und stellte den leeren Becher wieder auf den Tisch, mit einer ruhigen und selbstverständlichen Bewegung, so als ob dies das übliche und gehörige Verfahren sei.
Mattotaupa sagte nichts dazu. Er betrachtete seinen Sohn, den er im Scheine einer Pechfackel vor sich sitzen sah. Von Winter zu Sommer und von Sommer zu Winter waren die Züge von Stein mit Hörnern hagerer und unzugänglicher geworden. Es schien nicht mehr möglich, mit ihm zu sprechen wie mit irgendeinem Menschen. Mattotaupa wußte nicht, was für ein Wort er hervorbringen oder womit er etwa zu sprechen beginnen könne. Schließlich sagte er nur: »Du bist also da.«
»Du bist aber nicht an den Platz gekommen, an
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