Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
bedeckt, und wenn sie danach fragte, antwortete er schlicht, dass sie sich doch einfach überraschen lassen solle.
Typisch für ihn – schließlich wusste er ganz genau, wie sehr sie Überraschungen jeglicher Art hasste!
Das Einzige, was sie mit Sicherheit sagen konnte, war, dass sie sich schon seit Stunden immer weiter in Richtung Norden bewegten und die Grenzen Dalarnas inzwischen längst hinter sich gelassen hatten. Die Orte, die sie auf ihrem Weg passierten, waren immer spärlicher geworden, und die letzte nennenswerte Ansammlung von Häusern hatten sie bereits vor über einer halben Stunde passiert.
Ihre erste Pause wollte sie nun nutzen, um Miles anzurufen. Das hatte sie zwar gestern schon getan, so, wie sie es ihm versprochen hatte, doch da hatte sie sich noch nicht entschieden gehabt, auf Kristians Forderung einzugehen. Nun musste sie Miles also irgendwie beibringen, dass sie ganze zwei Wochen in Schweden verbringen würde, und sie hatte sich da auch schon eine Ausrede überlegt. Bloß konnte sie ihn jetzt nicht erreichen, weil sie keinen Empfang bekam.
“Der Anruf wird wohl warten müssen”, verkündete Kristian nüchtern, ohne auch nur eine Sekunde von der Straßenkarte aufzublicken, die er auf der Motorhaube seines Geländewagens ausgebreitet hatte. “Ich hoffe, es ist nicht allzu wichtig, denn ich rechne nicht damit, dass wir vor übermorgen wieder ein Gebiet mit ausreichender Netzabdeckung erreichen werden.”
“Was?” Entsetzt starrte Linnea ihn an. “Das ist hoffentlich nicht dein Ernst!”
Kristian zuckte mit den Achseln. “Beschwer dich bei den Mobilfunkbetreibern, nicht bei mir. Aber ich vermute, dass sich das Aufstellen von Sendemasten in einer Gegend, in der es mehr Bären als Menschen gibt, einfach nicht rentiert.”
“Hast du gerade Bären gesagt?” Vor Schreck vergaß Linnea sogar für einen Augenblick, wie wütend sie auf ihn war, und rückte näher zu ihm heran. Nervös blickte sie zum Waldrand hinüber. Es mochte lächerlich erscheinen, aber fast rechnete sie damit, dass jeden Moment ein ausgewachsener Braunbär aus dem Unterholz am Straßenrand hervorbrechen würde.
“Kein Grund zur Sorge, Bären vermeiden die Begegnung mit uns Menschen, wo immer sie können. Kein Wunder, schließlich haben wir es geschafft, sie in weiten Teilen ihres ehemaligen Verbreitungsgebiets auszurotten.” Er schüttelte den Kopf. “Eine Schande ist das, findest du nicht?”
Linnea atmete tief durch. Es war nicht so, dass sie etwas gegen Bären hatte. Ganz im Gegenteil sogar: Sie schaute sich mit Vorliebe Tiersendungen über die heimische Fauna im Fernsehen an. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass sie einem Bären in freier Wildbahn begegnen wollte!
“Wo sind wir hier eigentlich?”, fragte sie – mehr um sich abzulenken, als weil sie wirklich mit einer Antwort rechnete. “Ich meine, warum musst du mich so im Unklaren lassen? Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es um deinen Job geht.”
“Genau das.” Er nickte. “Ich bin dabei, einige neue Ausflugsprogramme zusammenzustellen, und ich sehe mir mögliche Ziele grundsätzlich selbst an. Und da die neuen Reisekataloge bald herauskommen, konnte ich das nicht verschieben.” Er hob die Schultern. “Tja, und deshalb bist du jetzt mit dabei.”
Sie sah ihn einen Moment schweigend an. “Du kannst stolz auf dich sein”, sagte sie dann anerkennend.
“Wieso?”
“Nun, du verdienst Geld damit, dass du den Menschen dein heiß geliebtes Schweden näher bringst. Das ist großartig, wirklich.”
“Spar dir deine Heuchelei”, fuhr Kristian sie an. “Es ist nicht
mein
Schweden, verstanden? Und zu deiner Information: Ich zeige niemandem einfach irgendetwas. Ich vermittle Erholung suchenden Menschen Urlaube, die sie nie wieder vergessen. Und zwar sowohl Kunden aus dem Ausland als auch den Schweden selbst.”
Irritiert sah Linnea ihn an. “Warum reagierst du denn gleich so über? Ich wollte doch nur …”
“Wann begreifst du endlich, dass es mir egal ist, was du willst? Ebenso wenig wie du dich jemals für die Belange anderer Menschen interessiert hast. Aber was soll man von einer Frau auch erwarten, die ihr Heimatland verlässt und ihren Lesern vorgaukelt, eine glückliche Schwedin zu sein? So steht es doch auf deinen Büchern, oder etwa nicht? Linnea Olander, die die Liebe zu ihrer Heimat, mit ihren hohen Bergen, den tiefgrünen Wäldern und weiten Wiesen stets in ihrem Herzen trägt.” Er hielt kurz inne. “Im Nachhinein halte
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