Heinz Strunk in Afrika
gegen drei zurück. Pass bitte auf den Hund auf. Küsse, Martina.› Heino rast vor Wut und Enttäuschung. Schnitt. Schokoladenmanufaktur, mitten in der Führung. Dracul und Martina, im Kreis anderer Schokofans, werden vom Juniorchef Winterstein mit der Geschichte der Manufaktur vertraut gemacht. Der Vortrag ist enorm langweilig. Sie gelangen zu einem streng gesicherten Raum, in dem laut Winterstein die
absolut reine Schokolade
aufbewahrt wird und der nur von wenigen, ausgesuchten Mitarbeitern betreten werden darf. Die Tür ist mit einem Zahlencode gesichert. Kannst du dir denken, wie es weitergeht?»
«Ja! Genial. Winterstein, der den Leuten wenigstens einen kurzen Blick ins Heiligtum gestatten will, verdeckt mit seinem Körper das Schloss und tippt den Code ein. Martina, bis in die Haarspitzen konzentriert, spricht lautlos die Zahlenkombination mit.»
«Sehr gut! Schnitt. Heino, den Hund an der Leine, trifft Willi in Begleitung seines Leibwächters Serge in einer seiner Rotlichtbars. Affiges Begrüßungszeremoniell. Der Hund ist unruhig, er kläfft, zieht an der Leine. Willi, genervt von dem lächerlichen Kläffer, schlägt vor, dass Serge mit ihm Gassi gehen soll. Heino willigt erleichtert ein und übergibt Serge die Leine.»
«Schnitt. Manufaktur: Die Führung geht weiter. Plötzlich nimmt Martina Dracul bei der Hand, macht das Psssst-Zeichen, und sie stehlen sich in die entgegengesetzte Richtung davon. Martina stoppt vor dem Geheimzimmer, tippt den Zahlencode und öffnet die Tür. Über dem Schokobassin ist eine Art Deckel, eine Schutzvorrichtung. Vorsichtig balanciert Martina darüber, Dracul, der in seinem ganzen Leben noch nie etwas Verrücktes oder Verbotenes gemacht hat, springt über seinen eigenen Schatten und folgt ihr. Als sie etwa in der Mitte sind, gibt der Deckel nach, und sie stürzen ab. Martina tobt wie entfesselt in der Schokolade herum, Dracul, dem mittlerweile alles egal ist und der sich vor seinem vergötterten Star keinesfalls als ängstlicher Schwächling blamieren will, tut es ihr nach. Sie bespritzen sich mit Schokolade, klettern immer wieder aus dem Bottich, um gleich wieder hineinzuspringen. Schnitt. Jetzt mach du mal weiter.»
«Willi berichtet Heino von einem seiner Mädchen, das nach Hamburg will. Ob Heino nicht Platz für sie habe. Ja, hat er, aber was ist mit der Ablöse? Willi schlägt vor, es wie früher mit einem Liegestützwettbewerb auszutragen. Gewinnt Heino, bekommt er das Mädchen für lau, gewinnt Willi, bekommt er Heinos Hummer. Schnitt. Serge lässt gelangweilt den Pudel auf einem Brückengeländer balancieren. Eine sexy Radfahrerin kommt vorbeigefahren, Serge schaut ihr lüstern hinterher. Als er sich umdreht, ist das Geländer leer.»
«Liegestützwettbewerb. Heino und Willi mobilisieren die letzten Reserven, als Serge ohne Hund zurückkommt. Heino, in der Aufwärtsbewegung, fragt mit hochrotem Kopf nach dem Pudel, Serge antwortet, dass das
depperte Arschvieh an der Reichsbrücke ins Wasser
gefallen
sei. Heino dreht durch, greift, immer noch im Liegestütz, Serges Kniescheibe und kugelt sie aus, ein Griff, den er schon Hunderte Male angewandt hat. Serge bricht mit einem gellenden Schmerzensschrei zusammen. Die Männer springen auf, Willi erleidet einen Tobsuchtsanfall und zückt ein Messer, will eigentlich nur drohen. Heino greift Willis Handgelenk, die Männer rangeln, mehr aus Versehen fügt Willi Heino eine Schnittwunde im Gesicht zu. Heino zieht seine Pistole, hält sie Willi vor die Nase und zwingt ihn, ihm die Stiefel zu lecken und Pfötchen zu geben: punktgenaue Schwerstdemütigung vor den Augen des Leibwächters. Bevor er das Weite sucht, schießt Heino ein paarmal wild um sich und trifft dabei die Vase mit der Asche von Willis kürzlich verstorbener Mutter. Willi, von Wut und Schmerz übermannt, schwört blutige Rache.»
Wir schauen uns an. Begeisterung. Freude. Energieschub. Wahnsinn, wie das läuft. Herr Flodder linst mit unsicherem Alkoholikergrinsen misstrauisch zu uns herüber, wahrscheinlich denkt er, dass wir verrückt sind, dabei ist er der Verrückte.
«Okay, Bursche, kurz nach sechs, eigentlich ist Feierabend, aber wir ziehen das jetzt durch. Also: Schokoladenbottich, enthusiasmierte Stimmung. Dracul steht auf dem Rand des Bottichs, will springen, da bricht es aus ihm heraus: ‹Jetzt seh ich aus wie einer deiner Schornsteinfeger.› Martina erstarrt.»
«Heino kurvt auf der Suche nach dem Pudel durch Wien und – Glück muss der Mensch
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