Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
höchsten Punkt des Felsens, etwas zu erkennen glaubte. Waren da nicht die Umrisse einer Gestalt gewesen, die über allem zu schweben schien? Eine Gestalt in einem hellen weiten Kleid und …
    Strunt!
Unwirsch schüttelte sie den Kopf und wandte den Blick ab. Das war nichts als blanker Unsinn. Geister gab es nicht, oder wenn doch, dann waren es Erinnerungen an traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit, die man nicht verarbeitet hatte. Und vielleicht war auch genau das der Grund, weshalb sie im Moment so oft an Audrey denken musste.
    Weil sie sich insgeheim noch immer schuldig fühlte …
    Rasch schüttelte sie den Gedanken ab und überlegte stattdessen, ob sie zu ihrer Mutter ins Haus gehen sollte, um noch einmal zu versuchen, mit ihr zu sprechen, als Malin in der Tür erschien, mit einer Gießkanne in der Hand.
    “Du solltest lieber hinein in die Stube gehen”, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen. “Es wird gleich zu regnen anfangen, und du bist verschwitzt.”
    Linnea zögerte. “Ist meine Mutter denn da?”, fragte sie.
    Malin überlegte einen Moment. Das tat sie oft. Linnea vermutete, dass es manchmal ein bisschen dauerte, ehe bestimmte Fragen sie erreichten. Und da war auch wieder dieser Blick – genau an Linnea vorbei gerichtet. Dieses Mal widerstand sie der Versuchung, sich umzudrehen, nicht. Und als sie Malins Blick folgte, sah sie direkt auf den
Trollfjällen
.
    Linnea erschauderte unwillkürlich und wandte sich wieder Malin zu. Einen Moment überlegte sie, ob sie diese seltsame Situation einfach überspielen sollte, doch dann fasste sie sich ein Herz.
    “Sag, Malin”, fragte sie. “Was hast du damals wirklich gesehen?”
    “Wann damals?” Malin tat, als wüsste sie nicht, wovon die Rede war. Doch in Wahrheit wusste sie es genau, das wurde Linnea jetzt klar, als sie sah, wie Malin aufgeregt von einem Bein aufs andere zu treten begann.
    “Du weißt schon”, sagte Linnea trotzdem. “In der Nacht, in der Audrey verschwand. Du hast von einem Geist gesprochen, einem Troll, der Audrey in den Berg gezogen hat.”
    Malin verzog keine Miene und blickte weiterhin genau an Linnea vorbei. “Wenn ich das gesagt habe, dann wird es auch so gewesen sein, meinst du nicht? Und siehst du sie nicht auch manchmal?”
    Unwirsch winkte Linnea ab. Was tat sie hier eigentlich? Sollte sie diese alte Sache nicht längst überwunden haben? “Ich gehe jetzt hinein zu meiner Mutter”, sagte sie und drängte sich an ihr vorbei. “War schön, mit dir gesprochen zu haben, Malin.”
    “Sie hat ein Geheimnis, weißt du?”
    Linnea verharrte. “Wer? Audrey?”
    “Nein, nicht Audrey. Deine Mutter. Schon seit vielen Jahren. Du solltest sie darauf ansprechen. Nur so könnt ihr endlich Frieden miteinander finden.”
    “Ein Geheimnis?” Linnea sah sie verständnislos an. “Was meinst du damit?”
    Doch Malin zuckte nur mit den Achseln. “Ich muss jetzt die Blumen gießen”, sagte sie und stieg die Stufen zum Vorgarten hinab.
    “Die Blumen? Aber Malin, es wird gleich anfangen zu regnen, das hast du doch eben selbst gesagt!”
    Doch es war zwecklos, und das wusste Linnea. Also beschloss sie, Malin einfach machen zu lassen, und betrat das Haus. Sofort schien ihre Welt noch mehr als ohnehin schon aus den Fugen zu geraten. Durch das Oberlicht im Korridor fiel ein seltsames Licht, das allem eine seltsame sepiafarbene Tönung verlieh, so wie sie manchmal sehr alte Fotos besaßen. Linnea glaubte, das Echo von Kinderstimmen durch den Korridor hallen zu hören, und an einem der Kleiderhaken an der Wand vermeinte sie ihren alten pinkfarbenen Anorak, den sie als Elfjährige so geliebt hatte, hängen zu sehen. Doch als sie die Augen fest zusammenkniff und wieder öffnete, war er verschwunden – ebenso wie die merkwürdigen Geräusche. Jetzt hörte sie nur noch den Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselte.
    Dafür stieg ihr nun aber ein sehr vertrauter Duft in die Nase. Der Duft, den sie seit jeher mit ihrer Mutter verband wie keinen anderen: den nach Kräutertee und frisch gebackenem Ä
ppelpej
.
    Linnea betrat die Küche und erblickte ihre Mutter, die gerade durch die Sichtöffnung des Backofens blickte. Als die ältere Frau bemerkte, dass sie nicht mehr allein war, schaute sie auf. “Du hast geweint”, stellte sie fest. “Und auch jetzt wirkst du traurig. Ist es wegen Kristian?”
    “Kristian?” Linnea schüttelte den Kopf und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. “Wie kommst du

Weitere Kostenlose Bücher