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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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zunächst einmal mit dem Ablauf gestern abend weitermachen, damit wir wissen, woran wir sind. Laurenti, fahren Sie fort.«
    »Eva Zurbano fuhr von der Villa zu Benedetto Rallo nach Hause, der natürlich nicht gekommen war. Sie hätte es wohl kaum geduldet, wenn er dahin gegangen wäre. Man hatte ihn vermutlich gar nicht erst eingeladen. Die Zurbano hat bei der Vernehmung heute Nacht ausgesagt, daß sie zwar von dem Geschäft mit den Mädchen wußte, aber nicht damit einverstanden war. Mit diesem Teil, sagte sie, habe sie nichts zu tun gehabt. Das sei vorwiegend die Sache von Drakic gewesen. Auch der alte Kopfersberg soll anfangs nicht begeistert gewesen sein, aber das Geld hatte ihn schließlich überzeugt. Ferner hat die Zurbano ausgesagt, daß Tremani bereits am Nachmittag gesagt hatte, man habe ihn nach Lecce zurückgerufen und er müsse noch am Abend abreisen. Er habe lediglich Wolferer kennenlernen wollen, der eben erst viel später kam. Das hat, sagte die Zurbano, Spartaco de Kopfersberg so eingefädelt. Er wollte Wolferer für sich alleine. Tremani habe den anderen Ausgang gewählt, weil die Via dei Porta durch die anderen Wagen blockiert war.«
    »Das hört sich plausibel an«, sagte der Questore, die kurze Pause nutzend, die Laurenti gelassen hatte. »Gehen wir also davon aus, daß dies die Wahrheit ist. Wie geht’s weiter, Laurenti? Was sagten Sie gestern Nacht über die Pässe der Mädchen?«
    »Alle falsch! Die Familie Fossa hat das Maul nicht vollgekriegt, und beide ließen sich von der Villa schmieren. Im Amt haben sie jetzt ordentlich zu tun. Sie müssen jedes Dokument überprüfen, das in den letzten drei Jahren ausgestellt wurde. Sie rechnen damit, daß das Monate dauert. Signora Fossa hat zwar alles abgestritten, aber sie wird bald weich werden. Die Beweise sind erdrückend.«
    »Was wissen wir von Rallo?« fragte der Questore.
    »Meine Leute sind seit heute früh in der Bank. Der Durchsuchungsbefehl lag um fünf Uhr vor. Wenn Rallo in die Sache verstrickt ist, kriegen wir ihn.« Zanossi hatte noch weniger geschlafen als seine Kollegen. Er war die Anhaltspunkte noch einmal durchgegangen und hatte sie schriftlich zusammengefaßt. Dann hatte er sich auf die Suche nach dem Untersuchungsrichter gemacht und den Fall begründet. Es mußte gehandelt werden, bevor irgendwelche Akten verschwanden. Die Beamten der Guardia di Finanza durchsuchten daraufhin zuerst Rallos Wohnung und fuhren dann mit ihm zur Bank.
    »Wenn wir den Anfang des Fadens finden, dann reißt der ganze Teppich auf. Das ist immer so. Egal ob Geldwäsche, Schmiergelder oder Betrug. Und wenn es eine Verbindung zu Tremani gibt, dann finden wir sie. Vielleicht gelingt uns in Triest, was die in Rom nicht schaffen.«
    »Ich glaube nicht mehr daran, daß wir hier noch irgend etwas Besonderes schaffen.« Die schlechte Laune des Polizeipräsidenten hatte sich unüberhörbar wiedereingestellt. »Hat man endlich Drakic gefunden, Orlando?«
    Der Seebär richtete sich geräuschvoll in seinem viel zu engen Stuhl auf und blitzte den Questore böse an. »Nein.« Er faltete die riesigen Hände mit den schwarzen Härchen auf Handrücken und Fingern. Dann schwieg er.
    »Haben Sie alles abgesucht?«
    Orlando drehte die Handflächen nach oben, schaute sie an, hob sie dann und ließ sie auf den Tisch fallen. »Spartaco de Kopfersberg war vermutlich sofort tot, als die Corbelli auf dem Deich aufschlug. Und nach dem Feuer ist nur noch eine Urnenbestattung möglich. Von Drakic fehlt jede Spur. Die Gäste des Yachtclubs haben eindeutig zwei Personen auf dem Boot ausgemacht, als es auslief. Wir gehen davon aus, daß Drakic abgesprungen ist oder rausgeschleudert wurde. Er hat mit Sicherheit überlebt. Sonst hätten wir ihn schon lange gefunden. Kein Zweifel!«
    »Verdammte Scheiße«, sagte der Questore und schwieg.
    Alle schauten ihn an. Er hatte noch nie zuvor »Scheiße« gesagt.
    »Und was war mit Fossa?« fragte Laurenti schließlich.
    Acht Augen ruhten auf dem Questore.
    Abends im Hotel »Savoy a Palace«
    Enrico Fossa wollte glänzen. Enrico Fossa wußte, daß er sich besonders engagieren mußte. Vier Fenster gehörten zu Wolferers Räumen. Der Questore hatte gehofft, vom Balkon im sechsten Stock einen Blick in Wolferers Suite werfen zu können, aber sie sahen nichts, auch wenn sie sich so weit wie möglich über das Geländer beugten. Es war schnell klar, daß man Wolferer nur dann unbemerkt beobachten konnte, wenn einer von ihnen vom Balkon im sechsten

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