Heiratsantrag auf Portugiesisch
Lächeln unterdrücken, als ihr die Worte der Condessa durch den Kopf gingen. Plötzlich fühlte sie sich entspannt genug, um mit Jaime über alles zu reden, was sie belastete. Mit seiner heftigen Reaktion hatte sie allerdings nicht gerechnet.
„Versteh doch, ich muss noch einmal nach England zurück“, rechtfertigte sie sich.
„Aber nicht vor unserer Hochzeit“, beharrte er stur. „Warum möchtest du so überstürzt abreisen? Willst du vor mir weglaufen?“
Er klang so eifersüchtig, dass sie beinahe lächeln musste.
„Ich habe es dir doch schon erklärt“, erwiderte sie sanft. „Alles ist so schnell gegangen. Ich brauche noch ein bisschen Zeit. Wir sehen uns jeden Tag, und ich möchte etwas Abstand haben, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir heiraten. Es hat nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun. Aber ich halte es für besser, wenn ich ein bis zwei Monate nach England zurückkehre und dort alles in die Wege leite. Dann komme ich zurück.“
Sie sah ihm an, dass ihm der Vorschlag nicht gefiel. Doch es half nichts, sie hatte das starke Bedürfnis, aus diesem Traum zu erwachen und in der Wirklichkeit anzukommen, bevor sie sich für immer an Jaime band. Die kurze Trennung würde auch ihm guttun. Es erstaunte sie, wie impulsiv und vehement er ihr gegenüber reagierte. In anderen Situationen hatte sie ihn stets als besonnenen Mann erlebt.
„Du scheinst dich schon entschlossen zu haben.“
„Nach Hause zu fahren? Ja, das habe ich.“ Fest erwiderte sie seinen Blick. „Wir kennen uns noch nicht sehr gut.“
„Ich weiß, dass ich dich liebe. Und ich dachte, du empfindest dasselbe für mich.“
„Das tue ich auch.“
Seine Miene wurde etwas sanfter. „Also gut, dann reden wir morgen noch einmal darüber.“ „Oder heute Abend.“ „Nicht heute Abend“, sagte er bestimmt. „Da gehen wir aus und amüsieren uns.“ „Du wirst mich nicht dazu bringen, meine Meinung zu ändern“, sagte sie warnend. Später sollte sie sich an seinen lächelnden Blick erinnern und sich fragen, wie sie nur so naiv hatte sein können.
Auch wenn es der Wunsch der Condessa gewesen war, neue Kleider für sie zu kaufen, so hatte Shelley doch darauf bestanden, alles selbst zu bezahlen. Die meisten Sachen, die sie besaß, hatte sie fürs Büro angeschafft. Elegante Abendkleider und modische Sandaletten, das war eine ganz neue Erfahrung für sie.
Eines der neuen Stücke trug sie an diesem Abend – ein azurblaues Seidenkleid, das ihre schlanke Figur betonte, ohne zu viel zu enthüllen. Die Pailletten an ihrer Schulter funkelten im Licht, als Shelley die Treppe herunterkam. Die langen, eng anliegenden Ärmel betonten ihre schlanken Arme.
Als sie am Fuß der Treppe ankam, trat Jaime aus dem Arbeitszimmer. Bei seinem Anblick in dem eleganten Abendanzug und dem gestärkten weißen Hemd hielt sie unwillkürlich den Atem an.
„Du gefällst mir in diesem Kleid.“ Sie empfand seinen Blick wie eine verführerische Berührung und sehnte sich nach seinen starken Armen. „Die Farbe steht dir sehr gut.“
„Deine Mutter hat das Kleid ausgesucht.“
Wie förmlich wir miteinander umgehen. Vielleicht ist er genauso nervös wie ich.
„Der Wagen steht schon vor der Tür.“
Sie fuhren zum Dinner in einen der exklusivsten Klubs der Stadt, wie Jaime nebenbei bemerkte. Shelley war es gewohnt, zum Abendessen auszugehen. Das gehörte bei ihrem Job in London dazu. Dieser Abend war allerdings anders als die üblichen Geschäftsessen. Heute ging sie mit dem Mann aus, den sie liebte.
Als sie ankam, nahm er sie bei der Hand und führte sie in das Foyer. Ein Ober in weißer Smokingjacke führte sie zu ihrem Tisch, der sich in einiger Entfernung zur Tanzfläche und der kleinen Band befand, sodass sie sich ungestört unterhalten konnten. Während sie sich umsah, sprach Jaime kurz mit dem Kellner, der sich daraufhin rasch entfernte.
Die übrigen Gäste waren sehr elegant gekleidet, was ganz ihrem Eindruck von dem vornehmen Klub entsprach. Nahezu alle Frauen trugen Abendkleider und wertvollen Schmuck, die Männer Abendanzüge oder Smokings.
Kurz darauf brachte der Ober einen Eiskühler und zwei Gläser an ihren Tisch. „Ich habe Champagner bestellt“, raunte Jaime. „Ich hoffe, du bist damit einverstanden?“
Wie bei einer Hochzeit. Als sie den prickelnden goldfarbenen Champagner trank und er seine belebende Wirkung in ihr zu entfalten begann, dachte sie, das schmeckt in der Tat völlig anders als die langweiligen Schaumweine, die
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