Heirat nicht ausgeschlossen
Vaters und über zehn Jahre jünger als er. Vom Aussehen und Temperament her ähnelte sie jedoch am meisten ihrer Tante, die für ihn wie eine Mutter gewesen war. Allein deswegen hätte er sie schon geliebt.
“Du hast abgenommen”, erklärte sie vorwurfsvoll. “Und dein Lächeln wirkt nicht ganz echt. Was ist los mit dir?”
“Nichts ist los”, widersprach Kyle, doch sie schüttelte den Kopf.
“Oh doch. Was ist es?
Wer
ist es?”, fragte Kelly mit typisch weiblicher Intuition. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, fuhr sie fort: “Aha, es geht also um eine Frau. Kenne ich sie?”
“Nein.” Leise fügte er hinzu: “Und so wie die Dinge stehen, wirst du sie wohl auch nie kennenlernen.”
“Möchtest du darüber reden?”, erkundigte sie sich, doch er schüttelte den Kopf.
Er hatte Star an die Wand gedrängt, und daher suchte sie verzweifelt nach einer Möglichkeit, vor ihm zu fliehen. Vielleicht war es das Beste, wenn er ihr diese Fluchtmöglichkeit gab. Aber wozu? Er liebte sie und war ziemlich sicher, dass sie seine Gefühle erwiderte und sich nicht nur körperlich zu ihm hingezogen fühlte. Allerdings würde sie es bestimmt abstreiten.
Kyle vermutete, dass die Hochzeit ihrer Schwester ein einschneidendes Ereignis sein würde. Entweder würden Star und er sich dabei näherkommen, oder die Kluft zwischen ihnen beiden würde sich noch weiter vergrößern.
Er hatte Sally regelrecht über Star ausgequetscht, und sie hatte ihm erzählt, was für ein Verhältnis Star zu ihrer Familie und insbesondere zu ihrem Vater hatte. Nun glaubte er zu verstehen, warum sie solche Angst davor hatte, jemanden zu lieben, und einfach nicht wahrhaben wollte, dass es wahre Liebe zwischen Mann und Frau tatsächlich gab.
Es würde für sie beide ein sehr schmerzlicher Prozess sein, Star dazu zu bringen, ihren Schutzpanzer abzulegen. Schließlich hatte er kein Recht dazu, sich in ihr Leben einzumischen.
“Erzähl mir von ihr”, forderte Kelly ihn auf, aber Kyle schüttelte wieder den Kopf. Obwohl er wusste, dass sie es gut meinte, gab es Dinge, die zu intim waren, als dass er sie jemandem anvertrauen konnte.
Er war zwar zu Hause in den USA, doch sein Herz war in England bei Star, und das war zu persönlich, als dass er mit jemandem darüber sprechen wollte. Das konnte er nur einem Menschen sagen. Allerdings wollte sie es nicht hören. Sie hat Angst davor, es zu hören, korrigierte er sich resigniert.
“Hey, komm zurück! Du warst mit deinen Gedanken ganz woanders”, sagte Sally vorwurfsvoll. Sie und Star aßen gerade bei ihrem Lieblingsitaliener zu Mittag, und sie hatte Star eben den neuesten Klatsch erzählt. Dabei war ihr plötzlich aufgefallen, dass Star geistesabwesend ins Leere blickte.
“Man sollte meinen, du seist verliebt”, neckte Sally sie.
“Verliebt? Ich? Mach dich doch nicht lächerlich”, entgegnete Star scharf.
Sally bemerkte allerdings, dass Star ein wenig rot geworden war und ihr kaum in die Augen sehen konnte, was eigentlich nicht ihre Art war. Zufällig hatte Sally erst am letzten Abend mit Poppy über sie gesprochen. Poppy hatte bei der Erinnerung an ihren gemeinsamen Schwur, niemals zu heiraten, laut gelacht.
“Zweimal hattest du schon Erfolg”, hatte sie erklärt, “aber bei Star wird es wohl nicht klappen.”
Obwohl Sally das bezweifelte, hatte sie ihre Gedanken für sich behalten.
“Hast du schon etwas von Kyle gehört?”, erkundigte sie sich nun im Plauderton. “Als Claire mich das letzte Mal anrief, erzählte sie mir, dass er länger als geplant in den USA bleiben müsse.”
“Nein, ich habe nichts von ihm gehört. Warum sollte ich auch?”, meinte Star kurz angebunden. “Er hat keinen Grund, sich bei mir zu melden.”
“Nein, natürlich nicht”, lenkte Sally ein. “Ich dachte nur, er hätte vielleicht angerufen, um … um dich zu bitten, in seiner Wohnung nach dem Rechten zu sehen.”
Misstrauisch erwiderte Star ihren Blick, beschloss aber, nichts mehr dazu zu sagen. Sie mochte gar nicht daran denken, wie ihr zumute gewesen war, als sie eines Morgens aufgewacht war und festgestellt hatte, dass Kyle nicht zurückgekommen war. Genauso wenig mochte sie daran denken, dass sie kurz darauf bei Mrs. Hawkins angerufen hatte, um sich nach ihm zu erkundigen. Es war äußerst aufschlussreich gewesen.
Andererseits brauchte es ihr nicht peinlich zu sein, wie sie sich einredete. Da Kyle ihr Ansprechpartner bei diesem Auftrag war, musste sie natürlich wissen, wann er
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