Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte
angebissen!“, jubelte ich Nelly zu und trat kräftig in die Pedale.
Nelly grinste.
Wir bogen um drei Kurven, rasten den Weg am See entlang und bretterten dann in die Einfahrt meines Vaters.
Und wer stand dort vor der Garage? Papa in seinem klapprigen Lieferwagen. Mit laufendem Motor. Ich schmiss Mamas Fahrrad in den Schuppen, das von Nelly hinterher und sprang auf den Beifahrersitz. Dann tauchten wir beide ab.
„Los!“, kommandierte ich.
Mein Papa tippte sich wie ein Chauffeur an die Stirn und knatterte los.
Ein Papa, der jeden Quatsch mitmacht, ist wertvoller als alle Edelsteine der Welt zusammen. Zacharias Birnbaum ist so ein Vater. Er klettert mit mir auf Bäume, spielt mit der Gitarre lustige Lieder und jagt mich beim Schwimmen im See wie ein hungriger Hai durchs Wasser.
Manchmal aber stößt selbst er an seine Grenzen. Nach drei Straßen ließ ihm die Neugier keine Ruhe mehr.
„Was für ein Buch holst du denn bei Jill ab? Heißt das Wie sprenge ich meine Schule in die Luft? “
Er schielte zu mir in den Fußraum. „Oder warum machst du so ein Geheimnis draus.“
Ich versuchte zu lächeln. Nicht besonders leicht, wenn man sich zeitgleich eine Flunkergeschichte ausdenken muss.
„Einfach nur ein Schulbuch. Am Montag werden ein paar von uns abgefragt.“
Ob er’s glaubte oder nicht, habe ich bis heute nicht erfahren. Jedenfalls konzentrierte er sich nun auf den Verkehr. Bei der Baustelle in der Marktstraße war nämlich Stau. Wir steckten fest.
Ich reckte mich und sah in den Rückspiegel. Von der dunklen Fee fehlte jede Spur. Genau in diesem Moment kam der stumme Hilferuf von Mia. Nelly empfing ihn auch, das sah ich an ihrem verkniffenen Gesicht.
Ein Diener lädt zwei Taschen ins Auto, sandte Mia uns aufgeregt. Auf einer steht Jill, auf der anderen Justin.
„Verflixte Nixe!“, fluchte ich leise. „Jetzt haut die tatsächlich ab.“
Zum Glück floss wenigstens der Verkehr langsam wieder.
„Und das Amulett nimmt sie sicher mit“, wisperte Nelly.
„Okay“, meinte ich. „Dann muss Mia sie aufhalten, bis wir mit dem Auto da sind.“
„Ecco auricularis!“ , sagte ich kaum hörbar, dann flehte ich Mia stumm an: Mach dem Motor Probleme, bitte! Gemeint war natürlich die Protzkiste von Jills Vater.
Stattdessen hopste Zacharias’ Wagen einen halben Meter nach vorne und blieb stehen. Mitten auf der Straße. Hatte ich etwa schon wieder etwas falsch gemacht? Alle Autos hinter uns hupten. Furchtbar peinlich!
„Das haben wir gleich“, sagte mein Vater ruhig. Er stieg aus und kroch mit einem Schraubenschlüssel unter den Wagen.
Während wir uns fleißig schämten, ignorierte er die fluchenden Autofahrer und beseitigte das Problem. Wenig später öttelte der Wagen genauso klapprig wie vor der Panne weiter.
Sehnsüchtig dachte ich an den Luxusschlitten von Jills Vater, aber wirklich nur kurz. Meinen Papa würde ich im Leben nicht eintauschen wollen. Und zu ihm gehört eben, dass er chaotisch ist und ein Auto fährt, das jeder Schrottplatz ablehnen würde.
Zurück zu Fabula. Die ließ sich immer noch nicht blicken. Ich biss mir auf die Lippen. Mir wäre lieber gewesen, wenn die dunkle Fee zornentbrannt im Rückspiegel aufgetaucht wäre. Aus weiter Ferne natürlich. Dass sie überhaupt nicht zu sehen war, machte mich eher unruhig. Ich tauchte wieder in den Fußraum ab, sicher ist sicher.
Zum Glück erschien dann die Villa vor uns. Wie ein Märchenschloss bei Dornröschen stach ihr Dach durch die Baumwipfel. Mia und Kimi saßen im Gebüsch vor dem Zaun.
„Anhalten!“, schrie ich, als wir bei ihnen waren. Denn genau in diesem Moment schwang das Tor auf und die Protzkarre rollte heraus. Lautlos wie ein U-Boot.
Papa hielt mit quietschenden Bremsen.
„Mist!“, sagte ich wegen Papa und meiner Buch-holen-Flunkergeschichte. „Da fährt meine gute Note. Häng dich an die Stoßstange!“
Während er noch mit der Gangschaltung herumstocherte, riss ich die Beifahrertür auf und winkte Mia und Kimi zu uns.
Die beiden hopsten auf den Sitz und wir fuhren wieder.
„Guten Tag!“, sagte Kimi brav.
„Erfreut, Sie kennenzulernen“, wisperte Mia verstört. Sie fand es scheinbar ungewöhnlich, zu einem fremden Mann in ein rollendes Auto zu springen, während sich zwei ihrer Freundinnen auf dem Boden versteckten.
„Hallo“, grüßte mein Vater zurück. „Seid ihr auch in Amandas Lerngruppe?“
Ich hätte jetzt die Geschichte von den Austauschschülerinnen erzählen können, aber ich schwieg
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