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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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stelle ich mir vor, als sie entdeckte, dass diese weder in der ersten Jugendblüte steht noch eine Schönheit ist, sondern gerade nur eine passabel aussehende junge Frau mit viel Vernunft und
    einer etwas herrischen Veranlagung. Louisa war daher auf Charis nicht vorbereitet."
    Ein Lächeln der Erinnerung umspielte seine Lippen. „Ich dürfte vermutlich die Schönheiten von bald zwanzig Seasons gesehen haben, muss aber gestehen, keine, die mit Charis Merriville zu vergleichen wäre." Er hob sein Weinglas und trank.
    „Gesicht und Figur vollkommen, und der Ausdruck höchst gewinnend. Unmöglich, einen Fehler zu finden! Selbst ihre Haltung ist anmutig, und man stimmt allgemein überein, dass ihre Manieren besonders erfreulich sind."
    Erschrocken und ziemlich bestürzt rief Eliza: „Guter Gott! Diese Unvergleichliche muss ich wirklich kennenlernen!"
    „Das kannst du gleich morgen, wenn du willst. Sie dürfte auf dem Tanzabend der Seftons sein. Begleite mich doch hin -wenn auch nur, um mir den Strom von Vorwürfen zu ersparen, mit dem mich Maria Sefton überschütten würde, falls ich dich nicht mitbringe. Ich wäre erstaunt, wenn dir Charis nicht den Atem raubt."
    Zum Unterschied von ihren Schwestern hatte Eliza nie versucht, ihren einzigen Bruder mit einer standesgemäßen Frau zu versorgen. Das Verhältnis zwischen ihnen war immer freundschaftlich, sogar etwas liebevoll gewesen, starke Bande hingegen verbanden keine Mitglieder der Dauntry-Sippe miteinander. Eliza war glücklich mit ihrem John Kentmere verheiratet, ging in ihrer Nachkommenschaft auf und besuchte London selten. Daher zeigte sie wenig Interesse an der Zukunft Alverstokes und hatte einmal Louisa wütend gemacht, als sie sagte, dass seine Heirat sie nichts angehe. Aber wieder einmal im Alverstoke-Palais eingerichtet, die Fäden ihres alten Lebens aufnehmend, empfand sie doch einige Sorge, denn ihr schien, dass er knapp vor einer Verbindung stand, die nur mit einer Katastrophe enden konnte. So schön diese Schul-zimmer-Miss auch sein mochte, sie würde ihn wahrscheinlich innerhalb eines Jahres ihrer Ehe zu Tode langweilen - wahrscheinlich sogar früher. Eliza hatte nicht viel auf Lady Jerseys Eröffnungen gegeben und sogar noch weniger auf einen leidenschaftlichen Brief Louisas, die ihr empfahl, alles zu versuchen, was ihr angeblicher Einfluss auf Alverstoke auszurichten vermochte, um ihn und die Familie vor einer entsetzlichen Mesalliance zu retten.
    Die Lobeshymne dagegen, die Alverstoke zum Preis Charis Merrivilles sang, hatte die Wirkung, sie am nächsten Tag zu einem Besuch Augustas zu bewegen. Bei all ihren Fehlern mangelte es dieser nicht an Vernunft und Urteilskraft.
    Lady Jevington empfing Eliza mit mäßiger Freude, erkundigte sich mit ausgesuchter Höflichkeit nach der Gesundheit ihrer Familie und drückte die Hoffnung aus, dass sie ihre Garderobe auffrischte, solange sie in London war. „Denn ich würde meine Pflicht als deine älteste Schwester vernachlässigen, Eliza, wenn ich dir nicht sagte, dass dieses unmoderne Kleid dir eine äußerst altmodische Erscheinung verleiht", sagte sie. „Zweifellos bist du zu diesem Zweck nach London gekommen."

    „Eigentlich nicht", antwortete Eliza. „Ich bin gekommen, um herauszufinden, ob es stimmt, dass Vernon sich Hals über Kopf in irgendein höchst vollendetes Stückchen Natur, noch keine zwanzig Jahre alt, verliebt hat."
    „Nicht, dass ich wüsste", erwiderte Lady Jevington mit majestätischer Ruhe. Sie gönnte ihrer Schwester ein dünnes Lächeln, in dem sich Toleranz und Verachtung mischten. „Das hat dir vermutlich Louisa geschrieben. Louisa ist ein Narr."
    „Ja, aber Sally ist kein Narr, und auch sie schrieb mir, dass Vernon auf Haaresbreite drauf und dran ist, die meinem Gefühl nach größte Unvorsichtigkeit seines Lebens zu begehen."
    „Ich habe Sarah Fanes Verstand nie über den Durchschnitt bewertet", stellte Lady Jevington fest.
    „Augusta, er hat mir gestern Abend das Mädchen in derartigen Ausdrücken beschrieben, wie ich sie ihn noch nie verwenden hörte!"
    „Er hat dich angeschwindelt", beharrte Lady Jevington.
    Eliza runzelte verblüfft die Stirn. „Willst du damit sagen, dass sie nicht so außergewöhnlich reizend ist? Aber wenn dem so ist, warum sollte er ..."
    „Ich glaube nicht, dass ich je ein schöneres Mädchen gesehen habe, als Charis Merriville - und selten eines, das sich reizender benimmt", verkündete Ihre Gnaden kritisch. „Sie kam sofort an, als sie auf

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