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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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nit mehr male?« Ria saß noch auf dem Modellschemel, den Kopf nach links, die Augen geradeaus, mit dem anbefohlenen Lächeln.
    »Ach so. – Nein.«
    »Wann dann widder?«
    »Gar nicht.«
    »Und dat Bild?«
    »Ich habe es mir überlegt. Such dir eines von den fertigen aus. Da links steht noch ein ganzer Stapel. Nimm die Landschaft, die ist groß und bunt und hat schon einen Preis bekommen. Steht hinten drauf. So – nun geh auch schön.«
    ***
    Der nächste Tag brachte für Treskow einigen Ärger. Natürlich war es ein Freitag. Treskow war nicht abergläubisch, sondern das genaue Gegenteil, und er wußte, daß es nur Zufall war. Aber daß sich diese Zufälle immer freitags versammeln, schien ihm doch ein merkwürdiger Zufall.
    Es fing gleich am Morgen an, als er in sein Büro kam. Die Maulkorb-Akte lag wieder auf seinem Schreibtisch, aber diesmal nicht in Gelb, sondern in Giftgrün gekleidet. Und innen stand mit energischem Grünstift: Z.B.
    Z.B. heißt hier nicht: zum Beispiel. Sondern: Zum Bericht. Es bedeutet, daß man um elf Uhr dreißig beim Herrn Oberstaatsanwalt anzutreten und einen wohlgeordneten Vortrag über den Stand des Verfahrens zu halten hat. Und daß man unerwartete und unbequeme Fragen wie aus der Pistole geschossen beantworten muß. Das ist ›Z. B.‹ Es ist genau so, wie wenn ein Schüler zum Direktor gerufen wird. Ein ganz gutes Gewissen hat man nie, und wenn man es trotzdem hätte, auf dem langen Weg über den Gang fallen einem noch tausend Sünden ein. Weitere zehn bekommt man drinnen vorgerechnet. Und als geschlagener Mann schleicht man von dannen.
    Treskow hatte noch zwei Stunden Zeit, sich auf diesen Gang vorzubereiten. Er kannte sein Aktenstück auswendig, aber es war ihm noch nie so klargeworden, wie wenig er bis heute erreicht hatte.
    Es war nicht Treskows Art, seine schlechte Laune an Untergebenen auszulassen. Aber daß dieser Referendar Thürnagel, der ihm zur Ausbildung überwiesen war, Morgen für Morgen erst um zehn Uhr anschob, dick, müde und verschlafen, das war doch nicht in der Ordnung. Als Sohn einer blühenden bergischen Brauerei hätte er in besonderem Maße die Pflicht gehabt, seine Eignung zur Beamtenlaufbahn und insbesondere zum Juristen unter Beweis zu stellen. Dazu genügte es keineswegs, daß er ein wohlgelittener Gast bei Frau Tigges und den anderen renommierten Weinlokalen der Stadt war. Auch die Tatsache, daß er von Tag zu Tag molliger und rosiger wurde, konnte über sein sparsames Wissen und Tun nicht hinwegtäuschen.
    »Herr Kollege«, begrüßte ihn Treskow, »ich meinerseits bin bereits seit halb neun hier.«
    »Ich weiß, Herr Staatsanwalt, ich weiß. Ich werde morgen versuchen, etwas früher zu kommen.«
    »Weiß der Deibel, warum Sie ausgerechnet Jurist werden mußten.«
    »Familientradition, Herr Staatsanwalt: Der Älteste übernimmt die Brauerei, der zweite wird Offizier, der dritte studiert. Was soll man studieren? Theologie ist zu fromm, Mediziner zu unappetitlich, Philologe zu mühsam; bleibt Jurist.«
    Treskow sagte nichts. Darauf konnte man nichts sagen. Da konnte man nur eine Gänsehaut kriegen.
    Dann ließ sich der Assistent Schibulski bei Treskow melden.
    Mit Schibulski war eine grandiose Schweinerei passiert. Man hatte ihn bei einer Polizeistreife in einem jener Häuser gefunden, von denen man nicht spricht. Das wäre schließlich noch hingegangen, dieses Pech hätte man mit dem Mantel barmherziger Liebe zudecken können, wenn sich dabei nicht herausgestellt hätte, daß Schibulski den Wein und die anderen Annehmlichkeiten des Hauses sich ohne Bezahlung spenden ließ. Geschah es unter Mißbrauch seiner Beamteneigenschaft? War es passive Beamtenbestechung? Auf alle Fälle war es peinlich. Schibulski bittet um eine Unterredung unter vier Augen.
    »Dazu besteht keine Veranlassung«, sagt Treskow. »Der Herr Referendar kann das ruhig mit anhören. Das weitet seinen Blick. – Wie alt sind Sie, Herr Kollege?«
    »Fünfundzwanzig.«
    »In dem Alter war ich schon zwei Jahre Assessor. – Das nebenbei.«
    Schibulski möchte trotzdem den Herrn Staatsanwalt allein sprechen. Es wäre auch im persönlichen Interesse vom Herrn Staatsanwalt.
    »Ich habe keine persönlichen Interessen. Da wird der Herr Kollege erst recht hierbleiben.«
    Schibulski versucht es anders herum: So wäre das nicht gemeint, aber es wäre ihm selbst doch so entsetzlich unangenehm und so weiter. Dafür hat der taktvolle Treskow Verständnis. Thürnagel verdrückt sich feixend, und

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