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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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geschnitzt.«
    »Das sind wir, du geizige Missouriratte. Aber du bist trotzdem ein guter Kerl, und ich will dir einen Gefallen tun. Ich halte dich frei. Die Schnäpse, die du getrunken hast, brauchst du nicht zu bezahlen, und ich gebe dir noch ein paar dazu. Für die drei Stunden, die es noch dunkel ist, habe ich dann eine Bitte an dich. Übernimm die Wache an der Tür. Du bist noch der nüchternste von allen.«
    Adams sagte nichts mehr, aber er nahm seine Büchse und legte sich an der Tür auf den Boden wie ein Wachhund.
    Die Stunden vergingen in unheimlicher Stille. Die Wachen lehnten müde die Stirn an die Luken, die übrigen Männer schnarchten. Adams griff hin und wieder nach dem Türschlüssel, den Ben ihm anvertraut hatte. Er versuchte auch im Dunkeln Red Jim Fox zu beobachten. Der Mörder war noch einmal zu dem Toten gegangen, dann war er wie unschlüssig zweimal in dem langen Blockhaus auf und ab geschlendert. Schließlich hatte er mit ein paar unwirschen Worten drei Jäger aufgestöbert, die sich an einem Platz schlafen gelegt hatten, den Red Fox aus nicht verständlichen Gründen für sich und Ben haben wollte. Die drei erhoben sich scheltend und murrend und machten sich an andrer Stelle ihr Deckenlager wieder zurecht. Red Fox herrschte wie ein starker Hund in einer Meute. Adams beobachtete noch, wie der Rote Fuchs sich niederließ und Ben zu sich heranwinkte. Die beiden legten sich unter eine Decke, und Adams nahm an, daß sie auch im übertragenen Sinne unter einer Decke steckten in vielen Geschäften, die das Tageslicht zu scheuen hatten.
    Er kümmerte sich nicht länger um die beiden Kumpane, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf etwaige Geräusche von draußen. Die vollständige Stille wirkte ermüdend und einschläfernd. Er zwang sich, die Ohren wach zu halten.
    Es war ihm nicht ganz klar, ob er geschlafen hatte, als ihn plötzlich ein Geräusch aufstörte. Es schien ihm, als ob im Hause selbst eine Unruhe entstanden sei. Er richtete sich auf und blickte unwillkürlich zuerst nach der Stelle, an der die Anführer, Red Fox und Ben, gelegen hatten. Die Stelle war leer. Nur eine Decke lag noch dort, aufgeschlagen, so als ob jemand daruntergelegen und sich in Eile entfernt habe. Das Geräusch war von dieser Stelle gekommen und hatte geklungen, als ob Holz auf Holz klapperte. Adams schaute suchend umher, aber er konnte in der Finsternis die beiden Vermißten nirgends mehr entdecken. Trotzdem mußten sie noch im Hause sein, denn die Tür, die Adams bewachte, war ja der einzige Ausgang. Der junge Bursche erhob sich und suchte gründlicher. Red Fox und Ben waren fort. Sollte er Alarm schlagen? Er besprach sich mit dem schmierigen Josef, der an der Schießluke neben der Tür Wache hielt.
    »Laß doch die Teufelskerle abziehen«, sagte der nur. »Sicherer sind wir ohne die, so wie die Sache jetzt steht.«
    »Aber es wäre nicht schlecht, zu wissen, wie man heimlich aus diesem Hause entkommen kann.«
    »Warum?« Der Schmierige wurde abweisend. Adams hatte den Eindruck, daß er mehr wußte, als er sagen wollte. Vielleicht kannte er den geheimen Fluchtweg und wollte ihn nicht verraten, vielleicht hatte er den beiden Entkommenen sogar geholfen? Der junge Adams ließ die Sache zunächst auf sich beruhen.
    Als draußen der Morgen graute, schloß er die Tür auf, um nach den Pferden zu sehen. Die Morgenluft war kalt, und der Wind blies scharf in der ausgehenden Nacht vor Sonnenaufgang. Die Tiere grasten ungestört in der Koppel, und der Braune begrüßte Adams. Der Bursche sah auf den ersten Blick, daß vier Pferde fehlten: die halbwilden Mustangs der Indianer und des Red Fox und der Gaul des Wirtes. Der Rote Fuchs und Ben hatten sich also tatsächlich aus dem Staube gemacht.
    Adams schlenderte um das alte wettergeschwärzte Blockhaus, das er am Abend vorher gesehen und in dem sich seither auch für ihn selbst Entscheidendes abgespielt hatte. Der Vierschrötige, der von den ändern Hahnenkampf-Bill genannt wurde, schlug ihm überraschend kräftig auf die Schulter.
    »Nicht soviel sinnieren, junger Kerl! Die goldenen Felle sind uns zwar schmählich davongeschwommen, aber es wird sich schon ein neuer Tip finden. Heute soll ja Militär kommen. Vielleicht können wir da Dienst annehmen, als Scout und Rauhreiter in der Miliz. Die Zeiten sind gefährlich, und unsere Blauröcke suchen Verstärkung. Sie brauchen Leute, die den fernen Westen kennen!«
    Adams verzog den Mund geringschätzig.
    »Mein Lieber, besser eine

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