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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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es in den Black Hills.«
    »Die sind groß.«
    Ben zog die Augenbrauen hoch. »Das ist es ja, da liegt der Hase im Pfeffer, und du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, guter Junge. Die Black Hills sind groß, und wenn man was finden will, muß einer dabei sein, der schon die Stellen weiß. Der alte Top, der weiß was!« »Kann ja sein. Aber hat er es dir gesagt?«
    »Mir? Wozu? Ich suche kein Gold.«
    »Nein, du suchst kein Gold in den Bergen. Du holst es lieber aus den Taschen.«
    Ben lachte und nahm die Bemerkung keineswegs übel. »Wenn da was drin ist«, meinte er nur. »Mir ist es auch lieb, wenn ihr endlich was findet. Auf eure vollen Taschen warte ich seit zehn Jahren, ebenso wie Jim Fox auf das Wunder der Höhle.«
    »Kannst du uns helfen?«
    Ben zuckte die Achseln. »Jim Red Fox ist nicht der Mann, der meine Hilfe sucht. Aber ich kenne ihn schon lange, und eins kann ich dir sagen: Er spielt ein verdammt gefährliches Spiel.«
    »Gefährliches Spiel? Ich kenne die Dakota. Mit denen kann man auskommen.«
    »Das mag schon sein, daß du mit ihnen ausgekommen bist. Du siehst wie ein Farmersohn aus …«
    »Und wenn ich’s wäre …, was dann?«
    »Warum sollen die Roten nicht einmal einen Farmer leben lassen? Habt ihr ihnen euer Land bezahlt?«
    »Ja, Kaufbrief. Die Dakota haben den immer respektiert. Aber jetzt, die dreimal verfluchten Grundstücksgesellschaften …, die sind schlimmer als die Sioux.« Der Bursche spürte, daß er rot anlief vor Zorn, als er auf dieses Thema kam.
    »Ach so, daher weht der Wind. Kann mir schon denken, immer das alte Lied, vom großen Daniel Boone bis heute. Aber wirf ihnen doch den Kram vor die Füße, und laß dir eine andere Farm geben nach dem Heimstättengesetz …, das bringst du schon zusammen.«
    »Da rede du mit meinem Alten. Aus der Heimat haben ihn die Wucherer vertrieben; er ist ausgewandert in das große Amerika, er hat Land urbar gemacht und hat es den Dakota bezahlt, und jetzt soll er wieder weg oder noch mal bezahlen? Lieber schießt er die Banditen zusammen …«
    »Was für Banditen?«
    »Die Landmesser.«
    »Sind damit die Grundstücksgesellschaften totgeschossen?«
    »Nein.« Das Nein war bitter gesagt. »Die leben gestern und heute und morgen, und die Regierung hilft ihnen noch.«
    »Siehst du, deswegen muß man sich mit ihnen vertragen. Ich handle nur noch mit den großen Pelzgesellschaften und lebe auch.«
    »Eine Gemeinheit bleibt eine Gemeinheit«, sagte der junge Mensch. Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, und sein Ton sollte so klingen, daß er Ben den Abschluß des Themas begreiflich machte.
    »Also, wenn du mit Red Fox zusammen Gold findest, ist ja alles in Ordnung«, knüpfte der Wirt aber noch einmal an. »Dann könnt ihr der Grundstücksgesellschaft zahlen und bleibt auf eurer Farm. Ich wünsche dir Glück. Du mußt nur vorsichtig sein mit Top und noch mehr mit seinem Sohn, mit Harry!«
    »Was gibt’s da schon zu fürchten? Mein Vater kannte die beiden, und unsere alten Cowboys, Thomas und Theo, haben mir auch von Top und Harry erzählt. Kann mir nicht vorstellen, daß die besoffene Kreatur dort am Tisch der berühmte Top sein soll.«
    »Den Sohn wirst du auch noch kennenlernen. Hat vorhin mal ’reingeschaut, zur Unzeit übrigens, und ist gleich wieder ’rausgegangen. Aber das Pferd und den Hund hat er hiergelassen. Kommt also vermutlich zur Nacht wieder zurück.«
    »Wenn das auch so ein liederlicher Trinker geworden ist, wird recht viel damit anzufangen sein.«
    »Mein Lieber, wenn der Brandy nicht wäre, dann würdet ihr wohl nie zu eurem Gold kommen! Meinst du, ein Roter erzählt nüchtern von seinen Geheimnissen?«
    Ben stand auf, er mußte seine zahlreichen Gäste bedienen.
    Dem Burschen war es recht, daß der geschwätzige Wirt ging. Von seiner stillen Ecke aus beobachtete er jetzt wieder ungestört die Jäger und Goldsucher, die bei Ben eingekehrt waren. Seine Aufmerksamkeit wurde mehr und mehr von dem Anblick des alten Indianers gefesselt. Den hatten sie also betrunken gemacht ­ und sicher heute nicht zum erstenmal ­, damit er das Geheimnis der Goldberge im Dakotatal verraten sollte. Auch Top war einmal ein Mann gewesen, den man hoch achten konnte. So hatten Thomas und Theo und der Vater Adamson erzählt. Aber des Goldes wegen mußte man Top zum Lumpen machen, zum grölenden, fluchenden Trinker und Kartenspieler.
    War das auch eine Gemeinheit?
    Der Anblick des ehemaligen Häuptlings und die Erinnerung an die indianischen

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