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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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verschwendet wurde. Er war in solchen Dingen zu versiert, um nicht zu erkennen, dass auch Charis Kleider trug, die erfinderisch geändert worden waren, um neu auszusehen, doch er nahm -durchaus ungerechterweise - an, die geschickte Hand wäre die Fredericas gewesen. Ja, er ging so weit, dass er sie sich vorstellte, wie sie über ihrer Stichelei saß, bis die Kerzen in den Haltern heruntergebrannt waren. Hätte man ihm erzählt, dass die Plackerei und die Einfälle der jüngeren Schwester zugeschrieben werden mussten - nur hielt es Charis nicht für Plackerei -, wäre er bis zur Ungläubigkeit verblüfft gewesen, denn er war seit Langem überzeugt, dass Charis nichts besaß, das für sie sprach, als ihre unleugbare Schönheit. In den voreingenommenen Augen Seiner Lordschaft ging ihr das ab, was die elegante Welt das gewisse Etwas nennt, das, mit einem Wort, Qualität bedeutet und Frederica auszeichnete. Sie zeigte sich, dachte er, in allem, was Frederica tat: von der Haltung, mit der sie ihre aufgefrischten Kleider trug, bis zu der Sicherheit, mit der sie Besucher in dem schäbig-noblen, für die Season gemieteten Haus empfing. Aber er wollte sie von der Upper Wimpole Street weghaben und in eine Umgebung verpflanzen, die ihrer würdiger war, sie mit allem ausgefallenen Luxus umgeben und mit genügend Taschengeld, damit sie imstande war, ein neues Kleid zu kaufen, wann immer sie Lust dazu verspürte. Aber bei all seinem Reichtum war die einzige Hilfe, die er ihr zu bieten vermochte, die Tilgung von Jessamys und Lufras geringfügigen Schulden! Es bestand zwar die Möglichkeit, dass ihm die Gelegenheit geboten würde, ihr weiterhin Hilfe der gleichen Art zu bieten, doch selbst das würde noch weit hinter dem zurückbleiben, was er gern für sie getan hätte.
    Sein Blick verfinsterte sich. Dieser älteste Bruder von ihr würde sich wohl höchstwahrscheinlich eher als Last denn als Unterstützung für sie erweisen. Der Junge war harmlos, aber wenn er auch nicht so leichtlebig wie sein Vater war, so besaß er doch genauso wenig Verantwortungsgefühl. Er würde sich wahrscheinlich in ein, zwei Jahren fröhlich auf seinem Gut in Herefordshire niederlassen. Derzeit war er jedoch geneigt, sein erstes Austoben in London zu genießen, und die Führung des Haushalts, die Lenkung seiner jüngeren Brüder und alle Probleme, die mit einer Familie in angespannter finanzieller Lage zusammenhängen, in Fredericas fähigen Händen zu belassen. Der Marquis hatte ihn unauffällig im Auge behalten, und er glaubte, es würde nicht lange dauern, bis Harry in Schulden geriet. Zum Glück schien er nichts für das Spielen übrig zu haben, sodass die Fallensteller für Beaux auf Ausschau nach wohlhabenden Neulingen vom Lande ihre Köder vergeblich auswarfen und sehr bald um einer lohnenderen Beute willen von ihm abließen.
    Pferde hingegen waren etwas ganz anderes. Wenn man ein gutes Urteil über Pferde besaß - und darauf war Harry stolz -,
    ihre Form studierte, ein Auge auf den Buchmacher hielt, um zu sehen, wie die Wetten standen, sorgfältig beobachtete, wie die Dandies des grünen Rasens ihr Geld beim Tattersall setzten, und wusste, wann man abschwenken musste, dann bestand alle Möglichkeit, dass man gut wegkommen konnte. Am Montag nach seiner Ankunft in London war er mit Mr. Peplow zum Tattersall gegangen und wurde daraufhin ein häufiger Besucher des Wettbüros. Da er den Sport um seiner selbst und nicht um des Geldes willen liebte, ging er zu jedem Rennen, das in Reichweite der Stadt abgehalten wurde. Zu diesem Zweck hatte er ein Karriol und zwei Rösser erstanden.
    Frederica unterdrückte den Impuls, gegen seine Verschwendung zu protestieren, immerhin hatte er die Unsummen für Charis' Debüt in London gebilligt. Graynard hatte das Geld für diese Season verschafft, und Graynard gehörte nicht ihr, sondern Harry. Sie erlaubte sich gerade nur, ihn mit einem halben Lachen zu bitten, keine Schulden zu machen. Ungeduldig entgegnete er: „Ach, Blödsinn! Ich bin doch kein armer Schlucker! Erwartest du von mir, dass ich Mietpferde kutschiere wie ein Sonntagsjäger? Warum sollte ich?"

    „Aber nein! Nur, dass die Ausgabe für die Stallung in London - und außerdem ein Stallknecht ..."
    „Unsinn! Kleinigkeit! Wenn du nur etwas Verstand hättest, Freddy, dann hättest du unsere Pferde nach London mitgebracht, und dazu den Kutscher John! Ich kann dir sagen, es passt mir gar nicht, dass du in einer Mietkutsche herumziehst. Es macht keinen guten

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