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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Laus im Kraut als gar kein Fleisch. Das Militär liegt mir auch nicht, und die Blauröcke sind nichts als verfluchte Besserwisser. Aber den Preis für meine Kneipe in Omaha hab ich schon versoffen und verspielt. Hier gibt’s nicht mehr viel zu wählen. Also Gedanken aus dem Kopf und in den Morgen geblinzelt!«
    Adams schaute unwillkürlich nach dem Himmel, der sich grau überzogen über der Sandsteppe wölbte. Das hügelige Gelände war sehr unfruchtbar, nur zähes kurzes Gras konnte sich halten. Breit und gelb floß der Niobrara dahin.
    Die Tramps und Goldsucher sammelten sich zu einer kurzen Beratung, und zwei Männer namens George und Mike, die Adams ebensowenig kannte wie irgendeinen anderen, wurden zu Anführern gewählt. Ihre erste Maßnahme war, auf den umliegenden Hügeln Wachen aufzustellen. Vorräte waren in der Handelsstation noch genug vorhanden, und die Männer ließen es sich mit Fleisch und Schnaps äußerst wohl sein. Man lag umher und schwatzte hin und wieder ein unnützes Wort. Um das Verschwinden von Red Fox und Ben kümmerte sich keiner mehr. Jeder schien froh, daß man den Hauptschuldigen nicht mehr in der Mitte hatte. Bill und der schmierige Josef schleiften die Leiche Mattotaupas aus dem Hause heraus und warfen sie in den Fluß.
    *
    Gegen Mittag meldeten die Wachen das Herannahen des erwarteten Militärs. Adams nahm keine Notiz davon, bis die kleine Truppe das Blockhaus erreichte. Sie wurde von einem Major geführt, Smith mit Namen. Er gab seinen dreißig Dragonern und den zehn lederbekleideten Rauhreitern Befehl zum Absitzen und ließ sich von Bill dem Hahnenkämpfer und Tom ohne Hut kurz die Situation berichten. Das Blockhaus wurde besichtigt und besetzt, die Militärpferde mit in der Koppel untergebracht. Die Tramps und Goldsucher und die neu angekommenen zehn Rauhreiter fanden sich dann zu einem Pfeifchen zusammen.
    Auch Adams hatte sich zu dem Kreis gesetzt. Es gab allerhand Neues zu hören. Aufstände der Dakota, die in Reservationen zurückgedrängt werden sollten, wurden in größerem Umfange erwartet, und jeder rechnete mit harten, jahrelangen Kämpfen, bis der Stamm ganz unterworfen war. Rauhreiter spielen bedeutete bis auf weiteres ein karges und mit Gefahren verdientes, aber ein sicheres Brot, und man blieb auf diese Weise in der Nähe des »gelobten Landes« der neuen Goldfunde, in der Nähe der Black Hills.
    Adams schaute nach dem Major, der künftig sein Befehlsgeber sein sollte. Der Bauernjunge war nicht gewohnt, einem Fremden zu gehorchen, und der Gedanke daran war ihm nicht angenehm. Aber was blieb ihm anders übrig? Er wollte sich verdingen, die Indianer totschießen, die ihm sein Land getreu dem Vertrag gelassen hatten, und wollte das tun im Solde der Leute, die ihm sein Land raubten.
    Adams vermied es, noch an Harry zu denken. Er schämte sich des Weges, den er jetzt ging, aber er fühlte sich wie ein Stück Vieh, das mit der ganzen Herde vorwärts getrieben und gestoßen wird.
    Gegen Abend wurde er angeworben. Der Major, merkwürdigerweise schon weißhaarig, hielt den Rücken steif und schaute aus seinen blauen Augen auf Adams herunter. Der Achtzehnjährige empfand dem Offizier gegenüber ein seltsames Gemisch von Sympathie und Abneigung. Smith selbst schien zu Adams rasch Vertrauen zu fassen und gab ihm gleich einen wichtigen Auftrag. Adams sollte mit dem indianischen Kundschafter der Dragoner zum nächsten Fort am Missouri zurückreiten und melden, daß die Station am Niobrara verstärkt und besser befestigt werden müsse.
    Der Aufbruch war auf den kommenden Morgen festgelegt. Adams verschaffte sich etwas Proviant und war pünktlich vor Sonnenaufgang an der Koppel. Der indianische Kundschafter wartete dort schon auf ihn. Es war ein ellenlanger, schlanker, braunhäutiger Kerl, seine Haare waren nach indianischer Sitte in Zöpfen geflochten. Er trug eine braune Samthose und indianisch gestickte Mokassins, über dem grauen Hemd eine buntgewirkte Weste. Sein Gesicht zeigte eine mürrische, ausdruckslose Gleichgültigkeit. Der Indianer beantwortete Adams’ kurzen Gruß nicht. Er schwang sich auf seinen Schecken, ein zierliches Indianerpferd, und begann den Ritt als Führer. Adams folgte auf seinem Braunen, der schneller, aber weniger zähe war.
    Tobias, so war der Name des indianischen Kundschafters, blieb den ganzen Tag über schweigsam und behielt das schnelle Tempo bei. Es ging wieder über die Furt zurück, die Adams am Tage zuvor gekreuzt hatte, und durch die kahlen

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