Heiratsantrag auf Portugiesisch
alle Shelley kennenlernen. Deshalb schlage ich vor, wir halten eine Abendgesellschaft ab. Und wenn Shelley einverstanden ist, können wir bei dieser Gelegenheit auch unsere Verlobung bekannt geben.“
Erneut setzte er ihr zu. So empfand sie es zumindest. Eigentlich müsste sie sich freuen. Und ein Teil von ihr war überglücklich. Doch es gab eben auch diese nicht unterzukriegende Stimme in ihr, die sie zur Vorsicht mahnte. Warum wollte er ihre Beziehung so schnell legalisieren?
„Du tust es schon wieder“, protestierte sie.
Er saß zu ihrer Rechten, stellte sein Weinglas ab und ergriff ihre Hand. Ernst blickte er sie an. „Ich weiß, ich sollte dich nicht drängen, aber ich kann es kaum erwarten, bis du zu mir gehörst. Vielleicht solltest du nicht versuchen, vor mir zu flüchten. Schließlich sind wir Männer immer noch Jäger.“
„Und wir Frauen die Beute? Ich dachte, heutzutage sei es eher umgekehrt. Die meisten Männer scheinen nicht besonders versessen auf die Ehe zu sein.“
„Wenn es dir lieber ist, werde ich in dieser Woche nicht mehr vom Heiraten reden. Aber nur, wenn du mit mir ausgehst und dir von mir die Stadt zeigen lässt.“
Natürlich würde sie das tun. Als sie aufsah und bemerkte, wie die Condessa und Carlota sich anlächelten, überkam sie das Gefühl, dass die Verlobung bereits beschlossene Sache war. Bei diesem Gedanken verspürte sie gleichzeitig ein großes Glücksgefühl und Panik.
Nach der langen Fahrt waren alle müde und zogen sich bald zurück. Nur Jaime meinte, er wolle noch arbeiten.
Als Shelley sich gerade ausziehen wollte, klopfte es an der Tür. Ihr Herz begann zu rasen, weil sie glaubte, es sei Jaime. Als sie jedoch aufmachte, stand die Condessa vor ihr.
Auf Shelleys Aufforderung hin, kam sie herein und setzte sich in einen der Sessel. Ihr Gesicht hatte einen rosigen Schimmer, und ihre Augen leuchteten, als sie Shelley versicherte, wie glücklich sie darüber sei, sie als Schwiegertochter zu bekommen.
„Dein Vater wäre so froh darüber. Sein sehnlichster Wunsch geht nun in Erfüllung.“
Shelley straffte die Schultern. „Ich hoffe, Jaime fühlt sich nicht verpflichtet, mich zu heiraten, nur weil mein Vater es so wollte.“
Erschrocken blickte die Condessa auf. Ein leichter Schatten huschte über ihr Gesicht. „Nein … nein, natürlich nicht. Jaime hat deinen Vater sehr verehrt“, versicherte sie.
„Aber er liebt dich, das kann jeder sehen.“
Ja, er zeigte seine Gefühle für sie ganz offen. Und die Leidenschaft, die er mich spüren lässt, wenn wir allein sind, kann nicht gespielt sein, dachte sie. So weit würde die Loyalität zu ihrem Vater nicht gehen. Und was ihr Erbe anging, so wusste sie inzwischen, dass Jaime ein äußerst wohlhabender Mann war und es bestimmt nicht auf die kleine Villa und ihren Anteil am Weinbau abgesehen hatte.
Sie hatte also keinen Grund an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu zweifeln. Warum hielt sich ihre Unsicherheit ihm gegenüber nur so hartnäckig?
Die Condessa erhob sich nun, und Shelley bemerkte, dass sie sich plötzlich sehr unwohl in ihrer Haut zu fühlen schien.
„Shelley, du weißt, wir sind hier nicht in England. Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe, wenn ich sage, dass junge Frauen, selbst wenn sie verlobt sind, sich hier nicht so freizügig verhalten können, wie es im Norden Europas üblich ist. Und ich weiß auch, dass mein Sohn ein sehr leidenschaftlicher Mann ist.“ Sie blickte Shelley nun fest in die Augen und errötete leicht. „Bitte, versuche mich zu verstehen. Ich habe nicht nur auf Carlota und das Gerede der Angestellten Rücksicht zu nehmen. Viele unserer Verwandten sind in ihren Ansichten noch konservativer als ich. Ich hoffe, du hast Verständnis für meine Haltung.“
Sie sah dabei so unglücklich aus, dass Shelley ihr nicht böse sein konnte. Gleichwohl brachte sie es nicht fertig, ihrer Stiefmutter zu gestehen, wie sehr sie sich unter Druck gesetzt fühlte und dass sie sich lieber mehr Zeit für die Entscheidung gelassen hätte.
„Du darfst nicht daran zweifeln, dass Jaime sehr tief für dich empfindet“, flüsterte die Condessa und küsste Shelley auf die Wange. „Ich sehe es in seinen Augen, jedes Mal, wenn er dich anblickt.“
Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, sank Shelley erschöpft auf ihr Bett. Warum hatte Jaime seine Mutter und seine Schwester über seine Heiratspläne informiert, ohne es zuvor mit ihr zu besprechen? Er musste doch wissen, dass nun alles noch
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