Heiratsmarkt
Ich will keineswegs leugnen, dass meine Bemühungen nutzlos waren - genau wie die Louisas! Aber das war zu erwarten!", erklärte sie, einen Augenblick lang von ihrer olympischen Höhe herabsteigend. „Wenn ich dir, Eliza, von Louisas Torheit erzählen wollte ...!" Sie hielt sich zurück, wurde wieder würdevoll und sagte: „Aber das ist unwichtig. Es genügt zu sagen, dass weder ihre noch meine Anstrengungen von Erfolg gekrönt waren."
Wieder hielt sie inne, fuhr jedoch nach einem Augenblick entschlossen fort und fixierte dabei ihre Schwester. „Meine natürliche Parteilichkeit", stellte sie fest, „hat mich für die Fehler von Alverstokes Charakter nie blind gemacht, aber sosehr ich sie bedauere, fühle ich mich doch verpflichtet, in aller Gerechtigkeit zu sagen, dass sie nicht allein ihm zuzuschreiben sind. Abgesehen von der Nachsicht, die ihm von der Stunde seiner Geburt an gewährt wurde, wird er so sehr umworben, umschmeichelt und richtiggehend gejagt, dass man, sosehr man den Zynismus beklagen muss, mit dem er Frauenzimmer ansieht, nicht darüber staunen kann. Ich versichere dir, Eliza, ich habe mich oft für mein eigenes Geschlecht geschämt! Und das, stelle ich mir vor, ist der Grund, warum er dazu neigt, sein Interesse an Frederica zu heften. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich sie genau beobachtet habe. Aber wenn du mich fragen würdest, ob sie sich seines Interesses für sie bewusst ist oder ihr ein Antrag von ihm willkommen wäre, dann müsste ich antworten, dass ich es nicht weiß. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich nie gesehen habe, dass sie auch nur den kleinsten Köder nach ihm ausgeworfen oder durch das geringste Zeichen verraten hätte, dass sie für ihn ein wärmeres Gefühl als das einer verwandtschaftlichen Freundschaft hegt."
Eliza verdaute das und erwiderte langsam: „Ich verstehe. Du glaubst, das gerade reizt ihn, und du könntest durchaus recht haben. Aber es erscheint mir sehr seltsam, dass sowohl Louisa wie Sally glauben, er sei in die andere Schwester verliebt."
„Er ist äußerst vorsichtig", behauptete Augusta.
„Dann muss es das erste Mal sein!"
„Sehr richtig. Ich bin der Meinung, dass er seine Gefühle selbst noch nicht kennt.
Aber ich halte es für bedeutsam, dass er sich Mühe gibt - ebenfalls, vermute ich, zum ersten Mal! -, nichts zu tun, das Frederica zum Gegenstand boshafter Gerüchte machen könnte. Selbst Louisa hat nicht gemerkt, dass in seinen Augen ein ganz anderer Ausdruck ist, wenn er mit Frederica spricht, als der spöttische Blick, den er Charis schenkt."
„Na ja", meinte Eliza, „ich hatte keine Ahnung von alledem oder dass die Angelegenheit so ernst geworden ist. Sicher, es fiel mir auf, als wir gestern Abend beisammensaßen und Felix ihm zu schmeicheln begann, dass er nicht so ... so unmenschlich war wie früher. Wenn das Fredericas Einfluss ist - oh, aber Augusta, ich kann das kaum glauben! Er erzählte mir selbst, dass Felix und sein Bruder in ihrer Obhut stehen - kannst du dir vorstellen, dass er bereit wäre, einen Teil dieser Verantwortung zu übernehmen?"
„Soviel ich höre", antwortete Augusta trocken, „hat er damit schon begonnen. Ich bin herzlich froh darüber - endlich kümmert er sich einmal um etwas anderes als um sein eigenes Vergnügen. Ich habe nie ein Geheimnis aus meiner Uberzeugung gemacht, dass der Müßiggang sein Ruin war. Sein Reichtum hat es ihm ermöglicht, sich jede ausgefallene Laune zu leisten, ohne sich selbst je die Mühe zu machen, die Kosten zu berechnen; er war nie verpflichtet, an jemand anderen als an sich zu denken. Und was ist das Ergebnis? Er war blasiert, bevor er noch dreißig war!"
„Also trittst du für die Vormundschaft .über zwei Schuljungen als Heilmittel ein?"
Eliza kicherte, als sie im Geist ihre eigenen Söhne Revue passieren ließ. „Na, langweilen würde er sich bestimmt nicht!", sagte sie und begann sich die Handschuhe anzuziehen. „Ich hoffe, die Damen Merriville heute Abend kennenzulernen, und bin jetzt doppelt darauf aus, es zu tun. Es wird jedoch schwer sein, mich zu überzeugen, dass ein Frauenzimmer, wie du es mir beschrieben hast, die passende Frau für Alverstoke wäre."
Als sie an diesem Abend vom Haus der Seftons abfuhr, neigte sie sehr zu der Meinung, dass Augusta recht haben könnte. Sie fühlte sich stark zu Frederica hingezogen, da sie ihre freimütigen natürlichen Manieren mochte, ihre ruhige Eleganz und ihre lachenden Augen. Das musste es gewesen sein, was auch
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