Heiratsmarkt
Vernons Ball erschien, was nicht zu verwundern war, und hat jetzt mehr als die Hälfte der standesgemäßen Junggesellen Londons zu ihren Füßen schmachten. Gregory", fügte sie, ohne ihre Gemütsruhe zu verlieren hinzu, „gehört auch zu ihnen. Aber daraus wird nichts, und ich bin froh, dass seine erste Liebe einem bescheidenen Mädchen von vortrefflichen Grundsätzen gilt. Ich bin überzeugt, es wird ihm sehr guttun."
Eliza sagte ungeduldig: „Ja, aber Vernon? Wenn er nicht in das Mädchen verliebt ist, was in der Welt hat ihn dann bewogen, sich zu rühren, nicht nur um ihret-, sondern genauso auch um ihrer Brüder willen? Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich!"
„Ich behaupte zwar nicht, dass ich sein Vertrauen genieße, doch ich kenne ihn ziemlich gut und glaube, er führte die Merriville-Mädchen bloß ein, um Louisa und Lucretia einen Tort anzutun. Dieses Weib", führte Augusta aus und hielt sich mit größter Mühe zurück, „hat nicht lange gezögert, ihn zu quälen, er solle einen Ball zur Feier von Chloes und Janes Debüt im Alverstoke-Palais geben. Man kann die Mittel erraten, die er anwandte, um Louisa zu zwingen, die Anstandsdame für die Mädchen zu spielen! Er kann seinen absurden Launen die Zügel schießen lassen, wie er will, aber ich bin der Meinung, dass sein Verhalten höchst verwerflich war. Ja, ich habe
ihm stark geraten, Louisas und Lucretias Frechheiten nicht nachzugeben."
Eliza musste den Impuls zurückhalten, Augusta daran zu erinnern, dass Alverstoke nie dafür bekannt war, auf schwesterliche Ratschläge zu hören. Sie sagte nur:
„Vermutlich hat er die Merrivilles zu seinem Ball eingeladen, um Louisa zu strafen, aber das erklärt noch nicht alles Übrige. Einer seiner sogenannten Mündel - Felix, ein ganz entzückender Knirps! - brach gestern ins Haus ein, und es war vollkommen klar, dass er Vernon als sichere Quelle aller Genüsse betrachtet. Er hat außerdem nicht die geringste Scheu vor ihm, was für sich spricht. Nun, warum, bitte sehr, sollte Vernon, der unseren Kindern gegenüber äußerst gleichgültig ist, sich für die Merrivilles interessieren, wenn nicht aus dem Grund, weil er wünscht, sich ihrer Schwester angenehm zu machen?"
„Das ist zweifellos der Grund. Aber wenn ich nicht sehr irre, ist es die ältere und nicht die jüngere, für die er entschieden eine Schwäche hat."
Eliza starrte sie an. „Guter Gott, wie kommt das?! Er erzählte mir, sie sehe passabel aus, sei nicht mehr in der ersten Jugend, voll Vernunft und herrisch!"
„Sehr richtig", stimmte ihr Lady Jevington zu. „Ich halte sie für ungefähr vierundzwanzig, aber da sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter praktisch Herrin des Hauses wurde, könnte man sie für älter einschätzen. Ich halte sie für eine junge Frau von Charakter und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie sehr gut zu Alverstoke passen wird."
„Augusta!" Eliza rang nach Luft. „Eine Frau, die gerade nur erträglich hübsch ist, für Alverstoke?! Du musst ja verrückt sein! Wann, bitte, hat er je eine Schwäche für etwas anderes als richtige Prachtfrauen gehabt?"
„Und wann, meine liebe Eliza, haben je diese Prachtfrauen, wie du sie nennst, ihn nicht schon nach wenigen Monaten gelangweilt?", erwiderte Augusta. „Ich gebe zu, Frederica kann
im Hinblick auf Schönheit Charis nicht das Wasser reichen. Aber sie hat sehr viel Haltung und eine Lebhaftigkeit des Geistes, die Charis abgeht. Sie sind beide angenehme, wohlerzogene Mädchen, doch Charis ist ein liebliches Kamel, während Frederica, meinem Urteil nach, eine Frau von überlegenem Verstand ist."
Etwas benommen von diesem maßvollen Urteil, sagte Eliza: „Augusta, bin ich vielleicht nicht ganz richtig im Kopf? Willst du mir ernstlich erzählen, dass du eine von Fred Merri-villes Töchtern für eine standesgemäße Partie für Alverstoke hältst?"
„Es ist vielleicht nicht die Partie, die ich für ihn gewählt hätte", gab Ihre Gnaden zu.
„Bei näherer Überlegung glaube ich jedoch, es wird genügen. Falls du nicht bereit bist, mit Gleichmut die Aussicht ins Auge zu fassen, dass dieser Tölpel, Endymion, Alverstokes Nachfolger wird, dann wirst du mir zustimmen, dass es höchst wichtig ist, dass Alverstoke heiratet und seine eigene Kinderschar bekommt, bevor er sich endgültig an das Junggesellendasein gewöhnt. Ich glaube, ich darf sagen, dass ich keine Mühe gescheut habe, seine Aufmerksamkeit auf jedes standesgemäße Frauenzimmer meiner Bekanntschaft zu lenken.
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