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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Aufgaben anderweitig im Haus erinnerten und sich zurückzogen.
    Als man das Thema gründlich erörtert hatte, gab Harry zu, dass es sicherlich sehr schön von dem Marquis war, Jessamy seine Reitpferde zur Verfügung zu stellen, und machte seinem Bruder die Freude, hinzuzufügen: „Nicht, dass er etwas zu befürchten hätte. Das eine muss ich zu deinen Gunsten sagen, Kleiner - du hast einen so anständigen Sitz und eine so leichte Hand wie nur irgendeiner, den ich kenne."
    „Ja, aber das hat er doch nicht gewusst!", rief Jessamy naiv.
    Harry grinste, enthielt sich aber einer Bemerkung. Man wusste nie, wie Jessamy es aufnahm, wenn man ihn zum Narren hielt, und Harry hielt es für unter seiner Würde, den Jungen zornig zu machen. Außerdem wollte er mehr über den Marquis erfahren. Jessamy war sechs Jahre jünger, doch Harry hatte großen Respekt vor seinem Urteil und verließ sich etwas kleinmütig auf seine Fähigkeit, Schwächen moralischer Art zu entdecken. Wenn Jessamy sich irrte, dann nicht nach der toleranten Seite.
    Uber den Marquis hingegen wusste Jessamy nur Gutes zu sagen. Er verstand Harrys Besorgnisse und gestand, sich zuerst auch gefragt zu haben, ob wohl Alverstoke beabsichtigte, hinter Charis herzulaufen. „Aber nichts dergleichen. Er scheint sie gar nicht zu beachten. Er nahm sie zwar einmal auf eine Fahrt in den Park mit, aber Frederica erzählte mir, er habe das nur als eine Art Warnung für irgendeinen grässlichen alten Klepper getan, der sich um sie bemühte, und er schickt ihr keine Blumen und ist auch nicht ewig bei uns hier wie Vetter Endymion!"
    „Vetter wer?", fragte Harry.
    „Endymion. Nun ja, so nennen wir ihn, und Frederica sagt, wir seien irgendwie mit ihm verwandt. Er ist der Erbe Vetter Alverstokes und bei den Life Guards. Der ist ganz schön hinter Charis her - doch seinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er ist ein großgewachsener Kerl mit einem Ochsenhirn - überhaupt harmlos
    -, aber, Gott, was für ein stumpfsinniger Bursche! Dann ist noch Vetter Gregory da -
    einer der Neffen Alverstokes und Vetter Buxted. Der kommt jedoch Fredericas wegen, um ihr schöne Augen zu machen. Und ..."
    „Hallo - wie viele denn noch?", unterbrach ihn Harry erschrocken.
    „Ich weiß nicht genau. Es ist komisch, dass man plötzlich Dutzende Vettern haben soll, von deren Existenz man nie wusste, stimmt's?"
    „Verdammt komisch!"
    „Ja schon, aber sie sind wirklich Vettern, oder jedenfalls Verwandte von uns - sie bestätigen es."
    Harry schüttelte den Kopf, meinte aber: „Nun, ich nehme an, es ist alles völlig in Ordnung. Hast du gesagt, dass sich einer von ihnen ausgerechnet um Frederica bewirbt?"
    „Ja, das ist der größte Witz!", antwortete Jessamy, die Ungläubigkeit seines Bruders voll anerkennend. „Und das Schönste daran - er ist so todlangweilig, dass ..." Er unterbrach sich stirnrunzelnd. „Ich sollte das nicht über ihn sagen", sagte er. „Er ist ein äußerst achtbarer Mann. Auch nett, und denkt genau, wie es sich gehört. Nur manchmal lässt er
    einen wünschen, einfach auf und davon zu gehen und etwas anzustellen, wenn er anfängt, Moralpredigten zu halten. Ich weiß, es ist unrecht von mir, aber das lässt mich verstehen, was Vetter Alverstoke meinte, als er sagte, ich werde ein besserer Pastor, wenn ich in Klemmen gerate."
    Diese Enthüllung gefiel Harry besser als alles, was Jessamy bisher zugunsten des Marquis gesagt hatte. Er erklärte, er wolle den Lord unbedingt kennenlernen, und ging sogar so weit zu sagen, es klinge ja, als hätte Alverstoke eine Menge Verstand.
    „Nun, bestimmt wirst du die Mädchen zu Bällen begleiten, daher wirst du ihn ja kennenlernen müssen."
    „Die Mädels zu Bällen begleiten?", wiederholte Harry entsetzt. „Nein, beim Jupiter, das werde ich nicht tun."

    Nichts konnte ihn von diesem Entschluss abbringen. Auf die Überredungsversuche seiner Schwestern antwortete er, dass ihm sein Abendanzug zu klein geworden sei und er verflixt sein wolle, wenn er seine Moneten für eine neue Ausstattung verschwendete; dass ihn vermutlich sein Freund Barny voll in Anspruch nehmen würde; dass er meine, er könne eigentlich auf einen Sprung nach Herefordshire fahren, nur um sich zu überzeugen, dass in Graynard alles gut im Schuss sei; und als letztes und triftigstes Argument, er sei ein so schlechter Tänzer, dass er ihnen nur Schande machen würde, wenn sie ihn zu einer ihrer Unterhaltungen schleppten.
    Sie waren enttäuscht, doch nicht

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