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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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weil sie seine Patin ist, er verbrachte eine ganze Woche in der Harley Street, und man zeigte ihm wirklich alle Sehenswürdigkeiten - stimmt's, Harry?"
    Er schnitt eine Grimasse. „Jetzt aber Schluss, Freddy! Gott, hat mich der Onkel herumgeschleppt, und zu den langweiligsten Sachen! Denn ich habe nämlich sehr viel dazugelernt, seit ich in Oxford bin, und ich will euch gleich eines nennen, was mir nicht gefallt, und das ist dieses Haus!"
    „Stimmt, uns auch nicht, aber trotz seiner schäbigen Möbel und seiner nicht gerade noblen Lage gelingt es uns doch, uns in den ersten Kreisen zu bewegen, versichere ich dir!"
    „Das weiß ich, und auch das gefallt mir durchaus nicht. Es war dieser Kerl, Alverstoke, der das ermöglicht hat, oder? Ich habe in meinem Leben noch nie von ihm gehört, bis du mir schriebst, er sei ein Vetter von uns. Aber das eine kann ich dir sagen - jetzt weiß ich sehr viel über ihn, und ich muss sagen, Frederica, ich kann einfach nicht verstehen, wie du dazu kommst, dich unter seinen Schutz zu stellen.
    Du bist doch sonst nicht so dumm?"
    „Aber Harry, was meinst du damit?", rief Charis. „Er ist so nett und gefällig! Du kannst unmöglich eine Ahnung haben!"
    „Oh, wirklich, kann ich das nicht?", erwiderte er. „Na, da schneidest du dich, denn ich habe sie. Nett und gefällig! Ich muss schon sagen!"
    „Ja, und besonders zu den Jungen! Glaubst du, dass er sehr förmlich ist? Das scheint nur so. Ich weiß, manche Leute sagen, er sei ekelhaft hochnäsig, und es liege ihm nur etwas an seinem eigenen Vergnügen. Doch das stimmt nicht, nicht wahr, Frederica? Stell dir nur vor, er hat Felix durch diese ganze Gießerei geführt und es arrangiert, dass der Kleine das Neue Münzamt sehen konnte - abgesehen davon, dass er Jes-samy dieses wunderschöne Pferd reiten lässt!"
    „Lord Alverstoke war Papa verpflichtet", bemerkte Frederica kühl. „Deshalb hat er zugestimmt - und nicht gerade sehr bereitwillig! -, unseren Vormund zu spielen."
    „Vormund? Mein Vormund jedenfalls ist er nicht!", unterbrach sie Harry aufgebracht.
    „Aber sicher nicht. Auch der meine nicht! Wie könnte er das, da wir doch beide volljährig sind?"
    „Ja, nun - oh, das verstehst du nicht!"
    „Ich versichere dir, ich verstehe es schon. Man hat dir erzählt, dass er ein entsetzlicher Wüstling sei ..."
    „Was, wirklich?", warf Charis mit großen Augen ein. „Ich hätte gedacht, ein Wüstling sei ganz anders! Und ich weiß, dass sie ganz anders sind. Sie versuchen zu flirten und sagen Dinge, dass man rot wird - und oh, du weißt doch, Frederica! Vetter Alverstoke ist überhaupt nicht so! Ja, mir kommt er oft schrecklich streng vor."
    „Stimmt, er predigt ewig Anstand und schilt einen, wenn man sich nicht benimmt, als wäre man gerade erst dem Schulzimmer entwischt", bestätigte Frederica ziemlich empört. „Beruhige dich, Harry! Welchen Ruf Alverstoke auch haben mag, was uns betrifft, hegt er keine unanständigen Absichten. Und wir debütierten auch nicht unter seinem Schutz. Es stimmt, dass er uns zu einem Ball eingeladen hat, den er zu Ehren seiner Nichte gab, aber es war seine Schwester Lady Buxted, die uns lancierte, wie man so sagt."
    Er sah keineswegs völlig beruhigt drein; doch da gerade Jessamy hereinkam, konnte man das Thema fallen lassen. Jes-samy sah ernst drein, als er den Grund für Harrys Ankunft erfuhr, sagte aber nur, als er gewarnt wurde, dass sein älterer Bruder keine Standpauke von ihm dulden wolle: „Ganz bestimmt nicht!"
    „Und auch keine deiner Moralpredigten!", fuhr Harry fort und beäugte ihn etwas misstrauisch.
    „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich habe kein Recht, Moralpredigten zu halten", antwortete Jessamy seufzend.
    „He, hallo, was soll das?", fragte Harry. „Erzähl mir nur ja nicht, dass vielleicht du Jux und Tollerei angestellt hast, du alte Trauerweide?"
    „Etwas ziemlich Ähnliches", bekannte Jessamy bedrückt, und die Szene am Piccadilly stand ihm noch lebhaft vor Augen.
    Doch dagegen verwahrten sich seine Schwestern, und als sie Harry die Geschichte von dem Laufrad erzählten und er vor Lachen brüllte, dachte Jessamy allmählich, dass die Sache schließlich doch nicht so schlimm gewesen sei, und war sogar imstande, selbst ein bisschen mitzulachen und Harry von der großartigen Fortsetzung des Abenteuers zu erzählen. Er verweilte dabei mit so viel Ausführlichkeit auf den Punkten der einzelnen Reit- und Kutschpferde Alverstokes, dass sich die Damen bald verschiedener

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