Heirat nicht ausgeschlossen
verächtlich den Mund zu verziehen, obwohl sie furchtbar aufgewühlt war.
Fast ihr ganzes Leben lang hatte sie ihre Ängste unterdrückt und vor den anderen verborgen, doch nun wurde sie von Panik überwältigt. Es war so unpassend und absurd, dass sie eigentlich hätte lachen müssen. Stattdessen war sie wie gelähmt vor Entsetzen.
“Am Freitag fliege ich in die Staaten”, hörte sie Kyle lässig fortfahren, als hätte er jene verhängnisvollen Sätze nie gesagt. “Warum begleitest du mich nicht einfach? Dann können wir die hier …” Er deutete auf die Storyboards. “… mitnehmen und Alex zeigen. Er ist bestimmt sehr neugierig auf deine Entwürfe.”
“Nein …”
Star versuchte verzweifelt, die Panik zu unterdrücken.
“Ich … ich kann nicht”, fügte sie mit bebender Stimme hinzu. “Ich … ich habe noch einen anderen Auftrag, an dem ich arbeiten muss.”
“Das ganze Wochenende?”
“Ich habe nun mal keinen Achtstundentag”, entgegnete sie scharf. “Wenn ich einen eiligen Auftrag bekomme …”
“Natürlich”, lenkte er ein. Dann ging er an ihr vorbei zu seinem Schreibtisch, um einen Blick in seinen Terminkalender zu werfen. Anschließend erklärte er: “Es macht nichts. Ich verschiebe die Reise, und wir fliegen zusammen nach der Hochzeit deiner Schwester. Hast du deinen Terminkalender dabei?”
“Nein, habe ich nicht. Und sie ist nicht meine Schwester.”
“Aber sie gehört zu deiner Familie, und dein Vater ist immer noch dein Vater.”
“Ich gehe nicht zu der Hochzeit”, verkündete sie entschlossen.
Kyle lächelte nachsichtig. “Und ob du hingehst.” Etwas energischer fuhr er fort: “Wir werden
beide
hingehen. Und jetzt zu unserer Kampagne … Ich möchte, dass Alex deine Entwürfe so bald wie möglich sieht.”
“Warum fliegst du dann nicht an diesem Wochenende und nimmst die Storyboards einfach mit? Ich könnte sie noch einmal in einem kleineren Maßstab zeichnen und …”
“Gut”, bestätigte er. “Ich werde sie Alex zukommen lassen. Sicher will er danach noch einmal alles mit dir durchgehen. Könntest du auch ein Konzept entwickeln, wo und wann die Anzeigen platziert werden sollen?”
“Mit einer Werbekampagne im Fernsehen hätten wir sicher den meisten Erfolg”, sagte Star. “Allerdings wäre das sehr kostspielig.”
“Ja, das glaube ich auch, aber wenn wir sie zum richtigen Zeitpunkt starten … Überlass das mir. Ich werde mit Alex darüber sprechen.”
Er verstummte, da in diesem Moment das Telefon zu klingeln begann. Dann entschuldigte er sich bei Star und nahm ab. Während er telefonierte, begann sie ihre Storyboards einzusammeln. Obwohl sie nicht bewusst lauschte, hörte sie dabei, wie eine Frau mit amerikanischem Akzent am anderen Ende der Leitung aufgeregt rief: “Kyle, ich habe gerade gehört, dass du nach Hause kommst. Wie schön! Mach dich auf einen herzlichen Empfang gefasst.”
Kyle räusperte sich, bevor er erwiderte: “Ich weiß noch nicht genau, welchen Flug ich nehme. Daher …”
Die Frau kicherte und meinte schließlich: “Das ist schon in Ordnung. Ich habe ja einen Schlüssel.”
Star warf ihm einen vernichtenden Blick zu, bevor sie das Büro verließ.
Offenbar gab es Frauen in seinem Leben, bei denen er keine Sehnsucht nach emotionaler Nähe und Tiefe verspürte. Es sei denn …
Im Vorzimmer blieb Star abrupt stehen und machte eine so finstere Miene, dass Mrs. Hawkins sich unbehaglich fragte, was mit ihr los sei.
Es sei denn, die Frau am anderen Ende der Leitung war für ihn etwas Besonderes, jemand, an den Kyle sich tatsächlich binden wollte.
Aber wenn das so ist, warum hat er dann mit mir im Bett gelegen?, fragte Star sich wütend, als sie aus dem Zimmer ging.
9. KAPITEL
“Kyle ist gestern Abend bei uns vorbeigekommen”, berichtete Sally. “Er hat sich erkundigt, ob wir Claire eine Nachricht mitgeben wollen. Heute fliegt er nämlich in die USA.”
“Ich weiß”, erklärte Star in einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie nicht über das Thema zu sprechen wünschte.
Doch entweder hatte Sally die Warnung nicht verstanden, oder sie ignorierte sie einfach, denn sie fuhr fort: “Ach du meine Güte, das hätte ich beinah vergessen! Kyle hat mich gebeten, dich daran zu erinnern, dass ihr noch besprechen müsst, was ihr Emily zur Hochzeit schenken wollt. Gibt es da etwas, das du mir sagen solltest?”, erkundigte sie sich betont unschuldig.
“Nein”, erwiderte Star.
“Verstehe. Im einen Moment verachtest du den
Weitere Kostenlose Bücher