Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
ich es übrigens für eine gute Idee, dass du bei unserer Heirat deinen Mädchennamen behalten hast. So wird meine Familie wenigstens nicht mit deinen lächerlichen Machwerken in Verbindung gebracht.”
Linnea schnappte empört nach Luft. Sie hatte sich damals aus ganz praktischen Gründen dagegen entschieden, Kristians Nachnamen anzunehmen: Sie wollte einfach verhindern, dass ihre heimliche Eheschließung zufällig bekannt wurde und den Streit zwischen Kristians Familie und ihrem Stiefvater eskalieren ließ.
“Deine Gemeinheiten treffen mich nicht”, erwiderte sie fest. “Und damit du mich nicht falsch verstehst: Ich war eine glückliche Schwedin. Jedenfalls bis …”
“Nun, wie dem auch sei”, unterbrach er sie. “Du kannst dich entspannen: Wir sind so gut wie am Ziel. Er deutete in Richtung eines Bergmassivs mit fünf hohen Gipfeln. “Das dort hinten ist der Sånfjäll-Nationalpark. Sein Gebiet erstreckt sich über etwas mehr als einhundert Quadratkilometer, und es umfasst fast alle typischen Gehölztypen der Umgebung, vom Misch- über urwaldähnlichen Nadel- bis hin zum dichten Moorbirkenwald.”
“Spar dir den Unterricht in Heimatkunde und sag mir lieber endlich, was wir hier draußen genau wollen”, forderte Linnea.
“Ich habe ganz in der Nähe ein Stück Land gekauft, das direkt an den Nationalpark grenzt. Die Gegend ist wie geschaffen für Abenteuertouristen und Menschen, die die Natur Schwedens in all ihrer Ursprünglichkeit genießen wollen.” Mit diesen Worten öffnete er die Ladeklappe des Geländewagens und holte zwei große, schwer aussehende Wanderrucksäcke daraus hervor. Einer davon – der geringfügig kleinere – landete vor Linnea im Staub. “Hier, der ist für dich. Darin findest du genug Wasser und Proviant für zwei Tage. Um Gewicht zu sparen, habe ich nur ein Zelt für uns beide eingepackt – das ist dir doch hoffentlich recht?”
Fassungslos starrte Linnea ihn an. “O nein, Kristian, das kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Geh, wohin immer du willst – ich jedenfalls werde mich keinen Meter von diesem Wagen hier entfernen!”
Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. “Ganz wie du willst. Ach, und wenn du einem Bären begegnest, dann grüß ihn bitte schön von mir.”
Mit diesen Worten schulterte er seinen Rucksack und marschierte davon.
Einen Moment lang schaute Linnea ihm unschlüssig hinterher. Was sollte sie jetzt tun? Sie zuckte mit den Achseln. Es half alles nichts.
Aber das wirst du noch bereuen, Kristian Västarsand
, nahm sie sich vor und hob, kurz bevor er den Waldrand erreichte, mit einem unterdrückten Fluch die Tasche vom Boden auf.
“Warte!”, rief sie Kristian nach. Dann folgte sie ihm, so schnell es ihr mit dem zusätzlichen Gewicht auf ihrem Rücken möglich war.
Johan Mårdh, der seinen Wagen etwa einen halben Kilometer weiter die Straße hinunter abgestellt hatte, folgte den beiden Wanderern mit angemessenem Abstand, achtete jedoch darauf, ihnen nah genug auf den Fersen zu bleiben, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Er wusste nicht, warum Kristian Västarsand, mit dem er schon oft zusammengearbeitet hatte, für diesen Auftrag darauf bestand, dass er sich möglichst unsichtbar machen solle, doch eigentlich interessierten ihn seine Gründe auch gar nicht. Es war eine Herausforderung, der Johan sich gern stellte. Es passierte viel zu selten, dass er bei einem seiner Jobs wirklich gefordert wurde, sodass ihm ein wenig Abwechslung ganz gelegen kam.
Doch mit einem Model wie dem, das Kristian als Ersatz für die in Mårdhs Augen stark überbewertete Svenja Normansson aufgetan hatte, wäre ihm der Job auch unter den üblichen Umständen ein wahres Vergnügen gewesen.
Diese Unbekannte mochte nicht über die in der Branche üblichen Standardmaße verfügen, doch vielleicht machte gerade das sie so interessant. Mit ihren weiblichen Rundungen hob sie sich wohltuend von der Masse der mageren Bohnenstangen ab, mit denen er es sonst zu tun hatte. Und ihr Gesicht glich dem einer Elfe aus den Märchen und Sagen seiner Kindheit.
Mårdh hob die Kamera, die an einem Tragegurt um seinen Hals baumelte, und betrachtete die fremde Schönheit durchs Teleobjektiv. Es klickte leise, als er auf den Auslöser drückte. Schon nach weniger als einer Viertelstunde hatte er genau die Aufnahmen im Kasten, die er brauchte, also packte er seine Sachen zusammen, schickte seinem Auftraggeber eine kurze SMS, dass alles erledigt war, und kehrte zu seinem Wagen zurück.
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