Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
versetzte der Gedanke, die kommenden Wochen mit ihrem Noch-Ehemann zu verbringen – Seite an Seite, wie Mann und Frau –, sie sogar in Angst und Schrecken. Und das nicht etwa, weil sie sich aus irgendeinem Grund vor ihm fürchtete, o nein! Sie hatte nur keine Ahnung, inwieweit sie sich selbst vertrauen konnte.
Trotzdem – ihr blieb keine andere Wahl, als sich irgendwie mit Kristian zu arrangieren. Wenn sie es nicht tat, würde sich die Anerkennung der Scheidung womöglich eine Ewigkeit hinziehen. Zumindest aber lange genug, um ihr Leben ein zweites Mal in einen Scherbenhaufen zu verwandeln.
Sie seufzte. Natürlich hatte sie auch schon darüber nachgedacht, die Hochzeit zu verschieben. Miles selbst hätte damit wahrscheinlich auch nicht einmal ein Problem gehabt, sein Vater aber sehr wohl! Für ihn konnte die Trauung nicht schnell genug stattfinden. Der alte Herr wollte seinen Sohn anscheinend endlich unter der Haube wissen.
“Nun, wir werden es ja sehen”, erwiderte Kristian knapp.
Nervös fuhr sie sich durchs Haar. “Dann sind wir uns also einig?”, fragte sie mit zittriger Stimme. “Ich verbringe zwei Wochen mit dir in deinem Haus, und das war’s dann. Keine falschen Hoffnungen, kein Sex.”
Kristian schmunzelte. “Formulieren wir es doch einfach so: Es wird nichts passieren, was du nicht willst,
min älskling
.” Er hielt ihr die Hand hin. “Einverstanden?”
Es mochte lächerlich erscheinen, aber Linnea schreckte davor zurück, seine Hand zu ergreifen. Sie fürchtete, dass diese schlichte, eigentlich ganz harmlose Berührung ausreichen könnte, um ihre ohnehin schon stark angeschlagene Selbstbeherrschung endgültig zusammenbrechen zu lassen.
“Was ist jetzt?”, drängte Kristian. “Wenn du es nicht einmal wagst, unsere Abmachung mit einem Handschlag zu besiegeln, dann werden die nächsten Wochen ziemlich schwierig für dich werden.”
Linnea atmete scharf ein. Er war schon immer in der Lage gewesen, ihre Gedanken und Gefühle zu erahnen, doch sie hätte nicht gedacht, dass es auch heute noch funktionieren würde. “Unsinn!”, sagte sie mit fester Stimme. “Ich habe keine Angst vor dir!”
“Dann beweise es”, entgegnete er schlicht.
Ihr blieb keine andere Wahl, also ergriff sie seine Hand – und schrie leise auf, als er sie mit einem Schwung zu sich heranzog, sodass Linnea gegen seine breite Brust taumelte.
“Was …?” Die Worte bleiben ihr im Halse stecken, als sie zu ihm aufschaute und ihre Blicke sich begegneten. Sie hatte das Gefühl, fast sechs Jahre in der Zeit zurückgeschleudert worden zu sein. Plötzlich war es wieder wie damals.
Und dann küsste er sie. Nicht sanft und liebevoll, sondern fordernd und leidenschaftlich. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als seine Zunge in ihren Mund eindrang und längst verloren geglaubte Gefühle in ihr auslöste.
Im ersten Augenblick wollte sie sich losreißen, doch schon bald erlahmte ihr Widerstand, und das Verlangen gewann die Oberhand. Dagegen war sie machtlos.
Wie von selbst vergrub sie die Hände in seinem weichen dunkelbraunen Haar und sog den herben Duft, der von ihm ausging, in sich auf. Die Kühle der Frühlingsnacht wurde verdrängt von der Hitze, die durch ihren ganzen Körper pulsierte. Kristians Männlichkeit und seine Leidenschaft zogen sie magisch an.
“Kristian, ich …”, seufzte sie an seine Lippen – und plötzlich wurde ihr klar, was sie hier eigentlich tat. Die Erkenntnis traf sie wie ein Paukenschlag. Empört stieß sie ihn von sich. “Tu so etwas nie wieder, hörst du?”, zischte sie wütend und sah ihn benommen an. Doch er stand nur da und ließ den Blick von ihrem Mund zu ihrem Dekolleté gleiten. Und mit einem Mal wurde ihr bewusst, welch eine Macht Kristian noch immer über sie besaß. Sie wusste, er brauchte nur den richtigen Schalter umzulegen, und sie würde sich ihm hingeben. Willenlos und voller Leidenschaft.
Im ersten Moment wünschte sie, er möge sie dazu bringen. Sie sehnte sich nach seinen Liebkosungen, wollte sich an ihn schmiegen, ihn wieder richtig spüren, so wie früher.
Doch dann dachte sie daran, was er ihr angetan hatte, und sie dachte an Miles, den Mann, den sie liebte und den sie heiraten wollte.
Hastig fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Lippen, so als wolle sie die Spuren seines Kusses fortwischen. Aber Kristian konnte sie nichts vormachen, das war ihr klar. Er wusste genau, dass sie es genossen hatte. Er spielte mit ihr – und dafür hasste sie ihn umso
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