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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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führt! Nicht, dass ich erst zu fragen brauchte! Auf wie lange hat man Sie denn fortgeschickt?"
    Da sein Ton nichts als mitfühlendes Interesse enthielt, sah Harry keinen Grund, Anstoß zu nehmen, und antwortete mit seinem freimütigen, anziehenden Lächeln:
    „Oh, nur für den Rest des Semesters, Sir. Es war nichts - nur Spaß und Ausgelassenheit. Aber der Alte war schlecht aufgelegt und ist eklig geworden. Doch ich halte Sie auf - vielleicht haben Sie eine Verabredung?"
    „Ganz unwichtig", antwortete der Marquis, übergab Hut, Handschuhe und Stock dem Lakaien und ging in die Bibliothek voraus. „Sie sollen ein Glas Sherry mit mir trinken und mir erzählen, wie ich Ihnen zu Diensten sein kann."
    „Guter Gott, Sir, überhaupt nicht!", rief Harry entsetzt. „Mir scheint, Sie haben bereits sehr viel für meine Familie getan. Ich bin nur gekommen, um Ihnen für Ihre freundlichen Dienste zu danken."
    „Wie höflich von Ihnen! Aber bitte, tun Sie das nicht."
    „Na ja, alles schön und gut", wandte Harry ein. „Aber ich kann beim besten Willen nicht einsehen, wieso wir den geringsten Anspruch an Sie hätten, Sir!"
    „Sie vergessen unsere Verwandtschaft."
    „Ums Vergessen geht es gar nicht, denn ich habe nie von ihr gewusst", stellte Harry rundheraus fest. „Frederica behauptet, Sie seien unser Vetter, aber mir schwant so etwas, dass sie schwindelt!"
    „Sie tun ihr unrecht. Unsere Verwandtschaft ist vielleicht etwas entfernt, doch wir -
    äh - treffen uns irgendwo im Stammbaum, versichere ich Ihnen."
    „Na ja, das kann schon sein", räumte Harry zweifelnd ein. „Ich persönlich habe mich nie sehr für unseren Stammbaum interessiert, aber natürlich weiß ich, dass jeder von uns
    eine Menge Verwandte hat, die man nie im Leben kennenlernt."
    „Und einige von ihnen sind so verdrehte Schrauben", murmelte Seine Lordschaft.
    „Ja, beim Zeus, nicht wahr?", rief Harry temperamentvoll aus. Bei dem spöttischen Blick des Marquis brach er in Gelächter aus. „Sie meine ich nicht, Sir! Wie könnte ich! Aber denken Sie bloß an meine Tante Seraphina! Nicht, dass sie eine unbekannte Verwandte wäre - ich wünschte nur zu Gott, sie wäre es! Ich vermute, Sie haben sie kennengelernt?"
    „Ja, und Sie haben mein ganzes Mitgefühl."
    Harry nickte, meinte aber: „Na ja, den Mädchen gegenüber ist sie nicht übel, und irgendjemanden müssen sie ja haben, der die Anstandsperson spielt, nehme ich an."
    Er wartete, als Wicken hereinkam und ein reich gebosseltes Silbertablett neben seinen Herrn niederstellte. Als Harry jedoch ein Glas Sherry von seinem Gastgeber entgegengenommen hatte, fuhr er fort: „Die Sache ist nämlich so, Sir: Wenn wir nur entfernt verwandt sind, dann besteht kein einziger Grund, warum Sie von einem von uns belästigt werden sollten. Und es passt mir überhaupt nicht, dass meine Schwester Frederica Sie da hineingejagt hat. Worauf ich", fügte er schlau hinzu,
    „wetten könnte, dass sie es getan hat!"
    „O nein!", antwortete Seine Lordschaft. „Ich nehme an, Sie wussten nicht, dass ich Ihrem Vater zu Dank verpflichtet bin."
    „Nein", bekannte Harry.
    „Wie können Sie auch?", sagte Seine Lordschaft mit dem liebenswürdigen verwirrenden Lächeln.
    Schon wollte Harry fragen, wie es eigentlich seinem unberechenbaren Vater gelungen war, sich diesen fraglos gerissenen Mann zu verpflichten, aber das Lächeln warnte ihn, dass eine solche Erkundigung eine Unverschämtheit gewesen wäre; also hielt er sich zurück. Nachdem er jedoch etwas
    Sherry getrunken hatte, fing er sich wieder, warf den Kopf leicht zurück und stellte fest: „Wie dem auch sei, Sir, ich fühle mich Ihnen gegenüber in großer Schuld. Nicht nur deshalb, weil Sie meine Schwestern in der Gesellschaft fördern, was -was ich Ihnen nicht vergelten kann -, sondern auch, weil Sie meinem kleinen Bruder so nett beigesprungen sind. Diese Schuld kann ich zurückzahlen und ... und möchte das auch sofort tun. Ja, das ist zum Teil der Grund meines Besuches. Wollen Sie mir daher bitte sagen, was Sie seinetwegen ausgelegt haben?"
    „Ich fürchte, da werden Sie mich entschuldigen müssen", antwortete Seine Lordschaft. „Erstens weiß ich es nicht - die Sache hat mein Sekretär in Ordnung gebracht -, und zweitens habe ich Jessamy die Summe, wie viel sie auch betragen haben mag, unter bestimmten Bedingungen geliehen."
    „Sicher, Sir - das hat er mir erzählt, und ... und ich bin Ihnen dafür ungemein verbunden! Warum eigentlich der Einfaltspinsel sein

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