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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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auch für Harry interessieren - der ja nicht einmal einen falschen Anspruch darauf erheben kann, Ihr Mündel zu sein -, aber ich danke Ihnen dafür."
    Er hätte ihr sagen können, warum er es sich so angelegen sein ließ, sich auch für Harry zu interessieren, tat es jedoch nicht, weil er vor dem zurückschreckte, was der Liebeserklärung gefährlich nahe kam, die er nicht zu machen entschlossen war. Sie war ein liebes Ding, aber er hatte keine Absicht, sich zu binden, und um nichts in der Welt wollte er ihr den leisesten Schmerz einer Demütigung verursachen. So dachte er zumindest. Erst später, als er über sich selbst nachgrübelte, erkannte er, dass es noch einen zweiten Grund für seine Zurückhaltung gab: Er hatte Angst gehabt, sie ganz zu verlieren. Er erinnerte sich, dass er ihr einmal die Hand geküsst hatte und dass selbst dieses kleine Zeichen der Ehrerbietung sie veranlasst hatte, sich von ihm zurückzuziehen. Er hatte seine Stellung fast sofort wieder zurückerobert, doch in der Aufnahme herzlicher Beziehungen war ihrerseits nie eine Andeutung gewesen, dass sie mehr als Freundschaft von ihm haben wollte.
    Das war ein neues Erlebnis für ihn. Es waren ihm so viele Fallen gestellt, so viele Winke gegeben worden, dass es ihm noch nie eingefallen wäre, seine Werbung könne einer Dame, die er mit einem Antrag zu beehren beliebte, nicht genehm sein.
    Aber Frederica war keineswegs hinter ihm her. Er war ganz sicher, dass sie ihn, oder irgendeinen anderen, nie um des Ranges oder Reichtums willen heiraten würde. Er war dagegen weit davon entfernt, sicher zu sein, ob sie ihn um seinetwillen genügend gernhatte, um einen Antrag von ihm anzunehmen. Heilsam!, dachte er mit einem schiefen Lächeln und fragte sich plötzlich, ob ihn die Leichtigkeit, mit der er Mrs. Parracombe, die blendende Mrs. Ilford und ein Dutzend anderer erobert hatte, in einen verächtlichen Stutzer verwandelt habe, der sich für unwiderstehlich hielt.
    Einige Tage später versuchte er noch immer, den wahren Stand seines eigenen und Fredericas Gemütes zu ergründen, als er eines Abends in der Dämmerung heimkam und die Halle mit Koffern und Hutschachteln vollgestellt fand. Die beiden Lakaien waren eben auf halbem Weg die Treppe empor und schleppten einen mit Schnüren gebundenen Koffer, und sein Butler trug einen Ausdruck väterlichen Wohlwollens zur Schau.
    „Was, zum Teufel ...?", fragte der Marquis.
    „Es ist Mylady Elizabeth, Mylord", erklärte Wicken und nahm ihm Hut und Handschuhe ab. „Ganz wie in alten Zeiten! Sie ist vor nicht einmal zwanzig Minuten angekommen."
    „Oh, wirklich?", entgegnete Seine Lordschaft ein wenig grimmig.
    Eben da tauchte Lady Elizabeth - jene arme Eliza, die einen bloßen Mr. Kentmere geheiratet hatte - aus der Bibliothek auf, noch im Reiseanzug, und sagte äußerst liebenswürdig: „Ja, lieber Vernon - wirklich! Aber du musst keinesfalls in Entzücken ausbrechen! Das ist durchaus nicht das Wahre. Außerdem weiß ich ja von selbst, wie entzückt du sein dürf-test.

    Sie schlenderte auf ihn zu, während sie sprach, eine hoch aufgeschossene, schlanke Frau. „Welch eleganter Aufzug!", bemerkte sie und lachte ihn an. „Alles an dir ist prima!"
    „Ich wollte, ich könnte das Kompliment zurückgeben!", erwiderte er und küsste sie leicht auf die ihm hingehaltene Wange. „Was für ein Witz von einem Hut! Du schaust wie eine Landpomeranze aus, Eliza! Was führt dich nach London?"
    „Mein Witz von einem Hut, natürlich. Ich muss ... ich muss mir unbedingt einen neuen kaufen!" Sie fügte sehnsüchtig hinzu: „Wenn ich mir doch bloß auch ein neues Kleid dazu kaufen könnte - mein lieber, lieber Bruder!"
    Da das Einzige, was ihren Eltern den bloßen Mr. Kentmere in irgendeiner Beziehung annehmbar gemacht hatte, sein äußerst ansehnliches Vermögen gewesen war, ließ sich der Marquis nicht täuschen. Er drängte sie in die Bibliothek und sagte, während er die Tür schloss: „Versuch doch, dich wenigstens ein bisschen zu benehmen, Eliza!"
    Sie lachte. „Als wüsste Wicken nicht alles über uns, was es zu wissen gibt. Wie geht es denn übrigens unserer lieben Schwester Louisa?"
    „Ihr Anblick - und Getöse - wurde mir schon seit einer Woche erspart." Er sah sie prüfend aus schmalen Augen an. „Abgesehen von dem Hut - was führt dich wirklich nach London?"
    „Von Hüten kann man nicht absehen", wandte sie ein. „Ich muss auch sonst eine neue Garderobe haben und mich auf den Stand der derzeitigen Mode

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