Heiratsmarkt
Eindruck. Und wenn du geglaubt hast, ich hätte etwas gegen die Ausgabe gehabt, dann irrst du dich gewaltig!"
Sie versicherte ihm, dass sie nicht daran gedacht hatte, und schwieg.
Sein etwas kritischerer Bruder Jessamy war keineswegs so duldsam. Er weigerte sich nicht nur, auch nur das geringste Interesse für Harrys nettes Paar Waliser Braune aufzubrin-gen, sondern verurteilte deren Anschaffung auch so eindeutig, dass nur Harrys Sinn für Anstand ihn davor zurückhielt, ihm eine Ohrfeige zu verpassen.
Danach sah seine Familie wenig von Harry. Sein neues schickes Gefährt ermöglichte es ihm leicht, an vielen Rennen und mehreren Faustkämpfen teilzunehmen, die diskreterweise außerhalb der Stadt, jedoch an so leicht zugänglichen Orten wie Moulsey Hurst oder Copthall Common abgehalten wurden.
Der Marquis erfuhr von dem Streit und der sich daraus ergebenden Kühle zwischen den Brüdern. Er hatte Jessamy ein-, zweimal eingeladen, mit ihm im Park zu fahren, und bei einer dieser Gelegenheiten waren sie Harry begegnet, der die Gangart seines prima Paares ausprobierte. Der Marquis hatte gesagt: „Zwei sehr Ordentliche! Hast du sie schon kutschiert?"
„Nein. Und ich gedenke es auch nicht zu tun", hatte Jessamy mit bedrohlich blitzenden Augen geantwortet. „Harry weiß recht gut, was ich von diesem auffallenden Paar halte!"
„Ich bin da nicht so gut unterrichtet - was hältst du wirklich davon?"
Das genügte. Jessamy erklärte es ihm in sehr klaren Worten. Er war im Allgemeinen zurückhaltend bis zur Starrheit, hatte aber seit Langem aufgehört, Seine Lordschaft in einem anderen Licht als dem eines nahen und vertrauenswürdigen Verwandten zu sehen. Und er hoffte, Vetter Alverstoke würde Harry wegen seiner rücksichtslosen Verschwendung abkanzeln. „Weil er sich nicht einen Pfifferling um das kümmert, was ich sage!", schloss er bitter.
„Ich glaube nicht, dass er das tut. Es spricht sehr für seine Geduld, dass du nicht etliche - hm - Strafpredigten bekommen hast!", hatte Alverstoke gesagt und mit der Spur eines neckenden Blicks lächelnd hinzugefügt: „Wie würde es denn dir passen, wenn Felix dich abkanzeln würde?"
Jessamy war hitzig errötet und hatte verlegen dreingeschaut. Doch nach einem Augenblick hatte er geantwortet: „Schön, Sir. Ich hätte es nicht sagen sollen. Aber ...
aber es hat mich so sehr gereizt, dass ich nicht wusste, wie ich den Mund hätte halten sollen. Frederica hat leicht reden, dass er ein Recht hat, zu tun, was ihm gefällt, aber ich glaube, er sollte überlegen, wie er ihr am besten helfen könnte, statt das Bargeld für sein eigenes Vergnügen zu verschwenden!"
Der Marquis sympathisierte stark mit diesem Gefühl, sagte es aber nicht und zog es vor, Jessamys Wut zu dämpfen und ihn darauf hinzuweisen, dass der Ankauf eines Karriols und eines Paars Pferde wohl kaum die ganze Familie ruinieren würde.
Das war seine aufrichtige Meinung, und er glaubte auch nicht, dass sich Frederica über Harrys Ausbruch einer leichten Verschwendungssucht besonders aufregte.
Dass ihr aber irgendetwas Angst bereitete, war ziemlich sicher. Und da es für ihn zu einem fast unvernünftigen Grad wichtig wurde, dass nichts sie bekümmern durfte, machte er sich an die Aufgabe, herauszufinden, was die Spur eines bekümmerten Blicks in ihre Augen gebracht hatte. Eines Abends lud er die Schwestern Merriville, Mylord und Lady Jevington und Mr. Peter Navenby als seine Gäste in die Oper ein und hielt im Geist seine Schwester Louisa und ihren prosaischen Sohn in Reserve, falls Augusta seine Einladung ablehnen sollte. Das tat sie jedoch nicht, was ihn und noch mehr ihren sanften Gatten etwas überraschte, da die Jevingtons ebenfalls eine Loge in der Oper gemietet hatten.
Es hätte daher keine einwandfreiere Gesellschaft geben können als die Seiner Lordschaft, und nichts hätte genauer berechnet sein können, selbst den Misstrauischsten zu überzeugen, dass er bloß die Pflicht eines Vormunds erfüllte, als das höfliche, aber ziemlich gelangweilte Betragen Seiner Lordschaft. Es war sehr einfach für ihn, Frederica während der
Pause in ein Gespräch zu verwickeln, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Er brauchte sich mit ihr nur in den Hintergrund der Loge zurückzuziehen, um Platz für jene Verehrer Charis' zu machen, die sich einzufinden wagten. Er sagte: „Ich hoffe, Sie sind mit mir zufrieden. Ich werde mich für sehr schlecht behandelt halten, wenn ich nicht einen glühenden Ausdruck Ihrer Dankbarkeit
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