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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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tropft. Erika weiß, daß er das nicht ausstehen kann. Aber er hat jetzt andere Sorgen. In der Tiefe seines Strumpfes drückt ihn der Scheck. Er holt ihn heraus und legt ihn neben den Teller. Kaut auf beiden Backen und besieht sich das kostbare Papierchen von oben und unten, von hinten und nach vorn. Es hat etwas gelitten, er streicht die Falten mit weichen Fingern wieder glatt.
    Er weiß natürlich, was ein Scheck ist. Aber die Summe beunruhigt ihn. Es ist ein kleines Vermögen, das hier auf dem Wachstuch liegt, mehr, als er sich in langen Jahren würde ersparen können. Und leicht verdient, das muß er schon sagen, viel zu leicht für einen ehrlichen Menschen. Er kommt sich unanständig vor.
    Gegen soviel Glück ist man mißtrauisch, das hat gewöhnlich einen Haken. Der Betrag ist sinnlos hoch für einen dummen Anzug, immer mehr kommt ihm das zum Bewußtsein. Und warum wollte der Mann seinen Namen nicht nennen? Auf den Scheck hat er ihn sogar schreiben müssen. Hereingefallen, mein lieber Unbekannter, denkt Knittel und studiert die Unterschrift. Sie ist nicht zu lesen. Das ist überhaupt keine Unterschrift, stellt Knittel fest, das ist nur ein alberner Schnörkel.
    Und blitzschnell kommt ihm die Erkenntnis: Der Scheck ist falsch! Eigentlich hat er das gleich gewußt, aber er hatte keine Zeit dazu. Jetzt ist es ihm klar, er ist einem Gauner in die Hände gefallen. Seinen schönen Anzug ist er los, und dafür hat er jetzt nichts als die Angst und Aufregung und die Blamage dazu und einen wertlosen Fetzen Papier. Natürlich, wer einen faulen Scheck ausschreibt, kann gut großzügig sein, dem kommt es auf ein paar Nullen nicht an. Das also ist das Rätsel des hohen Betrages. Knittel ist froh, daß er wenigstens jetzt den plumpen Schwindel erkennt. Aber er ist doch wieder traurig, nicht wegen des Anzugs, sondern daß ausgerechnet er darauf hereinfallen muß, der als Sperrbeamter des städtischen Gaswerks in Gelddingen auf der Höhe ist und gerade mit Zahlungen durch Schecks seine Erfahrungen hat. Er hört im Kauen auf und springt wütend hoch, daß die Tassen verrutschen und das Hänschen im Käfig sich flatternd in die Ecke drückt.
    Dann aber wird er klein und leise und setzt sich wieder hin. Was wird Erika sagen? Der Anzug hat siebenundachtzig Mark gekostet, und es ist sehr die Frage, ob er für das Geld noch einmal so etwas Gutes bekommt.
    Erika wird gar nichts sagen. So dumm ist er nun wieder nicht. Er wird ihr einfach nichts erzählen. Frauen sind ja immer so klug, besonders nachher, wenn es passiert ist. Und von Geschäften verstehen sie schon gar nichts. Wenigstens nichts von den großen.
    Knittel holt sich den Schlafanzug, rollt ihn zusammen und stopft ihn in seine Aktentasche, zur Plombenzange und Beitreibungsliste. Stülpt seinen Hut auf, läßt den halbgetrunkenen Kaffee und das angegessene Brötchen stehen und schreibt unter den Zettel seiner Frau: Ich mußte ganz eilig zum Dienst. Gruß Manne. – Und fährt statt dessen zum Polizeipräsidium.
    ***
    Die Polizeiverwaltung einer Millionenstadt ist ein großes und reich gegliedertes Unternehmen, mit seinen vielen zuständigen und noch mehr unzuständigen Stellen.
    Knittel versteht sich auf Behörden, er selbst ist ein Stück davon. Er läuft nicht ins erstbeste Zimmer, um sich allmählich durchzufragen, wie das Frauen machen. Er fängt systematisch unten an, bei Zimmer eins. Es ist die Auskunft. »Verzeihen Sie, ich komme gerade von der Reise, da ist mir im D-Zug etwas passiert –«
    Der Mann hinter dem Fensterchen ist schon im Bilde: »Zimmer hundertsiebzehn.«
    Knittel steigt auf Zimmer hundertsiebzehn und liest: Verkehrsunfälle. Er wundert sich ein bisschen und erzählt ausführlicher: »Entschuldigen Sie vielmals, wenn ich Sie belästige, ich weiß auch nicht, ob ich hier richtig bin, ich war nach Halle gefahren, da habe ich nämlich meine Großmutter –«
    »Zimmer dreihundertachtundzwanzig«, läßt sich Knittel belehren. Auf der Tür von dreihundertachtundzwanzig steht: Ariernachweis. Knittel hat keine Angst davor. Er klopft und geht hinein und erzählt kurz und sachlich: »Man hat mich um meinen Anzug geprellt, und da mußte ich im Schlafanzug –«
    »Zimmer siebenhundertsechzehn«, unterbricht ihn der Beamte.
    Knittel klettert weiter und liest über siebenhundertsechzehn: Sittenpolizei. Er gibt es auf, sich zu wundern, tritt zaghaft ein und wird von einer lauten Stimme empfangen: »Wo ist Ihre Ladung?«
    »Ich bin nicht geladen, ich wollte

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