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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Goldkörnchen hervor und legte sie auf den Tisch.
    »Da«, sagte er heiser, »damit ist Tops neue Schuld bezahlt.« Der schmierige Josef, der schon ein Korn gestohlen hatte, griff nach dem Gold wie ein Raubtier nach der Beute und verbarg es sorgfältig in einer Innentasche. »Weiterspielen!« sagte er dann und schob Top die Würfel hin. »Nicht weiterspielen!« schrie da auf einmal ein anderer. »Kerls, Brüder, so wahr ich Bill der Hahnenkämpfer bin, jetzt wird erst einmal gesoffen! Der Rote hat Gold, Gold ­ Kerle, habt ihr’s noch nicht begriffen? Er hat es! Er weiß es!« Der Mensch begann zu schreien wie ein Verrückter. Er schrie, und weil die anderen alle schwiegen, verstand Adams seine Worte um so besser. »Red Fox, Bruderherz, komm her, du bist ein Goldkerl! Es ist also wahr, daß er dir gesagt hat, wo das Gold liegt. Du hast uns nicht betrogen …«
    Weiter kam er nicht. Red Fox schlug den Schreier mit einem Kinnhaken zu Boden. Es herrschte wieder Stille. Einen Augenblick glaubte Adams den Atemzug des jungen Indianers hinter sich zu hören, aber dann war auch das vorbei.
    Adams schaute auf Top. Der Indianer reckte sich wie ein Bär, der sich aufrichtete und dann seinen Feind überragt. Die Röte des Trunks schwand ans seinem Gesicht; er sah fahl aus, und seine Augen bekamen einen starren, geraden Blick. »Red Jim«, sagte er keuchend, »Roter Fuchs, du hast mein Geheimnis …, du hast …« Er verstummte wieder, als könne er es noch nicht begreifen. Niemand sagte etwas, aber alle Blicke waren jetzt auf Red Fox gerichtet. Der schien eiskalt. »Ja«, antwortete er, »ist dir das wirklich neu, oder gönnst du mir’s nicht mehr?« Als er diese Worte gesprochen hatte, wich aus der Gestalt des Häuptlings die Kraft, und sein Blick wurde flackernd und irre. »Ja«, wiederholte er ohne Ton, »ja … giftige Schlange!« schrie er dann und bäumte sich auf. »Verraten hast du mich und hast mich zum Verräter gemacht! Vergiftet hast du mich mit deinem Zauberwasser! Das Geheimnis meiner Väter habe ich dir preisgegeben … Sterben sollst du! Deine Augen brechen, ehe sie das Gold sehen …« Mattotaupa schwang die Keule hoch und wollte sich auf Red Fox stürzen. Aber viele Fäuste packten den Indianer von hinten und rissen ihn zurück. Das Messer des Red Fox blitzte über der nackten Brust des Alten. »Harka!« schrie der Dakota und schrie noch ein Wort, das Adams nicht verstand. Da traf den Alten auch schon das Messer des Red Fox mitten ins Herz. Mattotaupa wankte; sein großer Körper sank zusammen, und als ihn die ändern losließen, schlug er dumpf auf dem Boden auf. Er war tot.
    Red Fox hatte sich zu dem Ermordeten gebückt und entzog sich damit den Blicken von Adams und Harry. Die anderen Männer standen herum. Endlich raffte sich Ben als Wirt auf. Er schleifte den Toten in die Ecke, in der vorher Adams gesessen hatte, und ließ ihn dort liegen. Er wagte wohl nicht, ihn aus dem Haus zu schaffen, aus Angst vor dem Sohn.
    Adams sah sich um. Harry war verschwunden, als ob die Nacht ihn verschluckt habe.
    Der junge Farmersohn trat in das Haus ein, schloß hinter sich die Tür und ging durch die murmelnden Gruppen mit schweren Schritten direkt auf Red Fox zu.
    »Was ist?« fragte er den Rothaarigen rauh. »Weißt du, wo das Gold liegt, oder weißt du es nicht? Und wenn du es schon seit zehn Jahren weißt, warum wolltest du jetzt diesen Indianer noch mitschleppen?«
    »Ach, Dummkopf«, antwortete Red Fox, noch halb benommen. »Top hat es mir beschrieben, aber seine Beschreibung war sehr besoffen und ungenau gewesen, und ich dachte, ich nehme ihn mit, er wird schon noch etwas Genaueres verlauten lassen. Jedenfalls«, die Stimme des Roten Fuchses wurde wieder sicherer, »jedenfalls genügt das, was ich weiß. Wir können uns getrost auf die Suche machen!«
    »Und der Sohn?« rief der schmierige Josef. »Der Harry?! Viel Spaß, wenn ihr den auf den Fersen habt. Ich gehe nicht mehr mit.«
    »Bleib, wo du bist«, schrie Red Fox wütend, »solche kleinen räudigen feigen Köter brauchen wir auch nicht.«
    Ben hatte die Tür abgeschlossen. Einige der Präriejäger wären an die Schießluken gegangen und
    spähten in die Nacht hinaus. Die anderen setzten sich langsam wieder an die Tische. Red Fox ging in die Ecke zu dem Ermordeten und zog ihm die Kopfhaut ab. »Ein gutes Beutestück«, sagte er zynisch, als einer der Männer abwinkte. »Ihr seid alle Pudel, die den Schwanz einziehen. Hast du auch Angst vor Harry, Tom ohne

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