Heiratsantrag auf Portugiesisch
erkennen. Bis dahin hatte ich immer geglaubt, es sei meine Schuld gewesen, dass er mich nicht gemocht hatte. Ich war eben nicht der Sohn, den er sich gewünscht hatte. Wenn er zornig war, nannte er mich einen verweichlichten Engländer. Deshalb schickte er mich auch aufs Internat.“
Er sah, wie ein Schauer Shelley durchlief, und sagte leise: „Ja, ich weiß. Unsere Kinder sollen einmal anders aufwachsen. Ich möchte, dass sie bei uns leben und in eine normale Schule gehen. Du willst doch Kinder, oder nicht?“
Sie war selbst erstaunt, wie sicher sie sich plötzlich war. „Ja, unbedingt.“ Ich will Kinder von dir, wollte sie sagen, doch sie hielt sich zurück.
„Wenn wir einen Sohn haben, möchte ich ihm gern den Namen deines Vaters geben.“
Tränen stiegen ihr in die Augen. „Das wäre sehr schön.“
„Hoffentlich mögen sie Tiere. Das war das Einzige, was meinen Vater und mich verband. Andererseits liebte er seine Polopferde nicht wirklich, und er fand, dass ich zu nachsichtig mit ihnen umging. Ich glaube übrigens, dass meine Mutter und Carlota nach Lissabon ziehen werden, wenn wir erst verheiratet sind. Sie haben hier Freunde und Verwandte. Solange dein Vater bei ihr war, fühlte Mutter sich auf dem Land wohl, aber jetzt …“
Er brauchte nicht weiterzureden. Shelley konnte sich vorstellen, wie einsam es für die Condessa auf dem Weingut sein mochte, ohne den Mann, den sie so geliebt hatte.
„Es wird kein ganz leichtes Leben für dich sein“, fuhr er vorsichtig fort. „Luisa und ihre Mutter sind zwar für den Haushalt zuständig, und ich habe Helfer für die Arbeit im Stall und in den Weinbergen, aber ich bin nicht unermesslich reich. Arm allerdings auch nicht. Das Weingut wirft jedes Jahr mehr ab, und wir werden immer gut leben können.“
„Ich brauche nicht viele Angestellte und möchte auch nicht bedient werden“, beruhigte sie ihn. „Ich will meinen Haushalt selbst führen und mich um meine Kinder kümmern.“
„Und das sollst du auch.“ Mit seiner Hand, die noch auf ihrer lag, führte er nun ihre Finger an seine Lippen.
„Du weißt, was ich jetzt am liebsten täte“, flüsterte er. „Lass mich nicht zu lange warten, Liebste. Ich bin nicht besonders geduldig, und in meinem Bett ist es nachts sehr einsam und kalt.“
Lebhafte Bilder zogen in ihrer Vorstellung vorbei, und ihr Atem geriet merklich aus dem Takt. Warum zögerte sie noch? Sie wusste, dass sie ihn fast bis zum Wahnsinn liebte. Er erwiderte ihre Liebe und wollte sie heiraten. Die Sehnsucht nach ihm überkam sie so stark, dass sie es nicht länger aufschieben wollte. Heute sollte es passieren, jetzt, an diesem Nachmittag.
Ohne ihn anzublicken, sagte sie zögernd: „Wir müssen doch nicht warten, oder? Wir könnten in deine Wohnung gehen …“
Ein kurzes, angespanntes Schweigen folgte, und als sie aufsah, hatte er die Lippen fest zusammengepresst. „Nein, das können wir nicht“, erwiderte er nach kurzem Schweigen.
Die Kälte in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken. Er hatte sie abgewiesen. Die Demütigung vernichtete alles, was sie an Selbstbewusstsein langsam aufgebaut hatte.
„Sieh mich doch nicht so an.“ Er klang nun milder. „Ich kann dich nicht einfach mit in meine Wohnung nehmen, so als hätten wir nur eine flüchtige Affäre miteinander. Dein Vater …“
Sie starrte ihn an. „Warum willst du mich eigentlich heiraten? Ist es wegen meines Vaters?“
„Natürlich nicht. Wie kommst du darauf? Aber dein Vater hat etwas damit zu tun, dass ich nicht mit dir schlafen kann, solange wir nicht verheiratet sind. Weißt du denn nicht, wie oft ich mir vorstelle, dich nackt in den Armen zu halten, dir Lust zu bereiten? Doch selbst wenn ich den Gedanken an deinen Vater beiseiteschieben würde, so wärst du noch immer Gast im Hause meiner Mutter. Und darüber kann ich mich nicht hinwegsetzen. Wenn wir erst verheiratet sind, das verspreche ich dir, wird ein Blick von dir genügen, und ich bin bei dir.“
Schon jetzt brauche ich bloß seine tiefe Stimme zu hören, und ich fühle, wie ein Prickeln durch meinen ganzen Körper rieselt, dachte Shelley.
„Anscheinend hatten wir gerade unseren ersten Streit.“ Die Verärgerung war aus seinem Blick gewichen. „Ich möchte dich heute Abend zum Essen ausführen und danach mit dir tanzen gehen. Dann kann ich dich zumindest in den Armen halten. Ist dir aufgefallen, dass meine Mutter uns kaum noch aus den Augen lässt?“
Es war ihr aufgefallen, und sie musste ein
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