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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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haben – entdeckt das pitschnasse, zitternde Tier, wie es gerade von Saufpunks aus dem Wasser gezogen und mit Graffiti vollgesprüht wird. Rasend vor Wut lässt Heino seinen Wagen im fließenden Verkehr stehen, rennt zum Flussufer und verprügelt die Punks. Er greift den Hund und fährt zum Hotel zurück.»
    «Letzte Szene, dann haben wir’s für heute: Dracul und Martina sitzen über und über mit Schokolade vollgeschmiert in der Straßenbahn, Dracul gesteht ihr, dass er unter Erektionsschwierigkeiten leide. Sein Problem sei, dass er
in
Gegenwart einer Frau keine Erektion
bekommen könne.»
     
    19 Uhr, Strandbar. Die Wolfs, zuverlässig wie immer. Wir auch.
    «Bursche, Frage: Würdest du dich für 50 Millionen Euro einer Geschlechtsumwandlung unterziehen?»
    «Nicht für 50 Millionen.»
    «Okay, eine Milliarde.»
    «Ich dachte, die Beträge sind nicht verhandelbar.»
    «Ich kann die Regeln jederzeit ändern.»
    «Aha. Nein, so geht das nicht. Aber selbst für eine Milliarde würde ich’s nicht machen.»
    «Gut. Frage beantwortet.»
    Wolfs gucken komisch. In ihren Körpern herrscht ein ganz leerer Überdruck.
    «Weißt du, was Liebe ist, Bursche?»
    «Da bin ich ja mal gespannt.»
    «Liebe ist, etwas zu geben, das man nicht hat, an jemanden, der nichts davon will.»
    «Ach.»
    Wolfs trinken aus und gehen. 3:0 für uns. Das Abendessen verläuft ohne besondere Vorkommnisse.
    «Bursche, darf ich dich nach deinen Plänen befragen?»
    «Welchen? Heute oder morgen oder allgemein? Ins Casino kann ich nicht schon wieder, ich hab kaum noch Geld.»
    «Wenn wir unser Tempo beibehalten, dürften wir bereits morgen unsere Arbeit abgeschlossen haben. Danach darf ich dich auf einen Spaziergang einladen. Ich möchte wenigstens einmal die nähere Umgebung der Anlage erkunden. Anschließend könnten wir einen Ausflug mit dem
Magic Glass Boat
unternehmen.»
    «Was? Wieso das denn?»
    «Weil wir zur Abwechslung etwas erleben sollten. Und ein Ausflug mit dem Magic Glass Boat scheint mit denkbar geringen Risiken behaftet zu sein.»
    Er schlägt vor, doch ins Casino zu gehen, zur Abwechslung mal wieder ins kalte. Black Jack. Na gut. Wir latschen los. Kurz vor dem Ziel bleibt er unvermittelt stehen.
    «Bursche, mir geht’s nicht gut.»
    «Wie, was ist denn? Wirken die Medikamente doch nicht?»
    «Nein, seelisch. Ich kann heute nicht spielen. Ich glaub, ich muss allein sein.»
    «Ist es schlimm?»
    «Nein, morgen geht’s mir bestimmt wieder gut. Ich will dir nicht den Abend verderben. Ich kehr um.»
    Und nun? Ganz allein ins Casino? Hab ich noch nie gemacht. Naja, warum nicht, Leben als Experiment, Leben als Abenteuer.
    «Naja, dann gute Besserung. Morgen um neun?»
    «Ja, natürlich. Servus.»
    «Ahoi.»
     
    Im Kalten herrscht Grabeskälte. Der Automatenbereich ist verwaist, die Roulettetische werden überwiegend von Japanern bevölkert. Die Schlitzaugen platzieren mürrisch ihre Jetons auf dem grünen Filz mal hier, mal dort, Kolonnen, Dutzende, einfache Chancen, gelegentlich einzelne Zahlen, ein System steckt augenscheinlich nicht dahinter, und leidenschaftliches Spiel sieht auch anders aus. Die schwindelerregenden Einsätze korrespondieren so gar nicht mit ihren Billigklamotten. Den Gegenwert einer Eigentumswohnung setzen, aber KIK tragen. Mensch und Anzug im harten Spieleralltag zerschlissen. Ich hab nur 50 000 dabei. Blöd.
    Ich steuere die Black-Jack-Tische an, von denen wegen der geringen Nachfrage nur einer in Betrieb ist. Von den Hiphop-Produzenten weit und breit nichts zu sehen, wahrscheinlich plündern sie heute das Schmutzige. Holen sich das, was rechtmäßig uns zusteht. Egal.
    Vier der sechs Boxen sind besetzt, rechts außen thront ein dicker Asiate (wahrscheinlich Chinese, die sehen irgendwie breiiger als Japaner aus, wie aufgeblasene Puppen oder geschwollene Zecken), der phänotypisch einem Wassertier ähnelt, das ganz am Anfang der Nahrungskette steht. Z. B. einem Seeleoparden. Box zwei und drei werden von klapperdürren, älteren Frauen belegt, sie haben das Aussehen jäh vergreister Schulmädchen. In der vierten Box stemmt sich ein hohlwangiges Männlein mit gelbstichigem Lippenbart gegen die drohende Niederlage.
    Spielregel Black Jack (kann überlesen werden): Ziel beim Black Jack ist es, mehr Punkte als die Bank zu erreichen, ohne sich zu überkaufen. Dieser Fall tritt ein, wenn die Summe der Karten höher als 21 Augen ist. Asse zählen nach Wahl des Spielers entweder einen oder elf Punkte, Bilder zehn

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