Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
wunderschönen Kamel als Schwägerin behaftet siehst!" Sie bemerkte, dass diese Worte Eindruck gemacht hatten, und fuhr triumphierend fort: „Wie ist es möglich, dass es dir, die du dich für so intelligent hältst, entgangen ist, dass Vernon gestern Abend seine Augen kaum von ihr wandte?"
    Lady Jevington öffnete den Mund, schloss ihn wieder, und nachdem sie ihre Schwester ungläubig angestarrt hatte, fand sie die Worte: „Du bist ein Narr, Louisa!"
    Zur gleichen Zeit begrüßten die Damen Merriville, weit entfernt von allem matrimonialen Denken, herzlich das Haupt der Familie, freudig erregt und staunend über dessen unerwartete Ankunft in der Upper Wimpole Street. Sie umarmten und küssten ihn, drängten ihn in den bequemsten Sessel im Salon, kümmerten sich um Erfrischungen für ihn und begrüßten sein plötzliches Auftauchen mit allem liebevollen Entzücken, das von zwei liebenden Schwestern zu erwarten war.

    Natürlich war es wieder Frederica, die schnell auf die Erde zurückfand und wissen wollte, was Harry nach London geführt habe. Er stärkte sich mit einem Schluck aus dem Deckelkrug, den sie ihm eben gereicht hatte, begegnete ihrem ängstlichen Blick mit einem gewinnenden Grinsen und erklärte: „Oh, ich bin relegiert worden!"
    „Harry - nein!", rief sie ärgerlich.
    „Ja, doch - und Barny auch! Du weißt ja - Barny Peplow, ein besonders guter Freund von mir - eine tolle Kanone!"
    Sie hatte bisher noch nicht den Vorzug gehabt, Mr. Peplow kennenzulernen, aber das begeisterte Lob ihres Bruders für diesen jungen Herrn hatte sie schon seit Langem mit schlimmer Ahnung erfüllt. Es war jedoch Charis, die Harry reizte, indem sie zwar sanft, doch betroffen hervorstieß: „O Himmel! Was kann man da machen?"
    „Nichts. Du Gans!", erwiderte Harry ungeduldig. „Ihr beide braucht nicht so belämmert dreinzuschauen! Man könnte meinen, dass ich endgültig hinausgeworfen worden sei. Natürlich nicht - nur bis zum Ende dieses Semesters!"
    „Aber warum, Harry?", fragte Frederica, durchaus nicht beruhigt.
    Er lachte. „Oh, nichts Besonderes! Nur ein bisschen Spektakel! Und wir beide waren nicht die Einzigen dabei. Es war nämlich so, dass wir ziemlich gut aufgelegt waren. Es war nach der Geburtstagsfeier des guten alten George - George Leigh, meine ich, obwohl ihr den auch nicht kennt, oder? Ein prima Bursche! Daher gab es ein bisschen Jux und Tollerei -und so war es auch. Nichts, weshalb ihr euch gleich fürchterlich aufregen müsst, versichere ich euch!"
    Da Fredericas ängstliches Gemüt seiner schlimmsten Befürchtungen entledigt war, gab sie sich damit zufrieden und stellte ihm keine weiteren Fragen, da sie nur zu gut wusste, dass sie ihn damit nur reizen würde. Die Erfahrung hatte sie ferner gelehrt, dass sie zwar Schuljungenstreiche verstand und duldete, jedoch nie verstehen würde, was Harry und seine Freunde so Lustiges an ihren Zechereien fanden, die unvermeidlich mit einer von ihm so bezeichneten „Runde" oder - wie sie vermutete
    - Feier bei Wein begannen und mit
    einem ebenso sinnlosen wie zerstörerischen groben Unfug endeten.
    „Praktisch genommen", sagte Harry erfinderisch, „habe ich schon seit einiger Zeit daran gedacht, dass ich eigentlich herkommen sollte, einfach nur, um mich zu überzeugen, dass hier alles in Ordnung ist. Man kann nie wissen, ob ihr nicht in eine Klemme geratet, und schließlich bin ich ja das Familienoberhaupt!"
    Charis kicherte, aber Frederica antwortete bewegt: „Wie lieb von dir, Harry!
    Natürlich war es geradezu deine Pflicht, dich religieren zu lassen!"
    „Also Freddy ...!", wandte er ein, die Lippen unwillkürlich vor Lachen zitternd. „Das habe ich wieder nicht behauptet!"
    „Und ich glaube, das kannst du auch wirklich nicht!", fiel Charis ein, höchst belustigt von diesem Wortwechsel. „Wenn wir schon seit mehr als einem Monat in London leben und es nur noch wenige Wochen bis zum Semesterende sind! Was für ein Baron Münchhausen du doch bist, du liebstes, schrecklichstes Geschöpf!"

    Er lächelte zurück, meinte jedoch: „Aber ich glaube wirklich, ich sollte ein bisschen auf euch alle aufpassen. Ihr habt alle keinen Durchblick, und ihr wart ja noch nie vorher in London."
    „Ich muss zugeben, darin hast du uns etwas voraus", stimmte ihm Frederica zu.
    „Heiliger Himmel, wann war denn Harry in London?", fragte Charis in unschuldiger Überraschung.
    „Ich kann mich nicht genau erinnern, aber vor einigen Jahren. Tante Scrabster hatte ihn eingeladen,

Weitere Kostenlose Bücher