Heinermaedsche
in der Nacht anrufst und wenig später hier mit deinem charmanten Hermann auftauchst.« Adele lehnte sich gegen die Anrichte.
»Lass mich erst einmal richtig ankommen. Ich erzähle dir alles, aber ich muss mich erst einmal sortieren. Die letzten Tage waren unglaublich ereignisreich. Es ist so viel passiert, dass ich mir manchmal vorkomme wie in einem schlechten Film. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken und machen soll. Aber eins weiß ich sicher: Ich fühle mich im Moment etwa so, wie du damals mit deinem Boxer. Du erinnerst dich noch, oder?«
»Machst du Witze? Natürlich erinnere ich mich daran. Aber das ist lange her. So schlimm?«
»Schlimmer. Hermann betrügt mich. Ich habe Angst, dass er mich verlässt.« Bei Eva brachen alle Dämme. Minutenlang weinte sie hemmungslos und befreite sich von ihrem Frust und der Anspannung der letzten Tage und Wochen. Nachdem sie unzählige Taschentücher verbraucht und ihre Mascara endgültig verwischt war, beruhigte sie sich etwas.
»Was willst du denn hier?«
»Was?«
»Nicht du , Liebchen, sie dort in der Tür. Warum schleichst du dich an uns heran?« Adele starrte zum Türrahmen, in dem eine zierliche junge Frau stand, die erschrocken zusammenfuhr.
»Nischts, Madame, isch wollte nur fragen … «
»Jetzt nicht, du siehst, ich habe gerade keine Zeit. Wir sprechen später.«
»Mais, je ne … «
»Kein Aber, und nun geh und kümmere dich um die ordnungsgemäße Durchlüftung der Laubwand.«
»Wer war das?«
»Delphine, eine französische Saisonkraft. Die will bestimmt wieder über die zu schwere Arbeit jammern.«
»Ist sie denn zu schwer?«
»Sieh sie dir an, eine so zierliche Frau, fast noch ein Mädchen, gehört nicht auf einen solchen Hof.«
»Warum ist sie dann hier?«
»Ihr Vater hat in der Champagne ein ebenso großes Gut wie wir hier. Sie soll es mal übernehmen und in der Ferne Erfahrungen sammeln. Zurück zu dir: Was ist denn nur los bei dir? Du hast gesagt, Hermann geht dir fremd?«
Sofort fing Eva wieder an zu weinen. »Ich habe … Ich meine … Er hat … Ach, das ist alles so schrecklich.«
Nun nahm Adele ihre Schwester fest in den Arm. »Sch, sch, sch, es wird alles wieder gut.«
»Weißt du, Hermann hat mir alles erzählt. Er und seine Freunde haben sich immer zur gleichen Zeit getroffen wie Gerlinde, Marianne, Ursula und ich es taten. Und weißt du, was sie dann gemacht haben?«
»Nein.«
»Sie haben sich mit jungen Mädchen vergnügt. Sie haben Orgien gefeiert. Entweder alle zusammen, drunter und drüber und so. Oder sie haben die Mädchen untereinander ausgetauscht. Das ist so widerlich!«
»Dein Hermann? Das glaube ich nicht. Kann der so etwas?«
»Hör auf, ich brauche keinen Sarkasmus. Es geht mir wirklich schlecht. Manchmal haben sie sich in der guten Stubb getroffen und Fotos gemacht. Die haben sie sich dann später voller Stolz angesehen wie Trophäen und sich gegenseitig erklärt, was für tolle Kerle sie sind.«
»Ich fass es nicht. und das hat er dir einfach so erzählt?«
»Natürlich nicht. Ich habe ihm gestanden, dass ich ihm Schlafmittel in sein Essen gemischt habe, damit ich ungestört in seinem Handy spionieren konnte.«
»Das hast du gemacht?«
»Wie sonst sollte ich denn herausfinden, was er so alles treibt, und vor allem, mit wem? In der Liebe ist eben alles erlaubt. Denk nur an dich.«
»Schon, aber Schlafmittel ins Essen rühren, das ist doch ein wenig hart, oder nicht?«
»Was war denn mit Kalle, der modert doch noch immer auf dem Grund des Mains vor sich hin, oder?«
»Touché. Dann hat er dir also seine Schandtaten gebeichtet.«
»Ach was. Er hat sich total aufgeregt. Hat etwas von Vergiftung gefaselt und dass er sich seines Lebens nicht mehr sicher sein könne. Dann wollte er auf mich losgehen, aber ich habe ihn gefragt, ob er denn nicht seine Audrey, Chantalle oder Janine vermissen würde. So hießen seine Geliebten, musst du wissen. Er wurde kalkweiß und hat sich nicht mehr gerührt. Dann habe ich ihm erzählt, dass ich Audrey getötet habe.«
Adele riss ungläubig die Augen auf. »Du hast was?«
»Ja, es ist wahr, ich lasse mir nicht mehr alles gefallen. Hermann habe ich noch gewarnt, falls er sich weiterhin so schändlich mir gegenüber verhalten würde, müsse er damit rechnen, dass in seinem Essen wieder etwas von dem Schlafmittel sei, vielleicht diesmal in einer höheren Dosis. Da hat er endlich verstanden, dass er mich wieder auf Händen tragen soll, wie früher.«
»Sag mal, wie
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